Samstag, 20. Juli 2013

"Die Verhafteten"

Ich besuch meinen Verwandten. Die Serbin ist heute nachmittags Pflegehelferin auf der Etage; eine Leihkraft, durch den Wind und kennt sich nicht aus, arbeitet als Altenpflegerin eine Etage höher. Sie kommt und sucht vergeblich Handtücher.
Ich komm mit der Serbin recht gut aus, aber mein Verwandter und sie haben des öfteren Streit. Ich klär einige Probleme, mein Verwandter war heute eine Stunde im Garten, es geht ihm recht gut.
Ich geh einige Türen weiter zur 92jährigen Frau W. und biete ihr an eine Zigarette mit ihr zu rauchen. Sie darf nicht mehr ohne Aufsicht rauchen, sie ist auf Gnade und guten Willen ihrer Mitmenschen angewiesen um ihrem Laster zu frönen.
Sie beschwert sich über das Essen, welches nicht schmeckt und über Heidi, die nie da ist. Wer ist Heidi? Heidi gibt Geld vom Verwahrgeldkonto. Frau W. möchte sich Süssigkeiten kaufen, als Ersatz für das Essen, welches ihr nicht schmeckt und natürlich Zigaretten und am liebsten auch ein Feuerzeug! Mal war Heidi noch nicht da, mal schon weg, eine Vertretung für Heidi, die auch einkaufen geht, gibt es auch nicht, meint Frau W. Frau W. sagt: Sie lebt hier unter Verhafteten.
Ich konfrontier die Serbin damit, sie erklärt, beschwichtigt. Sagt die Sachverhalte seien anders. Ich glaub es. Aber mir geht es darum: Wie fühlen sich denn die Alten in Deutschlands super Pflege? Genau. Verhaftet. Eingesperrt, unter Kontrolle, ausgeliefert.
Ein alter Mensch sagt sonst: Ich lebe bei meinen Kindern. Und nicht: Ich bin von meinen Kindern verhaftet worden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen