Montag, 30. April 2012

Seit Tagen neue Klagen

Seit Tagen klagt mein blinder Verwandter: Die Frühschicht nimmt ihm wieder die Waschlappen weg, heute hatte er auch keine Handtücher. Er darf sich nicht waschen. Den ganzen Tag sitzt er allein in der Wohnung, ohne Kontakte.
Abends kam die Kraft zum Augentröpfeln, er sagte: Wer sind Sie? Antwort: Fr. B. Man sagt dem Blinden nicht, wer eintritt. Fies ist das. Ich kam mit Lebensmitteln, ging mit einem riesigen Beutel voll Dreckwäsche, auch Bettwäsche. Die wasch ich jetzt.
Mein Verachtung an das System, ich kann es nicht empfehlen.

Montag, 23. April 2012

Neuer Pfleger

Ständig kommen neue Pflegekräfte.
So erzählt mir mein blinder Verwandter heute beim Abendbrot: Morgens
kommt seit Tagen ein Mann, der war früher Gebäudereiniger. Viele Kräfte wurden umgeschult.
Besser in der Altenpflege arbeiten, als gar kein Job.
Der ständige Wechsel stresst den Blinden.

Sonntag, 22. April 2012

Brioche

Mein Verwandter isst gerne zum Frühstück Brioche. So bestellte er beim Lädchen im Augustinum Brioche. Sie hängten ihm Rosinenbrot an die Tür. Da war er traurig. Er liess das Rosinenbrot wieder an die Tür vom Lädchen hängen. OK, ich bin extra einen Umweg gefahren zu einem Laden, der Brioche hat und kaufte ihm einen Laib.
Ich komm heute ins Schliessfach, da liegt eine Tüte mit Brioche auf dem Tisch und mein blinder Verwandter weiss von nichts.
So, sag ich, nun hast Du zwei Brioche.

Donnerstag, 19. April 2012

Neue Wohnform im Alter

Eine Freundschaft ruft mich an. Sie erzählt, es gibt eine neue Wohnform im Alter. Bekannte wollen ihre Eigentumswohnung verkaufen und in ein Mehrfamilienhaus ziehen, welches eine WG gemischten Alters ist. So ähnlich wie eine Genossenschaft strukturiert. Es bedeutet: Die Alten kümmern sich um die Kinder der jungen Familien und wenn die Alten Hilfe brauchen, dann werden sie von den Jungen gepflegt. Dienstleistung auf Gegenseitigkeit. Vertraglich abgesichert. Na, ob das funktioniert? Es hängt sicher von den Bewohnern und Mitbewohnern ab.
Die neuen Ideen kommen, weil das System der Pflegeversicherung seine Tücken hat. Nichts ist perfekt und für jeden geschaffen.
Wohngemeinschaften, Alterspflege WGs sind modern und wachsen wie Pilze aus dem Boden.
Heute im Augustinum hab ich Termin für die Maniküre gemacht. Mein Verwandter erzählte, er wollte nicht, dass die Wäsche abgeholt wird, der Pfleger hat trotzdem einen Auftrag ausgefüllt. Ich hab die zwei Wäscheteile dann wieder mitgenommen.
Das klappt nicht nach Wunsch.
Den Essensplan für nächste Woche haben wir auch besprochen und ich hab ihn am Empfang abgegeben. Die Chefin dort ist wirklich super.
Und wenn ich lüfte und aus dem Fenster sehe, es wird grün, aber nichts blüht richtig. Vorigen Herbst wurden keine Tulpenzwiebeln gesetzt wie in den Jahren davor.
Die Gärtner haben den Ranunkelstrauch und die wilde Rose so sehr gestutzt, auch sie werden im Sommer nicht blühen. Vielleicht im nächsten Jahr. Schade, die Gärtner auf Bestellung haben kein Händchen. Die früherige angestellte Gärtnerin war besser.
Ausser wenigen Bodendeckern, die jetzt blühen, gibt es nur Dotterblumen und Gänseblümchen in der Wiese, ein Rasen ist das nicht mehr.

