Mittwoch, 31. Juli 2013

Pack die Badehose ein

Am Donnerstag, 1. August 2013 um 18 Uhr im Augustinum Kleinmachnow im Theatersaal:

Kulturgeschichte in Mode
Pack die Badehose ein

Eintritt 3 Euro, 5 Euro (Gäste)
Ein Vortrag von Dr. Verena Dollenmaier

Nun, "Pack die Badehose ein" gibt es bei mir kostenlos und gratis und garantiert nicht umsonst!

Hier:



In Lankwitz

Die Leasingkräfte erzählen, wo sie schon überall gearbeitet haben. Mehrere waren bei Vitanas, obwohl Vitanas sagt, sie haben nur in Notfällen Leasingarbeiter. Andere erzählen von FSE, das ist die AWO. Das Haus kenn ich. Vor langen Jahren stand dort ein altes städtisches Heim, unattraktiv. Dann übernahm die AWO, riss ab und setzte einen grossen, schönen Neubau hin. Man lud mich ein zu einem Nachmittag mit Vortrag über das Haus. Ich bemerkte dort als erstes einen extremen Geruch von Durchfall im Fahrstuhl. Danach fand ich das Haus Käthe Kollwitz nicht mehr so gut.
Wir hatten eine sehr alte adlige Dame in der Nachbarschaft, es gelang ihr sehr lange mit Haushaltshilfe in ihrem kleine Haus zu verbleiben. Dann kam sie ins Krankenhaus, sie hatte keine Patientenverfügung, man legte ihr ein paar Schläuche und sie kam ins AWO Haus Käthe Kollwitz in der Kaulbachstrasse, wo sie leider noch sehr lange leidend im Bett lag.
Als nächstes kam mein alter Deutschlehrer mit Frau, auch aus der Nachbarschaft, häufig bei mir vorbei, immer auf dem Weg zu ihrer Tante, die im AWO Heim lebte. Ich fragte, wie es ihnen denn dort gefällt, wie die Pflege ist... Sie gaben mir die Standardantwort vieler Angehöriger: Wenn man täglich zu Besuch geht, dann geht es...
Die AWO arbeitet mit Servicegesellschaften, wie das Augustinum, das heisst, die Arbeitnehmer werden ausgelagert, meist zu nicht sehr guten Konditionen beschäftigt. Nun, bei der AWO arbeiten auch viele Leasingkräfte. Das bedeutet: Sehr unpersönliche Pflege.

Nur noch fremde Gesichter

Seit zwei Tagen treff ich auf ein neues Gesicht, morgen ist sie auch noch auf der Etage meines Verwandten, schon wieder eine neue Leasingkraft, sie kommt aus Potsdam. Die Leasingkraft davor meinte, dass Leasing besser sei als Hartz4. Aber warum müssen unsere Alten das ausbaden?
Mein Verwandter sagt, die Ärztin war da, Blut abnehmen. Eine Spritze hat er wohl auch bekommen. Ich muss mich nun mit ihr auseinandersetzen.
Wieder war mein Verwandter in langen Hosen und Kniestrümpfen, ich zog ihn aus, in dem Apartment war es warm und stickig und die Küche lieferte wieder nur heisse Getränke. Der Speiseplan bietet auch wenig sommerliches. Das ist nicht empfehlenswert.

Dienstag, 30. Juli 2013

Am Pinnauweg

Wieder suchte ich Freunde auf, die neben dem Haus Wiesengrund am Pinnauweg leben. Der 1,70 hohe Industriezaun hat ja nun Edelstahlkugeln auf den Pfosten, es sieht trotzdem gut geschützt wie ein Knast aus, ein Altenknast eben. Eine mannshohe Hecke hinter dem Zaun soll das Haus freundlicher wirken lassen. Vor dem Haus hängt ein Anschlag mit einem dürftigen Aktivitätenangebot für die Bewohner und in grossen Lettern eine Aufforderung, man könne sich ehrenamtlich überall im Haus beteiligen. Das Altenheim ist nicht billig, und es soll ja Gewinne erwirtschaften. Die Pflegekassen zahlen nicht sehr viel zu den Kosten eines Bewohners zu, der Zeitaufwand, der von der Pflegekasse einem Bewohner zusteht, der ist minimal. Nun sucht man händeringend hilfsbereite Menschen, die aushelfen. Ich fände es besser diese unmenschlichen Anstalten zu schliessen. Der Pflegenotstand ist längst da. Man sollte den Zusammenbruch des Systems nicht auf diese Art hinauszögern. Wir sind früher auch ohne MDK und Pflegeversicherung klargekommen. Ich helfe gern, aber nicht so. Mit ehrenamtlicher Arbeit sollte man im Privatsektor keine Gewinne erwirtschaften dürfen.

Montag, 29. Juli 2013

Internistin mit Wahnvorstellungen

Die Internistin, die meinen Verwandten zum Röntgen schickte, sie sagt mir in einem Telefonat, in dem ich das Ergebnis der Untersuchung wissen will: Es könne Knochenkrebs sein, oder auch nicht, sie tippt auf Metastasen von seinem Prostatakrebs. Ich tipp mir an die Stirn, sag ihr: Der Bericht der OPs im Krankenhaus lautete ohne Befund, die Prostatavergrösserung war gutartig. Sie sagt: Das könne nicht sein, wenn sie nur wüsste, wer der behandelnde Urologe war, der den Befund hat. Ich sagte: Es ist der Urologe der Blindenwohnstätte. Sie sagt, das könne nicht sein, unmöglich. Nichts verlohne bei einem Mann über 90 Jahre, sie wolle ihm Schmerzpflaster geben. Ich denk: Die spinnt total, beende das Gespräch. Ich ruf den Urologen an, nein die Prostata war gutartig, ja, der Befund ist da, ja, man werde das der Internistin faxen.
Ich ruf die internistische Praxis an, sage der Sprechstundenhilfe: Der Urologe schickt das Ergebnis ohne Krebs in kürze per Fax. Sie versucht mich zu überzeugen, dass Frau Doktor eine gute Ärztin sei. Sie hat aber keinen Erfolg mit ihren Reden bei mir. Nun muss ich meinem Verwandten wohl noch einen neuen Arzt suchen.

Heisses Wochenende

Sonnabend komm ich in die Blindenwohnstätte, da liegt mein Verwandter zusammengekauert im Bett, jammert: Mir ist so übel. Es sind wohl draussen 36 Grad Hitze. Er liegt mit langer Jerseyhose auf dem Bett, er hat wollene Kniestrümpfe an. Ich bring in in die Schocklage, er fühlt sich sehr heiss an, ich zieh die Hose und die Kniestrümpfe aus, zieh Handtücher und Waschlappen durch kaltes Wasser, bedecke ihn damit. Ich denk es ist ein Hitzestau, vielleicht auch ein Hitzeschock. Ich kühl immer wieder, ca. 1 Stunde, dann wird ihm besser. Mein Verwandter erzählt, dass er am Morgen wieder auf dem Fussboden gesessen ist, der Pfleger konnte ihn nicht halten.
Die Küche schickt zwar kalten Tee, nachdem ich mich beschwert habe, aber die süsse Suppe kommt wieder heiss im Thermos. Auch sie kühl ich und abends um 7 Uhr kann mein Verwandter sie endlich essen.
Sonntags, als ich ihn besuchen komme, da liegt er wieder so im Bett und klagt über immense Kopfschmerzen. Draussen sind wohl 38 Grad. Wieder zieh ich ihm die lange Hose aus und die langen Kniestrümpfe. Wieder kühle ich ihn. Es wird besser. Er hat einen Zweitagebart, hätte sich gern rasiert, aber man gab ihm keinen Apparat. Und die grösste Gemeinheit: Er hatte keine Klingel. Er konnte sich nicht bemerkbar machen. Ein fieser Mensch hat die Klingel über den Galgen runter aufs Bett rutschen lassen und die Klingel dann oben unter dem Kopfkissen versteckt. Da kann ein Blinder sie nicht finden.
Abends schickte die Küche für 16 Bewohner auf der Etage 0,7 Liter kalten Tee, ansonsten nur heissen Tee, der Pudding kam heiss im Thermos, ich kühlte ihn, das dauerte Stunden und das Obst war wie immer hart und nicht reif, für Alte mit falschen Zähnen nicht zu beissen..
Die Leasingpflegerin an beiden Tagen war zwar nett und auch hilfsbereit, aber das Problem verursachten die morgendlichen Pfleger.
Das ist die deutsche Altenpflege 2013, man tut alles um es den Heimbewohnern ungemütlich zu machen.
Etliche Bewohner haben niemand, der sie besucht und Dinge richtet.
Also, bei mir darf sich kein Altenpfleger blicken lassen.

Freitag, 26. Juli 2013

Arbeit mit Biographie

Da les ich doch auf einigen Homepages von sogenannten Seniorenresidenzen, darunter Vitanas, sie arbeiten mit der Biographie der Bewohner.
Das ist äusserst dreist. Die Biographie eines Menschen, die gehört ihm. Ich muss nicht jedem Mitmenschen alles erzählen. Es reicht, wenn ich über mein Leben Bescheid weiss und kann aus meinem Leben erzählen, wenn ich möchte.
In Menschen zu dringen, nur weil sie alt und gebrechlich sind, das finde ich verwerflich. Ich würde es mir sehr überlegen in ein Haus zu ziehen, wo sie mit meiner Biographie arbeiten wollen.

Schrecklich war es

Schrecklich heiss war es. Mein Verwandter litt. Das Abendbrot kam. Nur heissen Tee, belegte Brote, die keiner wollte und nicht mal ein Stück Obst für meinen Verwandten. Dafür heissen verdünnten Pudding in Thermosverpackung.
Ich verlangte Kaltgetränke von der serbischen Pflegerin. Es gab keine. Wenn die Küche nichts schickt... sagte sie.
Ich ging zur Essensausgabe, dort war niemand.
Ich trug eigenhändig in die Kladde für den MDK ein: Kein Essen, kein Trinken, mein Verwandter möchte wegen der Hitze Kaltes.
Dann ging ich. Unten im Parterre fand ich die Küchenfrau, erklärte den Sachverhalt, die war böse: Wenn die Etage nichts ordert, dann ist das so. Ein richtig verbraucherunfreundliches Weibsstück.
Zu Hause schrieb ich der Pflegedienstleitung eine Mail, bat um Änderung. Sie antwortete prompt. Sie sorge für Abhilfe.
Heute Abend gab es kalten roten Tee, mein Verwandter trank zwei Becher davon. Es gab bretthartes Obst (wie im Augustinum, das ist man von dort gewohnt), kalten Pudding und auch Sahnejoghurt. Heute hat es geklappt.
Wenn nicht auf Diktat von oben etwas geändert wird, dann ist das eine insassenunfreundliche Kaschemme. Man ist mit dem Personal verraten und verkauft als blinder Bewohner.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Umbenennung

Die HPW Seniorenresidenzen haben sich nun auch umbenannt, sie heissen nun Familie Franke Seniorenresidenzen, berufen sich auf gute Pflegetüv Noten. Auch dort residieren alten Menschen nicht.
Es gibt keine guten Heime mehr. Höchsten schlechte und etwas weniger schlechte.

Keine Selters

Heute fragte ich meinen Verwandten, ob er zum Röntgen war. Ja, sagte er. Man habe ihm einen Arztbrief mitgegeben, aber man sage ihm ja nichts. Dann muss ich mich mit der Ärztin in Verbindung setzen, meinte ich.
Der Leasingpfleger war fix und fertig, schimpfte, die Alten wollten heute alle etwas anderes essen, als auf dem Essenswagen war, das Essen kommt von einem Caterer. Ich sagte: in dieser Hitze kein Wunder, sie möchten etwas leichtes Essen. Ich erklärte, wie es geht, sagte: Morgen klappt es dann vielleicht. Er zuckte mit den Schultern: Morgen bin ich nicht da. Das Desinteresse der Leasingarbeiter an den Insassen sticht immer wieder hervor, sie fühlen sich nur ihrem Arbeitgeber verpflichtet.
Ich verlangte ein Flasche Selters für meinen Verwandten. Selters ist auch keine mehr auf der Etage sagte er. Er wisse nicht, ob die Küche noch was habe, zuckte mit den Schultern.
Nun, dann müssen die Alten Leitungswasser trinken. Das ist dann wie im Augustinum, da gibt es eine Karaffe Wasser zum Essen.

Mittwoch, 24. Juli 2013

So schöner Apfelkuchen

Heut war ich schon früher in der Blindenwohnstätte. Mein Verwandter sass im Parterre mit etlichen anderen Blinden bei Kaffee und Kuchen. Es war richtig schöner, gedeckter Apfelkuchen vom Bäcker, aber man gab den Alten nur ein halbes Stück. Vorher war mein Verwandter wohl zum Kreuzworträtsel, das gefällt ihm gut. Ich hab ihn dann zu seinem Apartment gebracht, wir haben einen netten Nachmittag zusammen verbracht, ich half ihm beim Abendbrot, sonst hilft ihm ja keiner. Der Leasingpflegehelfer auf der Etage hat mir gar nicht gefallen. So kann man als alter, blinder Mensch schlecht leben. Das ist keine Pflege.
Ich fand mein Verwandter war ängstlich. Privat hätt ich den Mann nicht eingestellt. Was vom Arbeitsamt zum Altenpflegehelfer umgeschult wird, das ist oftmals nicht als Pfleger geeignet. Die Situation auf dem Jobmarkt und in den Heimen spitzt sich zu.
Ich glaub die Pflege wird kollabieren. In ein Heim würd ich nicht mehr gehen und ich würde mich auch nicht mehr in ein Wohnstift einkaufen. Die Pfleger, die man vorgesetzt bekommt, die möcht ich für mich nicht.
Es gab auch keine Handtücher oder Waschlappen, ich fragte den Altenpfleger, der mit den Augentropfen kam danach, er half. Die Abrechnung über das Verwahrgeldkonto kam auch. In diesen Dingen ist die Blindenwohnstätte OK.

Dienstag, 23. Juli 2013

So sieht verdi die Situation:

ver.di: "Altenpfleger sind in Not"

http://www.rosenheim24.de/rosenheim/rosenheim-stadt/verdi-rosenheim-diskussionsabend-ueber-situation-altenpflege-3004482.html

"So haben bei der Umfrage zum DGB-Index Gute Arbeit 47 Prozent des Pflegepersonals angegeben, sie haben ein so hohes Arbeitsvolumen zu bewältigen, dass sie häufig Abstriche bei der Qualität der Arbeitsausführung machen müssen."

ver.di sieht die Arbeitnehmer, aber nicht die Pflegebedürftigen.
Um die geht es ja.
Und viele von den Pflegebedürftigen fühlen sich hilflos ausgeliefert.
Mehrere sagen mir traurig: Hier ändert sich nichts, es wird immer schlimmer.

Nicht die Altenpfleger sind in Not, sondern die Endabnehmer, die Endverbraucher.

Abstriche bei der Qualität der Arbeitsausführung bedeutet Schikanepflege, Qualpflege.

Damit hat die Pflege sich erledigt.
Hausverbot für Altenpfleger. Weg mit der Pflegezwangsversicherung. Her mit mitmenschlichen Mitmenschen.

Lange Arbeitstage

Am Wochenende, sowohl Samstag als auch Sonntag, war ich zum Besuch bei meinem Verwandten. Ich fand es ging ihm nicht gut. So rief ich heute morgens zuerst die Pflegedienstleitung an, schilderte seine Probleme. Sie sagte, dass sie sich kümmert. Dann kam ein langer Arbeitstag und kurz vor 20 Uhr kam ich in die Blindenwohnstätte. Mein Verwandter war schon bettfein gemacht, die Serbin sagte: Er hat wieder schlecht zu Abend gegessen. Ich gab ihm zu trinken, etwas zu essen, wir hielten ein Schwätzchen, hörten Nachrichten im Radio, da wurde in Spandau eine Bombe entschärft. Das war für meinen Verwandten interessant.
Die Serbin hatte meinen Verwandten ordentlich versorgt. Mehr kann man nicht erwarten. Heute war er auch zu einer Veranstaltung.
Nun, übermorgen bringt ihn ein Krankentransport zum Röntgen und Ultraschall, jetzt wird endlich untersucht.
Bisher hiess es nur: Der ist doch total dement, dem fehlt doch nichts. Es ist wohl umgekehrt. Vor neurologischen Diagnosen hat man körperliche Ursachen erst auszuschliessen. Mein Verwandter hat keine Demenzdiagnose.
Aber Demenz bringt zusätzlich Geld in die Kassen der Pflege. Inkontinenz auch. So werden unsere Alten schnell für inkontinent und dement erklärt.
Morgen habe ich wieder einen langen Arbeitstag, täglich fahr ich zu meinem Verwandten, nach dem Rechten sehen, ausgleichen.
Frei hab ich nie. Ich möchte nie in die Klauen dieser Pflege, allein ausgeliefert hat man es sehr schlecht als alter Mensch. Da muss man kuschen, egal wie sehr man leidet, man hat keine Wahl. Das ist auf Gedeih und Verderb. Und bei solch Leasingpersonal, Hektik, Stress und Desinteresse läuft das auf Verderb hinaus. Die Alten spüren das.
Die Leitung meint, das ist auch nicht ideal mit den Leasingkräften. Aber nun hat sie endlich eine neue Pflegekraft zur Festeinstellung gefunden. Die neue Frau ist nett, macht einen guten Eindruck, hoffentlich kann sie auch was. Es fehlt sehr viel Personal in der Altenpflege. Aber die Vorstellungen der Politik, dass Ausländer von weit her das Problem lösen, sie sind total daneben. Sie schaffen mehr Probleme, sie machen so, wie sie es zu Hause gelernt haben, das klappt schlecht mit alten Menschen. Und die rekrutierten umgeschulten Pflegehelfer sind oftmals ungeeignet. Das entlastet nur die Jobcenter, ist aber nicht gut für alte Menschen.
Wir jungen Alten müssen unsere Alten jetzt selber pflegen. Und wir müssen uns in Zukunft auf Gegenseitigkeit pflegen und so absichern. Anders ist etwas Lebensqualität, Wärme und Fürsorge nicht zu erreichen.

Alles eine Sosse

Da gab es aufgebrachte Angehörige in der Blindenwohnstätte, denen erklärte der Chef: Er sei nebenan beim Pflegeheim von Vitanas "Am Stadtpark" gewesen, habe sich informiert, dort sei die Situation die gleiche. Nun, diese Angehörigen sehen das Ergebnis der Pflege, fühlen mit und sind erbost. Sie verstehen nicht, dass der Fehler im MDK System, in politischen Entscheidungen und in der Ausbildung der Pfleger begründet ist. So entstehen von den Pflegeheimleitungen nicht zu verändernde Bedingungen. Das Niveau sackt überall auf schlecht wie in den 60er Jahren in städtischen Häusern ab. Nur, damals konnte man auf karitativ-gemeinnützige Einrichtungen ausweichen. Das geht nun nicht mehr.
Kommen Sie her, kommen Sie ran, hier werden Sie genauso betrogen wie nebenan!

Montag, 22. Juli 2013

Mindestens 30 Arbeitsstellen

Die Leasingarbeiter geben an, sie haben schon jeder in 30 verschiedenen Heimen gearbeitet. Wenn ich fragte: Wo war es denn besonders schlimm für die Alten?, so antworteten sie: Bei Vivantes, eine reine Verwahrpflege, beim Unionhilfswerk, dort ist auch die Essensauswahl nicht reichhaltig, bei der AWO.
Heute hatte ich beruflich mit einer Dame vom Unionhilfswerk zu tun. Jeder Krämer lobt seine Ware. Besonders strich sie den neuen Prunkbau des Unionhilfswerks in Kreuzberg hervor. Aber die Kosten, das können sich viele nicht leisten. Ich sagte, zum Unionhilfswerk würde ich keinen hingeben, viele Leasingarbeiter und schlechtes Essen. Ich sagte: Die Leasingarbeiter tratschen von Heim zu Heim und die Angehörigen sind so unglücklich wie die gequälten Insassen. Eine tolle Homepage, die die Vorzüge der Einrichtung herausstreicht, glückseelig lächelnde Alte zeigt, das haben alle. Teuer modernisierte Häuser, wo die Kosten für die Modernisierung auf die Bewohner umgelegt werden, auch. Überall stehen Designersofas rum.
Aber wie es den Alten bei dieser Pflege körperlich und seelisch geht, das erfährt man so nicht, auch nicht wenn man Bewohner mit Pflegestufe 1 fragt, die etliche Dinge noch selber regeln können und die auch noch helle genug sind, um über schlechte Pflege Auskunft zu geben.
Ein Beispiel: In der Blindenwohnstätte sollen die Bewohner gefragt werden, was sie zum Abendbrot möchten. Auswahlmöglichkeiten gibt es etliche. Etliche schlechte Pfleger fragen die geistig fitten Bewohner, aber die, die von denen kein Widerstand zu erwarten ist, denen geben sie irgend etwas zu essen ohne zu fragen. Friss oder stirb. So sparen sie Zeit. Diese Bewohner werden dann von den Leihpflegern auch abends nicht gewaschen.
Viel Vergnügen in der Realität der deutschen Pflege. Sie ist anders als in den Homepages beschrieben.
Und all das hat mit MDK Kriterien und Prüfungen nichts zu tun.

Samstag, 20. Juli 2013

"Die Verhafteten"

Ich besuch meinen Verwandten. Die Serbin ist heute nachmittags Pflegehelferin auf der Etage; eine Leihkraft, durch den Wind und kennt sich nicht aus, arbeitet als Altenpflegerin eine Etage höher. Sie kommt und sucht vergeblich Handtücher.
Ich komm mit der Serbin recht gut aus, aber mein Verwandter und sie haben des öfteren Streit. Ich klär einige Probleme, mein Verwandter war heute eine Stunde im Garten, es geht ihm recht gut.
Ich geh einige Türen weiter zur 92jährigen Frau W. und biete ihr an eine Zigarette mit ihr zu rauchen. Sie darf nicht mehr ohne Aufsicht rauchen, sie ist auf Gnade und guten Willen ihrer Mitmenschen angewiesen um ihrem Laster zu frönen.
Sie beschwert sich über das Essen, welches nicht schmeckt und über Heidi, die nie da ist. Wer ist Heidi? Heidi gibt Geld vom Verwahrgeldkonto. Frau W. möchte sich Süssigkeiten kaufen, als Ersatz für das Essen, welches ihr nicht schmeckt und natürlich Zigaretten und am liebsten auch ein Feuerzeug! Mal war Heidi noch nicht da, mal schon weg, eine Vertretung für Heidi, die auch einkaufen geht, gibt es auch nicht, meint Frau W. Frau W. sagt: Sie lebt hier unter Verhafteten.
Ich konfrontier die Serbin damit, sie erklärt, beschwichtigt. Sagt die Sachverhalte seien anders. Ich glaub es. Aber mir geht es darum: Wie fühlen sich denn die Alten in Deutschlands super Pflege? Genau. Verhaftet. Eingesperrt, unter Kontrolle, ausgeliefert.
Ein alter Mensch sagt sonst: Ich lebe bei meinen Kindern. Und nicht: Ich bin von meinen Kindern verhaftet worden.

Briefwahl

Mein Verwandter und ich, wir bemängeln beide die Leistungen der Regierung aus CDU und FDP, besonders im Gesundheitsbereich unter Minister Bahr, und mein Verwandter möchte gern wählen. Ich werde zur Wahl gehen und in der Kabine meinen Unmut per Kreuz ausdrücken.
Aber mein Verwandter kann aus Gebrechlichkeitsgründen nicht zum Wahllokal gehen.
Also werde ich mich für ihn um Briefwahlunterlagen kümmern.
Wie das geht, das steht in diesem Artikel der Welt:

http://www.welt.de/politik/wahl/bundestagswahl/article115982925/Briefwahl-Unterlagen-beantragen-amp-ausfuellen.html

"Wer in einem Wählerverzeichnis als Wahlberechtigter eingetragen ist, kann bei der kommunalen Behörde seines Wohnorts den Antrag auf Erteilung eines Wahlscheins stellen und Briefwahlunterlagen anfordern."

