Sonntag, 23. Juni 2013

Diesmal mit Obst

Heut nachmittags geh ich zu meinem Verwandten und bringe ihm schöne reife Pfirsiche mit, er isst mit Genuss. Die Nachbarin gegenüber zetert über die unzureichende Pflege, der junge festangestellte Pfleger hat Mühe seine Arbeit zu schaffen. Er schimpft mit mir, mein Verwandter halte ihn von der Arbeit ab, er hätte schon wieder geklingelt!
Ich denk: Moment mal, der Bewohner ist seine Arbeit und nicht die Essensausgabe. Das scheint er zu übersehen. Er übersieht auch, dass man Bewohnern die Klingel nicht wegnehmen darf. Ausserdem: Als ich um 16 Uhr 45 kam, da schob die Beschäftigungstherapie gerade meinen Verwandten aus dem Fahrstuhl, er war gar nicht auf dem Wohnbereich. Und, ab da bis 19 Uhr 15 hab ich mich komplett um meinen Verwandten gekümmert, ihn ins Bett gelegt, ihm Essen und Trinken gereicht und ihn unterhalten. Er hat also dem Pfleger gar keine Mühe gemacht.
Der Pfleger erwähnte auch: Es hätte dazu nun auch noch eine Pflegerin gekündigt. Ich antwortete: Ja, wenn sie woanders besser bezahlt wird?
Wirklich geeignete, passionierte Pfleger gibt es kaum noch. Nonnen sind ausgestorben. Die vom Arbeitsamt im Schnellkurs umgeschulten Arbeitslosen möchten eine Arbeitsstelle, aber das ist halt nicht ihr Traumjob. Beruf kommt von Berufung, sie hören keinen Ruf, sie machen einen Job für einige Zeit, suchen sich dann eine branchenfremde Arbeit. Es gibt zu viele alte Menschen. Wir müssen uns selber gegenseitig pflegen.
Nun, mein Verwandter erzählte mir, er kann wieder unten mit den anderen essen, der Speisesaal und die Küche wurden einige Tage desinfiziert, es war wohl wieder ein Durchfallvirus im Haus. Solch Viren grassierten auch häufiger im Augustinum.
Gemeinschaftswohnen jeglicher Art bedeutet ein erheblich höheres Ansteckungsrisiko als allein in einem Haus oder einer Wohnung zu leben.

Auf all das möchte ich gern verzichten. Diese Pflegeversicherung ist keinen Cent wert und die Pflegeindustrie auch nicht.

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