Dienstag, 17. April 2012

Beim Abendbrot

Ich bring die Wäsche, koch Kaffee, erledige die Post, kümmere mich um das Abendbrot. Mein Verwandter erzählt, das Mittagessen hat ihm nicht geschmeckt. Das Abendbrot, Stulle mit Mord im Keller (Mortadella), gefällt ihm besser. Er hat heute im Radio gehört: Schwerstverbrecher, lange einsitzend, bekommen jetzt einen Wohn- und Schlaftrakt. Sag ich: Sei nicht neidisch, du hast ja auch zwei Zimmer. Sagt er: Ja, da gibt es frappierende Ähnlichkeit, aber der Spion in der Tür im Augustinum geht von innen nach aussen und im Gefängnis von aussen nach innen. Er überlegt: Das könne man leicht ändern, man braucht nur die Schliessfachtüren von der linken auf die rechte Seite des Ganges tauschen und umgekehrt. Dann ist der Altersknast perfekt.
Jedenfalls gehen dann einige alte Damen zum Theater. Es läuft ein Film, den ich schon zig mal gesehen habe und zwar "Mörder Ahoi", Miss Marple und Mister Stringer. Wie passend.

Sonntag, 15. April 2012

Spaziergang

Das Wetter war schön und so setzte ich meinen Verwandten in den Rollstuhl und wir gingen spazieren, im Apartment waren in einem Zimmer die Rolläden nicht hochgezogen worden. Das wirkt so beklemmend und trist. So kam mein Verwandter endlich mal wieder an die frische Luft. Der Teich beim Augustinum ist ein Tümpel geworden, Bäume sind ins Wasser gestürzt, das sieht zur Zeit nicht sehr attraktiv aus.
Auf der Strasse vor dem Augustinum spielten Kinder, das machte meinem Angehörigen Spass. Der Rollstuhl schiebt sich im Haus ordentlich, aber draussen ist das ganz schön anstrengend. Trotzdem gingen wir erst zurück, als es kühler wurde und unser Abendbrot schmeckte uns gut. Wir unterhielten uns gut und die Frau von der Pflege, die dann kam um meinen Angehörigen auszuziehen, war sehr nett. Er meinte heute aber auch, dass die Dame, die morgens kommt, sehr forsch ist, und dass er sie nicht mag.

Freitag, 13. April 2012

Es wird Frühling

Als ich nachmittags zu Besuch komme, da sind in einem Raum noch die Fensterläden runtergelassen. Ich koch Kaffee, ich seh aus dem offenen Fenster. Etliche Vogelarten zwitschern, es grünt. Ausser ein paar winzigen blauen Blüten einer Bodendeckerpflanze und nur minimalem Gelb an den Forsythien blüht nichts im hinteren Garten, der Rückseite des Augustinums, welche an den ALBA Recyclinghof grenzt. Früher war das anders, da blühte viel. Das Augustinum hatte eine Gärtnerin, die Frau hatte ein Händchen dafür. Jetzt kommen nur noch gelegentlich Arbeiter einer Gartenbaufirma und der Unterschied ist immens. Die Blüten vom Vorjahr der Rhododendren vor dem Apartmentfenster wurden nicht ausgebrochen, man sieht das Abgeblühte noch immer und das senkt die Anzahl der Knospen in diesem Frühjahr. Auch die Forsythien blühen kaum, da wurde wohl auch nicht gedüngt.
Ganz anders mein Garten. Da blühen jetzt meine Obstbäume, es blühen Narzissen, frühe Tulpen, Krokusse. Scillas, Winterlinge und Schneeglöckchen sind schon abgeblüht und ich warte auf die späten Tulpen.
Vor dem Augustinum hat man sich mehr Mühe gegeben und Beete sind hübsch dekoriert. Das ist ja auch die Visitenkarte des Hauses.
Aber vor Jahren waren alle Blumendekorationen üppiger, auch im Foyer.
Und wer den hinteren Garten kennt und kannte, der merkt: Es wird sparsamer gewirtschaftet im Augustinum.