Arbeit per SMS

Ich fragte die Leasingkräfte, wie das denn geht mit der Arbeit auf Abruf. Nun, sie erhalten vom Arbeitgeber eine Kurzmitteilung aufs Handy wann und wo sie zu arbeiten haben.
Die Leasingfirma selbst ist in Nordberlin. Eine Pflegehelferin wohnt in Spandau, eine im Wedding, eine in Pankow.
Die Blindenwohnstätte ist in Südberlin. Jede Pflegehelferin hat mindestens eine Stunde Fahrzeit. Und das für einen Stundenlohn, der weiss Gott nicht top ist. Sie sind auch keine Spitzenkräfte. Es sind Frauen mit Handycap, Krankheiten, alte Kräfte, Berufsanfänger, Schwule.
Auf der jeweiligen Arbeitsstelle, viele Leasingkräfte geben an, dass sie schon im mehr als 30 Heimen in Berlin arbeiteten, können sie dann die auswendig gelernten Handgriffe anwenden.
Da kommt keine Freude auf, bei niemand, nicht bei den Arbeitern und schon gar nicht bei den Pflegebedürftigen. Einige quengeln und greinen wie Kinder im Heim. Die paar festangestellten Pfleger stöhnen, weil sie die Fehlleistungen der Leasingkräfte begradigen sollen und ständig neue Arbeiter einweisen sollen.
Die gutwillige Pflegedienstleitung stöhnt, arbeitet mit und sagt: Und was sollen wir nun tun?
Die Auflagen, die gemacht werden und nicht klappen, stammen von den Krankenkassen. In den Bereich gehört der MDK, der die Alten und Angehörigen mit Pflegenoten und Pflege TÜV vergackeiert. Das Augustinum wurde mit 1.0 bewertet, die Blindenwohnstätte mit 1.0 - 1.7. Mit der Pflege kann man nicht einverstanden sein, auch in anderen Heimen nicht. Der MDK arbeitet prima mit der Heimaufsicht zusammen, das haben mir beide Organisationen auf einem Vortrag erklärt und demonstriert.
Falls es irgendwo zuwenig Fachkräfte gibt, dann erwirken sie einen Zuzugsstopp für begrenzte Zeit für das Haus.
Ob ich von solch Fachkräften überhaupt gepflegt werden möchte? Mit Sicherheit nein!
Und wieso ist es überhaupt erlaubt meine Beiträge zur Pflegeversicherung sehr teuren Leasingfirmen in den Rachen zu werfen?
Jetzt fahr ich, wie jeden Tag, für Stunden zu meinem Verwandten um ihm dort zu helfen.
Seine Möbel sind vorhanden. Vielleicht richte ich ihm wieder eine Wohnung ein und such ihm eine Hilfe.

Man wechselt ständig den Namen

Die Seniorenheime an der Hildburghauser Strasse und am Lichterfelder Ring im Süden Berlins firmieren nun unter "Alloheim". Vorher waren sie "Policare". Davor hiess das Haus in Lichterfelde "Seniorenzentrum am Lichterfelder Ring". Ausser Namens- und Betreiberwechsel fällt diesen Häusern nichts ein. Ich kenne beide Häuser von innen. Ich möchte in keines dieser Häuser ziehen.

Pflege wird immer indiskutabler. Ich habe schon jahrelang keinen ambulanten Pflegedienst in meiner Strasse gesehen. Eine alte Dame in der Nachbarschaft wird jetzt häufig von einer anderen Nachbarin aufgesucht. Meine Nachbarin kümmert sich um ihren Mann. Ein alter Nachbar verstarb dies Jahr bei kurzem Krankenhausaufenthalt.

Freitag, 19. Juli 2013

Unnötige Schmerzen

Und wieder fahr ich zur Blindenwohnstätte. Wieder treffe ich auf Leasingarbeiterinnen, die ich irgendwann schon mal im Haus gesehen habe. Es ist die Nachmittagsschicht. Mein Verwandter ist geduscht, schlecht rasiert, im Bad fehlt sein Duschgel und sein Shampoo, beide fast neu... Er jammert, ihm tut die Bauchdecke weh. Ich schau nach, kein Verband auf dem Cystofixschlauch. Ich geh zum Schwesternzimmer eine Etage höher, bemängele die Schmerzen. Die Pflegerin meint, sie hätte den Verband doch gestern gewechselt. Ich sag: Da ist kein Verband! Sie sagt: Ach, ich weiss schon, ich komme bald... Eine halbe Stunde später verteilt sie Augentropfen, desinfiziert das Loch im Bauch meines Verwandten, meint, der Urologe hätte den Cystofixkatheter heute gewechselt. Das Desinfektionsspray brennt höllisch, mein Verwandter jault mehrfach auf. Es ist nicht das vorgeschriebene Kodanspray, es ist eine anderes Desinfektionsspray. Er bekommt endlich, abends, wieder einen Verband auf die Wunde. Danach ist es besser.
Das Shampoo finde ich später im Gemeinschaftsbad, das Duschgel bleibt verschwunden.
Wer hat denn da heute morgens wieder gewerkelt? Laut Kladde die Serbin aus Bosnien. Mein uralter Verwandter schimpft: Das waren die Ungarn, die Beutedeutschen. Ausländer in der Altenpflege klappt schlecht.
Ich koch Kaffee und Tee, geb meinem Verwandten mitgebrachten Kuchen, die Leiharbeiterin verteilt Abendbrot. Ich hol meinem Verwandten das, was er möchte. Ich les ihm vor, wir hören Radio. Er sagt, gestern hatte ich zum Mittagessen Eier in Senfsosse und heute Szegediner Gulasch. Beides war gut, es hat gemundet. Gewogen haben sie ihn, er wiege 74,1 Kg (er ist 1,80 m gross). Erstaunlich präzise ist der angeblich soooo Demente. Mir ist er zu dünn. Aber das Haus meint ja sein Body-Mass-Index sei besser als bei den anderen Bewohnern. Tja, ich komm ja täglich ihm helfen. Mobilisierende Pflege bedeutet, sie schaun den Alten beim Essen zu, geholfen wird nicht!
Die Leiharbeiterin möchte das Geschirr zurück. Ich sag: Das ist hier ein Irrenhaus geworden und keine Blindenwohnstätte mehr.
Sie sagt, sie kommt mit der Arbeit nicht klar, die Bewohner hätten zu viele Sonderwünsche. Naja, sie war vor Wochen mal im Haus, wie soll sie sich da einarbeiten? Ihren Namen hab ich inzwischen vergessen. Das ist bei fast täglich wechselnden Leasingkräften auch unnötig sich den Namen zu merken.
Wenn man Heimbewohner ist und niemanden hat, der einem hilft, dann steht es schlecht ums persönliche Wohlergehen. Man ist verraten und verkauft.
Mein Verwandter sagt täglich: Schön, dass Du kommst. Frei hab ich nie.

Stimmungswechsel

Das halbe Hühnchen ist längst gegessen. Vorgestern war ich mit meinem Verwandten im Garten, am Tag davor sassen wir auf seinem Balkon, das Wetter ist gut. Gestern erzählte er mir freudig, man sei mit ihm mit Rollator gelaufen. Er läuft zu gern. Der für ach so dement vom Personal erklärte Bewohner erzählte mir: Da sei eine Augenärztin zu ihm gekommen, hätte den Druck gemessen, der sei OK.
Vor Monaten erzählte er mir: Da sei eine Augenärztin in der Blindenwohnstätte bei ihm gewesen, hätte gefragt, ob sie ihn behandeln darf. Er hätte ihr gesagt: Seine Augenärztin seit langen Jahren sei Frau Dr. U. B. und die wolle er behalten. Ob denn Augenärzte schon in Heimen hausieren dürften, um Patienten zu gewinnen?
Ich fragte nach. Die Pfleger gaben an, seine Augenärztin sei ja nicht gekommen, da hätte man auf die Ärztin des Hauses zurückgegriffen. Ich weiss nicht, ob sie seine Augenärztin überhaupt benachrichtig haben.
Das Haus hat in den letzten Wochen viele schöne Angebote gemacht. Ausflüge während des Umbaus und jetzt viele Veranstaltungen.
Aber die Stimmung auf der Etage bei den Bewohnern scheint mir gedrückt. Die Dame, die sonst immer laut zeterte, sie jammert nur leise unglücklich. Der alte Herr sagt mir mehrfach, 98 Jahre ist genug, es macht keinen Spass mehr, sein Freund hat sich für 7000 Euros Pillen in Holland gekauft, sich von ihm verabschiedet, dann stand auf dem Totenschein plötzliches Herzversagen.
Manchmal rauche ich eine Zigarette mit einer 92 Jahre alten Dame, die kein Feuerzeug mehr haben darf, es gab durch ihre Zigaretten schon heftige Brandlöcher. Sie klagt auch. Das Essen schmeckt nach nichts, nichts passiert, ausser dass man sie zum Singen bringt und das Singen macht ihr, genau wie meinem Verwandten auch, keinen Spass. Sie möchte sich Süssigkeiten kaufen, weil das Essen nicht schmeckt, aber die Frau, die Geld vom Verwahrgeldkonto gibt, die sei nie da. Als sie ihre Zigarette geraucht hat und ich gehe, da sagt sie, dann muss ich halt fernsehen...
Die Altenpflegerin klagt über einen Bewohner, der im Bett bleiben möchte, depressiv ist. Sie trietzt ihn, damit er aufsteht. Da hat er ihr ein Kopfkissen hinterher geworfen, gerufen: Ich will auf den Friedhof!
Ich sagte: Hätten Sie ihm doch gesagt, wenn er aufsteht, dann gehen Sie mit ihm auf den Friedhof.
Die Stimmung ist ansteckend, sie geht auch mir aufs Gemüt. Aber ich werde da nicht depressiv, ich werde sauer!

