Donnerstag, 5. Juli 2012

Krankenhaus

Erst hab ich heute mit einer Umzugsfirma gesprochen, morgen nachmittags ist im Apartment im Augustinum Vorbesprechung für den Umzug der Möbel. Grosse Firmen waren ausgebucht, ein kleinerer Betrieb in der Nähe meines Hauses kann den Umzug machen.
Heute fuhr ich dann zur Abwechslung mal wieder in ein Krankenhaus, der OP Termin meines Verwandten wird vorgezogen. Dazu bestand leider dringliche Notwendigkeit. Mein Verwandter hat seit längerem grosse urologische Probleme. Endlich kümmert sich ein Arzt und zwar der Arzt der Blindenwohnstätte.
Wenn das Pflegepersonal im Augustinum monatelang hört: Können Sie mir bitte einen Blasentee machen, dann fragt niemand, ob ein Arzt erwünscht ist. Wenn ich nachfrage, um Termin beim Urologen bitte, dann gestaltet sich das schwierig, das Augustinum hat seit Jahren keinen Urologen, der in die Praxis ins Augustinum kommt und z. B. dort Ultraschall anbietet (früher war das so und Vorsorgetermine wurden angeboten). Keiner kümmerte sich um die Vorsorge, weder Ärztinnen noch die Pflege. Mit diesem System war mein Verwandter arm dran im Augustinum Kleinmachnow.
Ich erreichte, dass ein Urologe meinen Verwandten im Frühjahr untersuchte. Er wollte ein Rezept schicken, das ist bis heute nicht eingetroffen.
Mein Verwandter hatte im Mai fast ständig Bauchschmerzen. Ich verlangte einen Arzt. Eine Ärztin im Haus behandelte seinen Rücken. Dann kam die andere Ärztin, sagte er hätte einen grippalen Infekt. Mein Verwandter war den ganzen Mai krank.
Kurz darauf kam er mit Atemnot mit Rettungssanitätern ins Krankenhaus, es war eine schlimme Lungenentzündung. Noch im Krankenhaus hatte er wieder massive Bauchschmerzen, es war ein Harnröhrenverschluss. Es wurde ein Dauerkatheter gelegt, nur noch die kleinste Grösse ging bei starken Schmerzen und ziemlichen Blutungen hinein, nun geht auch das kaum noch. Morgen bekommt mein Verwandter einen Katheter in die Blase und am Montag wollen sie sowohl Harnröhre als auch Prostata operieren, die Harnleiter seien auch fast zu.
Das Krankenhaus ist weit weg.
Die Autofahrt zwischen diesen blöden Rikschas für Touristen im Zentrum Berlins machte keinen Spass. Ich leb in meinem Kiez und das Merkel-Berlin mag ich nicht. Ich bin Urberliner und hab am neuen Berlin so wenig Spass wie am neuen Flughafen. 1 1/2 Stunden parken kam dort 5 Teuros.
Abends die Rückfahrt bei Gewitter, der Blitz schlug neben meinem Wagen ein, ich kam völlig durchnässt um 22 Uhr zu Hause an und hoffe sehr, die beiden OPs in kürze gehen gut. Ich drück beide Daumen. Ich fragte den Krankenhausarzt: Danach ist alles ok? Er sagte: Nur gebessert. Ich sagte: Er ist doch erst 90 Jahre alt, er will doch noch was haben vom Leben.
Es ist wie mit dem Satz: Mit Videokameras können sie alles kontrollieren, aber einem Blinden zum Sehen verhelfen, das können sie nicht.
Jedenfalls meinte mein blinder Verwandter: Unter Blinden ist der Lahme König.
Damit hat er Recht.

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