Donnerstag, 12. April 2012

Der Essensplan

Irgendwie klappt das nie so richtig mit dem Essen.
Mein Verwandter sagte dem Personal, der Essensplan sollte im Postfach bleiben bis ich komme.
Dort war er nicht mehr und er war nirgends im ganzen Schliessfach. Ich hab gesucht.
Der Empfang hat mir schliesslich geholfen, mir den Plan kopiert und ich hab alles nach Wunsch meines Verwandten angekreuzt.
Vorige Woche gab es schon wieder zwei Mal zwei nicht bestellte Kiwis.
Mein blinder Verwandter kann sie weder schälen, noch zerteilen und dann löffeln und er mag sie auch nicht sonderlich gern.
Die Küche schickt oft Sachen, die mein Angehöriger nicht bestellt hat und nicht mag.

Spätlese

Ruth Istock stellt am Donnerstag ihr Buch "Spätlese" vor. Es schildert, was man so alles in einem Jahr im Augustinum erleben kann.
Nun denn, ich geh nicht hin. Ständig stellen sie Bücher vor, das ist ein wenig eintönig.
Die Bücher kann man dann, nach der Lesung, natürlich sofort erwerben.

Dienstag, 10. April 2012

Autorenlesung

Da war heute ein Anschlag, eine Vorankündigung, Reklame. Eine Frau Strittmatter will eine Lesung im Augustinum machen, ein Buch im Aufbauverlag erschienen und man soll auch noch gut Geld dafür bezahlen.
Früher brachten die alten Tanten aus der DDR als Geschenk für mich langweilige Bücher vom Aufbauverlag mit. DDR Literatur, teils sozialistisch, für eine westberliner Göre.
Also, ich geh da nicht hin.

Ostermontag

Heute haben wir es uns sehr nett und gemütlich gemacht, das Personal war nett zu meinem Verwandten. Wir haben viel von alten Zeiten erzählt, als seine Frau noch lebte. Sie war die treibende Kraft, die 1998 ins Augustinum ziehen wollte. Das war damals neu und chic.
Vor Jahren zog auch eine sehr nette Dame mit ihrem Hund ins Augustinum in eine 2 Zimmer Wohnung. Sie kam aus Westdeutschland, ihr Mann war verstorben und sie wollte in der Nähe von berliner Verwandtschaft leben. Sie klingelte oft bei meinen Verwandten, besonders wenn ich da war, wollte Rat bezüglich ihres Hundes wegen Tierarzt, Hundepension, Futterladen. Sie kannte sich nicht aus und einsam war sie auch.
Im Augustinum wurde sie gemobbt wegen ihres Hundes, sie ging durch die Tiefgarage um ihn auszuführen. Er war lieb, aber er war ein Kampfhund. Die anderen Bewohner mieden diese Frau mit dem Hund.
Dann verstarb der Hund plötzlich und noch relativ jung. Man durfte sich ja im Augustinum keinen neuen Hund anschaffen. Mitbringen ja, als Bewohner neu kaufen, nein. So war die Hausordnung.
Jedenfalls zog sie wieder dorthin zurück, wo sie herkam. Freunde boten ihr in ihrem Haus eine Einliegerwohnung und sie wollte sich wieder einen Hund kaufen, sie war noch relativ jung und sehr rüstig. Das war für sie besser als im Augustinum zu leben.
Ansonsten war es langweilig, nichts los im Augustinum und das Wetter zu trübe und kalt um spazieren zu gehen.

Montag, 9. April 2012

Ostern

Als ich heute zum Osterbesuch kam, oh Wunder, war im Schliessfach alles an seinem Platz, nur für heute hat es geklappt. Mein Verwandter und ich haben uns einen schönen, gemütlichen Ostertag gemacht.
Vom Haus gab es ein kleines Präsent, ein gebackenes Osterlamm aus Rührteig mit kleinen Zuckereiern auf grüner Holzwolle. Das Lamm gibt es jedes Jahr, immer das gleiche. Es ist aber nett, dass sie an die Mieter denken.