Mittwoch, 17. Juli 2013

Eines langen Tages Reise in die Nacht

Es ist ein heisser Sommertag, schönes Wetter. Ich bin um 16 Uhr in der Blindenwohnstätte zum Verwandtenbesuch. Oder ist es Arbeit?
Mein Verwandter und ich unterhalten uns lange, ich koch für mich Kaffee und für ihn Tee. Bis 19 Uhr 30 sehe ich zu, dass er 800 ml trinkt und 800 Kalorien isst. Sowohl Essens- und auch Trinkmenge stimmen sonst nicht mit seinem Bedarf überein. Das gelernte Fachpersonal schafft das nicht. Ich bin Kummer mit der Pflege gewohnt. Die Leihpflegerin seh ich erst, als sie gegen 18 Uhr das Abendbrot verteilt.
Mein Verwandter erzählt mir von einem alten Film: "Eines langen Tages Reise in die Nacht". Wir sprechen über Zeitgeschichte damals, über "Die Katze auf dem heissen Blechdach", Hochhuts "Soldaten", über den Misanthropen und Juhnkes Theaterstücke im Renaissance Theater.
Wir hören Nachrichten im Radio. Ich les weiter aus dem Krimi vor, es wird spannend.
Mein Verwandter erzählt vom Mittagessen in der Blindenwohnstätte: Immer kleingeschnittenes Fleisch, alles schmeckt für mich wie Gulasch. Er wünscht sich ein halbes Hühnchen vom Grill von Reichelt/Edeka. Nun, das ist eine leichte Übung. Wird demnächst erledigt.

Montag, 15. Juli 2013

Der Hammer

Eigentlich war es ein netter Tag, ich fuhr zu meinem Verwandten, sagte: Ich mach Dir jetzt Deinen Sabberlatz um und füttere Dich.
Er fand das besser als: Das heisst nicht füttern, das heisst Essen anreichen, aber wir machen das nicht, wir mobilisieren, welches bedeutet, wir schauen zu wie wenig ihr esst. Bei meinem Verwandten klappt das nicht mit dem Mobilisieren, deswegen meinten sie ja er ist total dement. Er ist sehr klapprig, drückt die Knie nicht durch, daher war es schwer ihn in den Rollstuhl zu bugsieren. Er war heute frisch geduscht und ich hab ihm gleich die Haare geschnitten und ihn rasiert. Das fand er gut. Er hat Radio gehört, ich hab aus dem Krimi vorgelesen, er hat gegessen, getrunken und Witze erzählt.
Ich bin ins Schwesternzimmer eine Etage höher gegangen, die Altenpflegerin zeigte mir einen Stapel Überweisungsscheine für die Röntgenpraxis für Ultraschall und Röntgen. Das soll am 24. stattfinden. Sie meinte ja vorher: Er hat nichts, er ist nur dement. Ich merkte ihr an, sie weiss jetzt, dass sie sich geirrt hat. Sie sagte auch, sie haben nicht genug Zeit ihm beim Essen zu helfen.
In dem Wohnbereich arbeiteten heute 3 Kräfte. Eine Leiharbeiterin, eine neue Kraft und die gewohnte Altenpflegerin. Das ist viel.
Dann fuhr ich um 19 Uhr 30 nach Hause, traf meinen Nachbarn vor der Tür und dann kam der Hammer. Er sagte: Kennen Sie noch Frau Sowieso, zwei Strassen weiter? Ich nickte. Er sagte: Sie war im Krankenhaus, wurde mit der Auflage sehr viel zu trinken ins Pflegeheim entlassen. Sie ist dort verdurstet. Man stellte ihr eine Seltersflasche neben das Bett. Das allein war wohl nicht ausreichend.

So viele

Nachden ich nun seit Jahren täglich in Wohnstiften, Heimen und Krankenhäusern bin, da fällt mir schon auf, dass ein hoher Anteil der Pfleger homosexuell ist, ich schätz mal so 70 %. Das ist weit mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung, in meiner Nachbarschaft sind die allermeisten Männer verheiratet, haben Kinder, sind häuslich und fahren mit dem Auto zur Arbeit.
So fragte ich einmal eine Altenpflegekraft: Warum gibt es so viele schwule Alten- und auch Krankenpfleger? Früher wurden sie doch alle Friseur?
Die Antwort war: Weil es hier so viel zu sehen gibt!
Ich war baff.
Nun, dann müssen diese Herren aber genusssüchtig sein.
Und wenn ich so nachdenke, ich möchte doch lieber privat im Alter von einer netten Mama gepflegt werden, sie kann ruhig Klapperlatschen tragen, Hauptsache sie ist nett zu mir, kompetent und das Essen schmeckt mir.

Freitag, 12. Juli 2013

Ein Leasinggeist?

Heute nachmittags kam ich recht früh in die Blindenwohnstätte zum Besuch meines Verwandten. Er hatte eine schwere Zunge, ich fand er lallte. Ich gab ihm zu trinken, dann wurde es besser. Man hat mir ja gesagt, bewusstseinsverändernde Medikamente erhält er zur Zeit keine. Ich sah in die Kladde für den MDK, gestern und heute total unvollständig geführt, wieder Leiharbeiter. Nachmittagsdienst hatte ein mir fremder Leiharbeiter, ein älterer Mann. Er war mir egal.
Dann wollte ich die Blume auf dem Balkon giessen und stutzte sehr. Da stand unter dem Balkontisch ein grosser weisser Essteller auf der Erde, darauf eine Klappbutterstulle aus Graubrot ohne Krume, die sich wölbte. Sie war unappetitlich und nicht angebissen.
Nun, mein blinder Verwandter im Rollstuhl mit Gammanagel im Oberschenkel kann den Teller nicht unter den Balkontisch auf den Boden gestellt haben. Er kann sich nicht so weit bücken.
Ich dachte nach. Gestern Abend kam ein gut belegtes Brot, hübsch angerichtet, für meinen Verwandten. Der leere Teller ging zurück und es war ein kleinerer Teller. Abends hatte ich auch ein kurzes Gespräch mit dem gelernten festangestellten Altenpfleger des Hauses auf dem Balkon. Und da war der Teller unter dem Balkontisch mit Sicherheit noch nicht da. Und nun war das Abendbrot noch nicht verteilt, es war noch nachmittags.
Es handelte sich wahrscheinlich um 1. oder 2. Frühstück und es waren Leasingkräfte im Haus.
Warum bloss versteckt man Teller mit Essen drauf?
Egal, ich las meinem Verwandten aus dem Krimi vor, der Kommissar versucht ja auch gerade den Fall zu lösen. Mein Verwandter merkt sich das Geschehen im Buch gut, es interessiert ihn. Wir verbrachten einen netten Abend, er erzählte mir die Nachrichten im Radio. In Frankreich ist ein Zugunglück und in London gab es eine Explosion.
Die Pfleger nennen ihn dement. Ich hab wenig Schwierigkeiten mit ihm.
Wer die Leasinggeister sind, das interessiert ihn nicht, ob er seine Augentropfen schon hat, auch nicht.
Er mag sich damit nicht mehr belasten.
Mir werden die Pfleger auch immer mehr Schnurz. Man darf mich ab jetzt Dementia rufen.

