Montag, 29. Juli 2013

Heisses Wochenende

Sonnabend komm ich in die Blindenwohnstätte, da liegt mein Verwandter zusammengekauert im Bett, jammert: Mir ist so übel. Es sind wohl draussen 36 Grad Hitze. Er liegt mit langer Jerseyhose auf dem Bett, er hat wollene Kniestrümpfe an. Ich bring in in die Schocklage, er fühlt sich sehr heiss an, ich zieh die Hose und die Kniestrümpfe aus, zieh Handtücher und Waschlappen durch kaltes Wasser, bedecke ihn damit. Ich denk es ist ein Hitzestau, vielleicht auch ein Hitzeschock. Ich kühl immer wieder, ca. 1 Stunde, dann wird ihm besser. Mein Verwandter erzählt, dass er am Morgen wieder auf dem Fussboden gesessen ist, der Pfleger konnte ihn nicht halten.
Die Küche schickt zwar kalten Tee, nachdem ich mich beschwert habe, aber die süsse Suppe kommt wieder heiss im Thermos. Auch sie kühl ich und abends um 7 Uhr kann mein Verwandter sie endlich essen.
Sonntags, als ich ihn besuchen komme, da liegt er wieder so im Bett und klagt über immense Kopfschmerzen. Draussen sind wohl 38 Grad. Wieder zieh ich ihm die lange Hose aus und die langen Kniestrümpfe. Wieder kühle ich ihn. Es wird besser. Er hat einen Zweitagebart, hätte sich gern rasiert, aber man gab ihm keinen Apparat. Und die grösste Gemeinheit: Er hatte keine Klingel. Er konnte sich nicht bemerkbar machen. Ein fieser Mensch hat die Klingel über den Galgen runter aufs Bett rutschen lassen und die Klingel dann oben unter dem Kopfkissen versteckt. Da kann ein Blinder sie nicht finden.
Abends schickte die Küche für 16 Bewohner auf der Etage 0,7 Liter kalten Tee, ansonsten nur heissen Tee, der Pudding kam heiss im Thermos, ich kühlte ihn, das dauerte Stunden und das Obst war wie immer hart und nicht reif, für Alte mit falschen Zähnen nicht zu beissen..
Die Leasingpflegerin an beiden Tagen war zwar nett und auch hilfsbereit, aber das Problem verursachten die morgendlichen Pfleger.
Das ist die deutsche Altenpflege 2013, man tut alles um es den Heimbewohnern ungemütlich zu machen.
Etliche Bewohner haben niemand, der sie besucht und Dinge richtet.
Also, bei mir darf sich kein Altenpfleger blicken lassen.

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