Samstag, 7. April 2012

Karfreitag

Die Rolläden sind in einem Zimmer heruntergelassen, im Kühlschrank ist Unordnung, das Telefonkabel liegt als Stolperfalle mitten im Wohnzimmer.
Das Pflegepersonal ist nicht lernfähig.
Ich koch Kaffee, mach Abendbrot, mein Angehöriger und ich haben uns viel zu erzählen. Wir erzählen uns auch Witze. Mein Verwandter sagt: In der Apotheke gibt es Zäpfchen zum Einführungspreis.
Ich mach den Haushalt, fahr nach Hause um die Wäsche meines Verwandten zu waschen. Ich bin um 20 Uhr 30 zu Hause.
Da ist der Tag noch nicht zu Ende. Es ist eine grössere Menge Wäsche, Bettwäsche incl.

Donnerstag, 5. April 2012

Programm zum Jubiläumsjahr

Senta Berger, Wibke Bruhns, Echoes of Swing, Marianne Koch, Edda Moser, Erika Pluhar dienen sich dem Augustinum an.
Es ist merkwürdig, es sind alles Menschen, die mir nichts bedeuten, die mir nichts zu sagen haben. Das lässt mich kalt, das kommt bei mir nicht an. Und ich bin sehr wohl schon im Seniorenalter und auch begeisterungsfähig.
Und das Augustinum glaubt, dafür verkauft man sein Haus und zieht dort ein? Nö.

50 Jahre Kultur der Vielfalt

50 Jahre Kultur der Vielfalt, das Programm zum Jubiläumsjahr. So flaggen sie sogar kunterbunt vor dem Haus.
Heute nachmittags, recht früh, es war sonnig und viel zu kalt für draussen, kam ich ins Augustinum. Wir gingen ins Cafe-Restaurant und waren mit Kaffee und Himbeertorte gut bedient. Wir beschlossen das Programm zum Jubiläumsjahr links liegen zu lassen. Im Theater sollte ein Mandolinenorchester mit Xylophonbegleitung spielen. Also, ne wissen Se, ne. Zurück ging es am Andachtsraum vorbei. Der riesige schwarze Lappen über dem Kreuz sieht genau aus, wie ein Vampir. 2 schwarze Zipfel oben, dann riesige Schwingen über dem Kreuzbalken und 2 lange flatternde Schwingen. Der Andachtsraum sah aus wie Draculas Schloss.
Zurück im Schliessfach packte ich die mitgebrachten Waren weg. Im Kühlschrank war nichts an seinem Platz, die Wärmflasche musste ich suchen, die Wäsche sollte gestern eingetütet werden und heute abgeholt. Sie lag noch immer unverpackt im Servicefach. Also hab ich sie heute abends mitgenommen.
Nach dem Abendbrot, welches ich machte, kam eine Pflegerin zum Augenträufeln.
Sie gab erst Antibiotikatropfen. Ich fragte: Wie lange denn noch? Meines Wissens nach gibt man solch Tropfen höchstens 2 Wochen und ich glaub auf der Verordnung stand 10 Tage.
Sie sagte die Packung wurde am 6.3. angebrochen, das ist ja schon ein Monat, die die Antibiotikatropfen verabreichen! Sie will sich auf mein Nachfrgen hin erkundigen.
Die Pfleger sind wie schlecht programmierte Roboter. Nichts klappt.
Also abwaschen, Müll rausbringen. Tschüss, bis morgen...
Im Auto leg ich erst mal eine CD von Rod Stuart auf, besser als Mandolinenorchester, plimplimplimplimplim.
Halbe Stunde Fahrt nach Hause, unterwegs noch mal 20 Minuten in einem Laden einkaufen.
Um 21 Uhr bin ich zu Hause.
Wir erkundigen uns nun in Heimen nach einem passenden Platz für meinen blinden Verwandten.
Er könnt ja auch bei mir wohnen.