Die Ärztin

Mehrfach bat ich die Ärztin um Besuch meines Verwandten, sie ist Internistin. Zweimal kam sie, sagte sie könne nichts feststellen. Dann kam er ja plötzlich zur urologischen Behandlung wegen seiner Schmerzen ambulant ins Krankenhaus. Die Ärztin sagte weitere Untersuchungen zu. Gestern war sie da, Blut abzapfen. Heute nachmittags rief sie an, fragte ob die Prostata OP voriges Jahr bösartig war? Nein, war sie nicht, das war gutartig, sagte ich. Ein Blutwert sei nicht in Ordnung, ob ich auf weiteren Untersuchungen bestehe, oder ob sie gleich Schmerzpflaster geben solle? Ich bestand auf den Untersuchungen, so habe mein Verwandter das auch in seiner Patientenverfügung bestimmt.
Ist doch merkwürdig, hat sie keinen Kontakt zum behandelnden Urologen? Vor zwei Wochen meinte sie er hätte nichts und heute meinte sie: zu krank um noch was zu untersuchen?
Nun gut, ich fuhr zum täglichen Besuch. Die Umbauarbeiten sind im vollen Gang, aber ich finde sie nicht so störend. Meinem Verwandten ging es nicht sonderlich gut. Der selbe Leasingarbeiter war da, der dort auch gestern war, ein netter junger Mann in der Ausbildung zum Pflegeassistenten. Der Altenpfleger kam, sagte er habe für den 24. einen Termin in einer Röntgenpraxis gemacht zum Röntgen und zur Sonographie. Ich sprach mit meinem Verwandten, er ist einverstanden. Die Pflegedienstleitung war im Haus, ich informierte sie. Das Personal ist sehr knapp und sie servierte auf einer anderen Etage Abendbrot. Ich muss sagen, sie machte ihre Arbeit sehr gut und freundlich. Das kann man auf der Etage meines Verwandten nicht sagen. Oftmals wollen sie Zeit sparen, fragen nicht nach den Wünschen der Bewohner.
Übrigens hatte mein Verwandter schon wieder einen Zweitagebart, sagte: Ich muss sie wieder nach dem Rasierapparat fragen.
Ich schlug die Kladde auf, Frühdienst haben seit Tagen der junge Schikanepfleger und die Serbin...
Ich frag mich, wie soll das bloss mit dem Pflegenotstand weitergehen? Ich war schon seit Wochen täglich anwesend, hatte keinen freien Tag, bei mir zu Hause gibt es viel Unerledigtes. So ging es mir im Augustinum auch, Dauerstress.
Ich empfinde die Altenpflege in Deutschland als ungenügend. Menschen ohne Anhang im Heim werden von mir bedauert.
Ich möchte nie ins Heim.

Donnerstag, 11. Juli 2013

Über die Küche in Altenheimen

Wer angibt, der hat mehr vom Leben. Das meint fälschlicherweise das Augustinum, besonders im Internet und lobt seine Küche über den grünen Klee. Eigenlob stinkt bekanntlicherweise.
Das Haus der Senioren Wolnzach, über das ich vor kurzem schrieb, es liegt in Bayern in der Nähe Münchens, es hat sogar einen Sternekoch und gibt damit nicht auf seiner Homepage an. Der Mann soll vorzüglich kochen, auch vegetarisch, aber auch Normalkost und viele Bewohner sollen zufrieden sein. Das Haus in Wolnzach arbeitet im unteren Preissegment.
Und nun die wahre Geschichte aus dem Augustinum Kleinmachnow, wo ich persönlich nicht sonderlich begeistert von der Küche war. Mein Verwandter aass, nachdem er Witwer geworden war, das Essen der Küche im Augustinum in seinem Apartment mit Appetit - Motto: Der Hunger treibt es rein. Das dreckige Geschirr stand dann stundenlang im Apartment rum.
Ganz anders seine Frau, sie mochte das Essen des Augustinums überhaupt nicht, meckerte an allem rum. Sie war lange Jahre eine vorzügliche Köchin. Als sie immer dünner wurde, da rief der Koch mal an, und fragte, ob er ihr etwas anderes kochen dürfte. Sie lehnte entrüstet ab. Wenn der Koch im Urlaub war, dann ging sie gern zum Essen. Sie meinte, dann müssen wohl irgendwelche Küchenfrauen kochen, dann schmeckt es so richtig nach guter Hausmannskost und nicht alles Al Dente und Nouvelle Cuisine. Nun, dann ist sie im Augustinum verhungert und verdurstet. Aber vorher, da gab es jedesmal vor Weihnachten eine Trinkgeldsammlung für die Mitarbeiter. Jedesmal war ein Umschlag darunter, auf dem stand: A. a. L.
Was A. a. L. bedeutet? Ganz einfach: Alle ausser Lutz! Der Koch heisst Herr Lutz.
Vorsicht vor der Reklame des Augustinums. Es gibt keine supervorzügliche Küche, die allen schmeckt. Die Menschen haben unterschiedliche Vorstellungen, unterschiedliche Geschmäcker. In jedem Haus gibt es einen Prozentsatz Menschen, denen das Essen nicht mundet.
In der Blindenwohnstätte isst mein Verwandter mittags nur eine Spatzenportion, verlegt sich aber auf den Kuchen nachmittags und freut sich darauf, dass ich ihm abends ein Sabberlätzchen um mache und ihn füttere.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Fehlende Mitarbeiter

Es klappte schon letzte Woche schlecht mit der Pflege, da war ein junger Pfleger vom Haus, der sonst auf einer anderen Etage arbeitet und sich nicht auskannte mit den Gepflogenheiten der Bewohner. Er meinte es sei anstrengend gewesen, im Parterre wurde ein Hundertster Geburtstag gross mit dem Bezirksbürgermeister Kopp gefeiert, da hätten sich gleich zwei Mitarbeiter krank gemeldet.
Am Wochenende räumte die Haustechnik das Erdgeschoss aus und begann mit den Umbauarbeiten, die nun in vollen Gange sind.
Die junge Leasingarbeiterin vorige Woche erklärte mir, sie wolle um Himmels Willen nicht in der Altenpflege arbeiten, sie habe einen 400 Stunden Basiskurs absolviert, sie warte auf einen Ausbildungsplatz zur Krankenschwester.
Die andere junge Leasingkraft erklärte mir auch, sie wolle Krankenschwester werden, sie hätte eine Kurzausbildung zur Santitätsassistentin. Ich übersetz mal dies Neudeutsch: Das bedeutet Transporthelfer beim Krankentransport.
Sanitätsassistentin? Mein Verwandter sagte: Ich hab einen Schein zum Sanitätsmeister. Sie schaute verdutzt.
Ja, sagte ich, er darf ausbilden, er war der Chef vom Krankentransport in Südberlin, hatte vier Krankenwagen, leitete Bereitschaftszüge, ein Altenheim, eine Rettungsstelle am Grenzübergang und vieles mehr beim Roten Kreuz, der grössten Organisation des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbandes.
Sie schaute noch verdutzter. Mein Verwandter hat noch viel von seinem Fachwissen auf Abruf im Kopf parat.
Es ändert nichts, einige der Bewohner auf der Etage fremdeln, sind unglücklich und schimpfen über die wechselnden Pflegekräfte.
Morgen kommt bestimmt wieder jemand anderes...
Die Bewohner freuen sich täglich sehr mich zu sehen, sie haben mich als hilfsbereites Faktotum adoptiert.

Dienstag, 9. Juli 2013

Nur müde oder mit Pillen?

Es ist ein recht warmer Tag. Ich fahr zum Verwandtenbesuch. 2 Leihpfleger arbeiten auf dem Wohnbereich. Mein Verwandter wirkt recht müde, fast teilnahmslos, kann sich an das Tagesgeschehen nicht erinnern. Merkwürdig, denke ich, das ging schon gestern so mit ihm los. Und seit gestern sind sehr laute Umbaumassnahmen im Haus. Wär er gut drauf, dann würde er darüber laut und lange schimpfen und zetern. So kenne ich ihn. Die Leiharbeiterin sagt: Er war den ganzern Tag schon so.
Dabei hat er gut gegessen und gut getrunken und auch die Verdauung funktioniert. Ob ihm irgendwer klammheimlich eine Beruhigungstablette oder Schlaftablette gegeben hat? Ich wüsste nicht, dass etwas verordnet wurde.
Jedenfalls entschloss ich mich heute nicht aus dem Buch vorzulesen, er würde sich doch nicht daran erinnern.

Was ist ein Pflegeschlüssel?

Der Personalschlüssel berechnet sich bei 4 Pflegestufen und 38,5 Arbeitsstunden pro Woche in etwa so:
Pflegestufe 0 = 0,111 Std. oder 9,00 Bewohner 1 Mitarbeiter (9,00:1)
Pflegestufe 1 = 0,247 Std. oder 4,05 Bewohner 1 Mitarbeiter (4,05:1)
Pflegestufe 2 = 0,328 Std. oder 3,05 Bewohner 1 Mitarbeiter (3,05:1)
Pflegestufe 3 = 0,439 Std. oder 2,28 Bewohner 1 Mitarbeiter (2,28:1)

Für die Bemessung des pflegebedingten Aufwands sind die im Pflegebereich vorhandenen Planstellen und die damit verbundenen Personalkosten der bestimmende Faktor. Die Zuordnung der Planstellen des Pflegepersonals erfolgt über einen so genannten "Personalschlüssel". Diese Schlüssel werden vom Sozialministerium der Länder und von der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassen festgelegt. Eine einseitige Festlegung durch den Träger ist somit nicht möglich. Die Verhandlungsergebnisse werden in einer Pflegesatzvereinbarung niedergelegt.
Darüber hinaus wird in der Pflegesatzvereinbarung festgelegt, wie hoch die Fachkraftquote, also der Anteil an examinierten Pflegekräften sein muss.
Der Betreiber eines Alten- und Pflegeheimes ist in der Personalbemessung nicht frei.

Der Schlüssel gibt in jeder Pflegestufe an, für wie viele Menschen, die pflegebedürftig sind, eine Pflegekraft vorgesehen ist. Eingeschlossen in die Ermittlung der gesamten Planstellen für die Pflege sind Stellen für
•Pflegedienstleitung
•Nachtwachen
•Qualitätsmanagement
•Sozialdienst und
•Betreuung der gerontopsychiatrischen Tagesgruppen.

Auch die übrigen Stellen in den Bereichen
•Hausservice (Reinigung, Wäscheversorgung)
•Großküche
•Verwaltung

unterliegen einem Stellenschlüssel.

Zu beachten ist noch, dass Urlaub und Ausfälle durch Krankheiten bis zum Ende der Lohnfortzahlung ebenfalls enthalten sind.

Und dies Ganze ist einer der Knackpunkte der Misere.
So sind deutschlandweit die Heime so schlecht geworden wie in den 60er Jahren sogenannte "städtische" Heime.

Vor einigen Jahren hatten die Pfleger noch 30 Minuten Zeit für die Arbeit, die sie heute in 10 Minuten erledigen müssen.

Und solange sich daran nichts zum Positiven ändert, wird es weiterhin so schlecht bleiben und zwar überall! Da gibt es keine guten und schlechten Heime mehr, weil alle gezwungen sind, so zu arbeiten.

Und daher sind die Pflegenoten des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, sie liegen in der Regel bei 1.0 bis 1.7 einfach nur Augenwischerei und Betrug.

Es ist auch nicht tragbar, dass die Arbeitsgemeinschaften der Pflegekassen (Krankenversicherer) miese Pflege aushandeln und der MDK (die Krankenkassen) dann diese Pflege fast nur im Bereich von Einser Noten bewerten. Dazu werden die Pfleger mit bürokratischen Aufwand überlastet. Diese Buchhaltung findet bei meinem Verwandten nicht mehr kontinuierlich statt, die Pfleger und Leihpfleger kommen nicht nach.

Pflege in Deutschland wurde sauschlecht standardisiert, da hilft auch keine Zusatzversicherung.
Alle sind verpflichtet nach dem selben Prinzip zu arbeiten.
Es gibt nur eine Lösung:
Raus aus der Altenpflege!

Pflege ist wie Folter

Ein Artikel aus dem Berliner Kurier:

Pflege ist wie Folter
Experten decken skandalöse Zustände auf

http://www.berliner-kurier.de/politik---wirtschaft/-pflege-ist-wie-folter---experten-decken-skandaloese-zustaende-auf,7169228,23614302.html

Und ich drück es mal auf Berlinisch aus:
Und was lernt uns das, uns, die wir unter der Pflege in Deutschland leiden, uns die wir in die Pflegeversicherung einzahlen, die Folter bewirkt? Bedingt durch den Pflegeschlüssel der Kassen, den spinnerten Ideen des MDK (auch wieder die Kassen!), den schlechten Lohn- und Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter, die blödsinnige Vorschriften zu verinnerlichen haben, manch ein ach so Korrekter erscheint einem wie ein gehirngewaschener KZ Wärter. Diese Leute ohne Emotionen, eiskalt, sind zu vielem fähig. Und auch bedingt durch die Politik, die meint, ausländische Kräfte können einfach einspringen, oder Umlage von Modernisierungskosten schaffe ein gutes Heim, oder Heime müssen Gewinne erwirtschaften und dürfen nicht kostendeckend karitativ arbeiten. Oder den blödsinnigen, unmenschlichen Beruf des Altenpflegers erfinden. Und Leiharbeit, Leasing, in Altenpflege und Krankenhäusern nicht verbieten? Oder zulassen, dass Heime samt Insassen über Immobilienmakler oft gewinnbringend verscherbelt werden?

Ich hab erstmal gelernt diesen Herrn Bahr, den Gesundheitsminister, im Herbst nicht zu wählen.
Ich hab auch gelernt: Ich werde vorbeugen, damit ich nie in so ein Heim muss.
Ich habe auch gelernt: Wer ehrenamtlich in so einem Betrieb aushilft, der unterstützt die Schergen.
Helfen kann man erst, wenn der Zusammenbruch da war, erst nach der Kapitulation und nicht, wenn die Zuständigen, die Verantwortlichen noch dröhnen: Wir machen unseren Erfolg mit kleinen Änderungen weiter bis zum Endsieg.