Mittwoch, 4. April 2012

Anruf

Ich musste heute arbeiten, rief meinen Verwandten an, um ihn an den 80. Geburtstag seines Schwagers in Stuttgart zu erinnern. Dort hatte mein Verwandter schon gratuliert, erzählte er. Schade, dass die Familie so weit weg wohnt. Denn ansonsten sass mein Angehöriger wie immer einsam in seinem Sessel in seinem Apartment.
Na dann bis morgen.

Osterdekoration

Ich komm nachmittags ins Augustinum, im Foyer ist eine grosse Fläche sehr liebevoll für Ostern dekoriert. Ich komm ins Schliessfach, alles ist wie immer. Ich bearbeite den Antrag für die PER Versicherung, glaub nicht an einen Zuschuss diesmal. Die Kosten werden wir diesmal wohl alleine tragen. Ich mach Abendbrot, den Haushalt... Die Pflege kommt nach 19 Uhr 30 meinen Verwandten ausziehen.
Ich denk zurück an den März. Anfang März haben sie meinen Angehörigen mal abgeholt, die Veranstaltung war: Geburtstagsnachfeier für die im Februar geborenen. Vor kurzem bin ich mit ihm im Rollstuhl über den Osterbasar geschlendert.
Wir waren mehrmals zusammen spazieren. Ansonsten kam er nur einmal raus, und zwar zum Frisör. Das wars.
Ich hatte ja mal bei der Leitung angefragt, ob man den Treffpunkt nicht etwas interessanter gestalten könnte als nur für die Verblödeten? Es ist ja nicht jeder sehr alte Mensch dement.
Die Antwort war: Wissen Sie was das kostet? Nein, aber das hat doch sicher etwas mit rentabel und unrentabel zu tun.
Jedenfall wurde mir da die Individualbetreuung für knapp 20 Euro pro Stunde empfohlen, für die keine Kasse, keine Versicherung aufkommt.
Und dabei haben die Pfleger kein Fachwissen für blinde Alte, das erübrigt sich dann.
Nun hab ich angefragt, weil er den Notrufpieper nicht um hatte und der Stock sich im Telefonkabel verheddert hatte. Man könne öfters einen Kontrollbesuch machen, war die Antwort.
Wie im Knast. Ach nein, im Augustinum geht der Spion in der Tür ja von innen nach aussen und nicht von aussen nach innen. Trotzdem, mein Verwandter ist nur fast nur in seiner Wohnung, blind, kaum Abwechslung und hat nur Kontakt zum Pflegepersonal ausser mir. Manchmal kommt auch der Pfarrer, wie im Knast.
Im Andachtsraum haben sie jetzt das Kreuz mit einem riesigen schwarzen Lappen verhängt.
Und im Theater war ein Vortrag über Bio Frass und Nachhaltigkeit. Null Bock auf BIO.
Den Essensplan für nächste Woche haben wir auch bearbeitet, aber nicht fleischlos, nein, mein Verwandter möchte Hausmannskost.
Um 21 Uhr 30 war ich wieder zu Hause. Vorher lernte ich noch die neue Bankangestellte kennen.
Es ist mir zu viel Arbeit neben der Arbeit mit dem Augustinum.
Seit dem ich das Augustinum kenne, da weiss ich mein Häuschen doppelt und dreifach zu schätzen.
Ich hab mir noch einen Teller Schweinebraten warm gemacht. Köstlich. Ich werd nie ins Augustinum ziehen. Das Augustinum hat nachhaltige Wirkung auf mich. Abschreckend.

Dienstag, 3. April 2012

Messe

Ich lese: Es war Altenpflegemesse in Hannover.
Die Firma Aastra präsentiert neue Technologie:
"Mit der so genannten iButton-Technologie könne man zahlreiche Vorgänge in Pflegeheimen personalisieren. Pflegekräfte führen den iButton mit sich, können damit Türen oder Medizinschränke öffnen sowie gleichzeitig Zugang zum EDV-System erhalten. Eine leichte Berührung des iButtons auf dem Lesegerät genügt, schon ist der Computer freigegeben, für den Mitarbeiter relevante Programme starten automatisch mit seinem Profil. Ebenfalls zum ersten Mal auf der Messe: Die beiden neuen, auf die iButton-Technologie abgestimmten, Bewohnertelefone. An ihnen kann das Pflegepersonal per iButton eine personifizierte Anwesenheit setzen, einen Notruf auslösen sowie Pflegezeiten zwischen An- und Abwesenheit dokumentieren."
Big brother ist in der Pflege mächtig am Werk.
Ich möchte nicht von solchen Computern gepflegt werden.

Ein Besuch wie jeden Tag

Ein Besuch wie jeden Tag war es heute, ich kam bepackt mit Lebensmitteln, die Wärmflasche lag auf dem Duschstuhl, das Schlimmste war: Mein Verwandter sass im Sessel, der Stock war in der Telefonschnur verheddert... Gefährlich sah das aus. Der Notrufpieper lag auf dem Nachttisch, nicht um den Hals gehängt, und da kommt stundenlang niemand vom Personal nachsehen.
Es war langweilig ansonsten. Montags und Dienstags hat das Cafe-Restaurant leider geschlossen. Aufenthaltsräume gibt es keine und draussen war es trübe und kalt. Also blieben wir im Schliessfach.
Nachmittags fuhr ich los, um 21 Uhr war ich zu Hause. Der Zeitaufwand täglich ist zu gross.
Wohnstifte mit dieser Selbstversorgerei finde ich unmöglich.
Es ist nicht normal, alles, was man braucht heranzuschleppen und zu putzen etc.
Normal im Alter ist: Man wird versorgt und der Besuch kommt mit einer kleinen Leckerei, Obst oder so und hellt den Alltag etwas auf, man geht etwas spazieren, hat sich was zu erzählen.
Im Augustinum bin ich das Arbeitspferd und der Packesel.

Montag, 2. April 2012

Rentabilität

Da les ich nun im Netz über das, was im Altenpflegebereich rentabel ist. Die alten 30 - 40 Bettenheime sind nicht mehr rentabel. Stimmt, sie wurden bei uns geschlossen. Dabei war es hier in meiner Nähe dort sehr familär und auch gemütlich.
Ich lese: Gefordert werden mindesten 50 bis 70 Betten um rentabel arbeiten zu können, meist sind es mehr, so um die 100 Plätze, und auch 200 bis 300 Bettenhäuser entstehen. Die Pflegeheime müssen eine hohe Belegung haben um rentabel zu arbeiten. Rentabel heisst: Sie müssen Gewinn erwirtschaften. Und zwar mehr als Bankzinsen.
Und nun vergleich ich mal mit der WG, die ein ambulanter Pflegedienst bei mir in der Nähe aufgemacht hat. Dort gibt es nur 11 bis 16 Betten, zwei Pflegekräfte tagsüber und eine Kraft nachts. Ich war dort öfters zu Besuch und es hat mir und auch Bekannten dort sehr gut gefallen. Auch eine Familie, deren sehr alte bettlägrige Grossmutter dort gepflegt wurde, äusserte sich mir gegenüber sehr positiv.
Und ich finde es schlimm im Altenpflegebereich über Rentabilität nachdenken zu müssen.
Früher gab es ein Gesetz: Altenheime waren dem Staat vorbehalten, der durfte an Organisationen wie Kirchen oder Rotes Kreuz deligieren, aber nicht an private Firmen.
Ne, also zu Hause ist es am besten! Mit 200 alten Leutchen zusammen fühl ich mich nicht wohl.
Ich halt die moderne Altenpflege mehr und mehr für eine Fehlentwicklung.

Notruf

Sagt mein Verwandter heute: Wenn man an der Klingelschnur zieht, oder den Knopf vom Pieper drückt, dann dauert es oft eine halbe bis sogar eine Stunde, bis jemand kommt. Nun, das Haus in Kleinmachnow ist riesig und es gibt viele Pflegefälle. Aber, wenn man in seinem eigenen Haus einen Pieper vom Johanniter Hilfsdienst oder Malteser Hilfsdienst hat, dann dauert es auch nicht länger, bis die Helfer da sind.
Und mit dem Nachbarn telefonieren, so es möglich ist, ist noch schneller.