Montag, 8. Juli 2013

Mitarbeiter gehen

Als ich heute in die Blindenwohnstätte mit Plattpfirsichen und einem Pfund Kaffee für meinen Verwandten kam, da lag er schon im Schlafanzug im Bett. Nanu? Die gelernte Altenpflegerin kam, erklärte stolz: Er sei frisch geduscht. Ich anwortete: Ich wollte Sie heute darum bitten meinen Verwandten zu duschen. Anmerkung: Das letzte Duschen ist eine Woche her, die Haare gestern sahen wild und fettig aus. Danach entdeckte ich: Die Klingel liegt auf dem Tisch und er im Bett. Auf dem Flur war eine junge Leiharbeiterin, ich bat sie ihm die Klingel um den Hals zu hängen. Ich dulde dies Verhalten ihm die Klingel vorzuenthalten nicht mehr.
Mein Verwandter war guter Dinge, trotz Umbaulärm im Haus, der noch bis zum Wochenende dauern soll. Er aass Mitgebrachtes mit Appetit und wollte nur wenig vom Abendbrot des Hauses. Auf dem Flur traf ich die Bewohnerin, die im Heimbeirat ist, sie erzählte mir der eine Inder sei nicht mehr da, er hätte gekündigt. Der Wohnbereichsleiter sei auch nicht mehr im Haus, die Stelle bliebe wohl vakant.
Nun, ich sah den merkwürdigen Gesellen zum letzten Mal Ende Mai, als ich mit meinem Verwandten aus dem Krankenhaus kam. Er streckte mir von hinten die Hand fordernd über die Schulter und sagte: Her mit der Karte. Ich sagte: Wie bitte? Er: Na, die Krankenkassenkarte. Ich sah ihn stirnrunzelnd an, deutete auf den Tisch und sagte: Da hab ich sie längst hingelegt. Er nahm die Karte und verschwand. Er war ein unfreundlicher junger Mann.
Um den Inder trauere ich auch nicht, er redete ständig vom Hindusmus und wollte alle auf der Etage aus Glaubensgründen zum Vegetarier machen. Verlangte jemand Wurst, dann kratze er die Leberwurst gaaanz dünn aufs Brot. Dafür war er unordentlich, ließ Kleidungsstücke oft auf links gedreht liegen.
Ausländer in der Pflege sind ein Problem. Sie machen immer so, wie sie es zu Hause gelernt haben. Oftmals gibt es dann Schwierigkeiten. Andere Länder, andere Sitten und Gebräuche. Mein Verwandter hatte diverse Dispute mit dem Inder.
Neue feste Mitarbeiter habe ich bis jetzt nicht gesehen. Es bleibt wohl bei den ständig wechselnden Leiharbeitern.
Mein Verwandter hatte schon im Augustinum Probleme mit dem häufig wechselnden Personal. Erst wollte er von jedem Neuen wissen, was sie vor der Umschulung machten. Im Augustinum waren die meisten vorher Kindergärtnerin, aber auch ein Klempner war darunter und einer war bei der NVA.
Dann bemerkte ich ein grosses Desinteresse meines Verwandten an den wechselnden Pflegern. Er meinte schwer enttäuscht: es verlohnt nicht sich Namen zu merken.
Beziehungen entstehen so nicht. Es ist ihm Schnurz, wer ihn zur Toilette führt.
Ich überlegte, ob es wohl Hospitalismus bei Alten gibt und nicht nur bei Kindern. Bei wikipedia wurde ich fündig. Ja, es gibt Hospitalismus bei Alten im Heim. Es ist egal ob Waisenheim oder Altenheim (ein Wohnstift zählt dazu) Heime sind Mist...
Jemand von der Pflegedienstleistung erklärte mir: Der Body-mass-Index meines Verwandten sei besser als bei den meisten Bewohnern. Das ist kein Wunder! Ich komme täglich und stopfe Essen in ihn rein, welches ich mitbringe und welches er mag. Weil: Mir ist er viel zu dünn, er wiegt zur Zeit 74 kg bei 1,78 m Grösse. Normal waren für ihn etwas über 80 kg.
Aber die Altenpfleger stinken vor Eigenlob und meinen, sie machen alles richtig. Sie wissen wie man pflegt!
Heime sind Mist...
Ich lass mich auf das Altenpflegerdeutsch nicht ein. Essen wird in den wenigsten Fällen zugereicht, die Bewohner müssen sehen, wie sie klar kommen. Dann wird man halt sehr dünn und trocknet aus.
Also renn ich täglich hin, lege meinem Verwandten ein Handtuch um den Hals und scherze: Hier kommt Dein Sabberlätzchen und jetzt wirst Du gefüttert. Er ist dankbar dafür und überhaupt nicht böse.
Zur Hölle mit dem Fachchinesisch mit Essen wird angereicht, Essen wird zugereicht, aber wir tun das nicht, wir fördern die Selbstständigkeit der Bewohner.
Das ist nämlich gelogen. So werden die Alten spindeldürr und sie fördern ihre Faulheit und den Gewinn des Betreibers.
Ich kann Dichtung und Wahrheit in der Pflege inzwischen unterscheiden.

Simone Rethel

Heute hält Simone Rethel im Augustinum Kleinmachnow einen Vortrag, im Anschluss kann man das signierte Buch kaufen. Eintritt kostet das natürlich auch. Es geht um ein Pro-aging-Programm, Titel: Sag nie, Du bist zu alt.
Simone Rethel ist die Witwe von Johannes Heesters. Und wenn ich an die beiden denke, dann seh ich diese Szene vor mir.



Es ist schon eine Show wie diese Megäre ihrem Mann in die Parade fährt.
Der arme steinalte Heesters wurde ja total intolerant untergebuttert.

Arbeiten am Limit

Ich habe einen Bericht in der Süddeutschen über Altenpflege in Bayern im Haus der Senioren in Wolnzach (es gehört dem BRK) mit Interesse gelesen:

http://www.sueddeutsche.de/bayern/altenpflege-in-bayern-arbeiten-am-limit-1.1713752

Mein Interesse ist eher privater Natur, da ich die Ergotherapeutin dort privat seit längerem kenne.
Sie ist eine sehr nette Frau, sie spielt auch dort für die Bewohner Akkordeon und
hier ist ihr YouTubekanal:

http://www.youtube.com/user/modeline63

Auf dem YouTubekanal ist auch die Homepage des Haus der Senioren in Wolnzach.

Es ist schon ganz praktisch, wenn man dort eine gute Akkordeonistin im Haus hat. Wie gesagt, sie ist eine sehr nette Dame, die ich seit Jahren kenne und schätze.

Freitag, 5. Juli 2013

Es bleibt schwierig

Am Wochenende kamen zwei Tage lang die selben Leiharbeiter, dann kam zwei Tage eine junge Anfängerin von der Leasingfirma, unerfahren, aber bemüht. Dann war wieder der junge festangestellte Pfleger da, gestern stellte ich fest, dass das Verfalldatum der Augentropfen seit dem 1. 7. überschritten war, mein Verwandter sagte, dass die Tropfen im Auge brennen, ich verlangte auch Hilfe bei der Altenpflegerin bezüglich der Schmerzen im Kopf, über die mein Verwandter seit einigen Tagen klagt.
Als ich heute eine Stunde früher als üblich zu meinem Verwandten kam, da sass er am Tisch im Rollstuhl und jammerte kläglich, er wolle dringlich aufs Klo. Die Klingel hing über dem Galgen am Bett, er konnte sich nicht bemerkbar machen.
Ich nahm die Klingel, ging sofort zur Pflegedienstleitung im Erdgeschoss, man war sehr bemüht die Dinge zu richten. Der junge Pfleger wurde zum zweiten Mal belehrt, dass er meinem Verwandten die Klingel lassen muss und man sagte ihm, falls dies wieder vorkommt, dann bekommt er eine Abmahnung.
Das bleibt schwierig, Altenpflegehelfer ist eine kurze Ausbildung und man benötigt dafür wirklich kein Abitur.
Ja, man könnte darüber debattieren, was gesunder Menschenverstand ist, aber das führt zu nichts.
Manche Pfleger sehen vorrangig ihr Arbeitspensum und erst nachrangig den Bewohner.
Jedenfalls fährt mein Verwandter morgen zum HNO Arzt wegen der Kopfschmerzen und dann irgendwann zur Sonographie des Bauches.
Frische Augentropfen hat er nun auch.
Ich finde es geht meinem Verwandten nach der Untersuchung im Krankenhaus mit den Antibiotika schon besser.
Das System der Altenpflege hat so viele Macken, dass ich bestimmt nicht von Altenpflegern und Altenpflegehelfern gepflegt werden möchte. Krankenpfleger haben eine bessere Einstellung, sie pflegen aufwärts, Altenpfleger pflegen stoisch in den Abgrund.
Und viele Hausfrauen mit etwas Herz und Verstand treffen bessere Entscheidungen als die Altenpflegerin, die meinte: Ich streichle Ihrem Verwandten bei seinen Klagen übers Haar, er klagt jeden Tag über andere Schmerzen und belasse es dabei, er ist doch total dement.
Vergesslich ist er, aber wo es ihn drückt, das erzählt er genau. Hilfe zu finden ist schwierig für ihn.
So helfe ich ihm, wissend: Ich habe niemand, der mir täglich in einem Heim helfend zur Seite stehen würde.
Nach den Erfahrungen, die ich zum bitteren Ende meiner Verwandten im Augustinum machen musste, verstehe ich nun, wenn man sich nicht mehr selber durchdringend artikulieren kann, Angst vor Ärzten und Krankenhaus bekommt, dann helfen Altenpfleger und Altenpflegehelfer kein bisschen. Sie haben Schwielen auf der Seele, können unbegrenzt Leid sehen.
Heime und Stifte bräuchten so etwas wie einen Patientenfürsprecher, an den sich alleinstehende Bewohner wenden könnten.
Wer im Heim nicht ständig besucht wird, jemanden hat, der sich für ihn stark macht, der könnte es schlecht haben. Dabei ist es egal ob ambulanter Pflegedienst im Stift oder stationäre Pflege im Heim.