Samstag, 31. März 2012

Samstag

Nachmittags im Schliessfach im Augustinum sind die Rollläden noch heruntergelassen. Ich räum das Apartment auf, stell die mitgebrachten Lebensmittel weg, koch uns Kaffee, mach meinem Verwandten später ein Schinkenbrot, er freut sich über das Essen und die Zuwendung. Nach dem Abwasch kümmere ich mich um den Bürokram, die Pflege lässt auf sich warten. 20 Uhr 30 kommt eine altgediente Kraft: Hallo Herr Sowieso, wer bin ich? Mein Verwandter antwortet verschmitzt: Herr Wiesowie, der Haustechniker. Die Pflege stutzt: Das sagen Sie nur, weil ihre Verwandte da ist! Es ist nicht nur zu viel verlangt, sich einem Blinden vorzustellen, nein die Pfleger des Augustinums machen sich mit ihren Fangfragen einen Scherz mit dem Blinden, und dies schon seit Jahren. Die Blindenpflege im Augustinum ist ungenügend.
Sie steckt meinen Verwandten in den Schlafanzug. Das sind ein paar leichte Handgriffe. Hilfe beim Waschen? Zähneputzen? Fehlanzeige. Das nennt sich kleine Körperpflege und kostet die Pflegekasse 8 Euro. Sie hämmert wie wild auf ihrem Computer rum. Auf mein Nachfragen gibt sie ihm Augentropfen, nochmal kommen, für die zweiten Augentropfen? Da wird die Zeit wohl knapp. OK, also geb ich die zweiten Augentropfen.
Das Augustinum ist kein Ort für mich, ich bin froh, als ich nach Hause gehe. Um 21.30 Uhr bin ich zu Hause.

Die Handys rappeln

Die Handys der Pfleger im Augustinum, die früher ständig unangenehm vibrierten, wurden wohl umgestellt, nun vibrieren sie nicht mehr, nun rappeln sie. Das ist etwas weniger störend.
Es ändert jedoch nichts am System, nichts an der Ausrichtung an ein computergesteuertes System.
Ich find die Art der Pflege pervers. Also, so möchte ich nicht gepflegt werden. Der Computer regiert, die Mitmenschlichkeit verliert. Ich such mir, wenn es soweit ist, eine andere Nische.
Und nun fiel es mir auch ein, woran mich die lila-weissen Pflegeroboter des Augustinums erinnern. Und zwar an die Crashdummies der Autoindustrie. Stereotype monotone Fertigung sind sie. Sie bekommen zwar ein Gesicht, wenn man des öfteren mit ihnen redet, trotzdem erinnern sie mich in ihrer Uniformität und ihren monotonen Bewegungsabläufen an Crashdummies.
Und für solch ein schreckliches Lebensende soll ich in die Pflegekasse zahlen? Dies hab ich nun so viele Jahre getan. Und die Kassen wollen mehr, kriegen den Hals nicht voll. Also bitte, ich möcht eine andere Pflege, ich möchte Alternativen zur Pflegeversicherung und Pflegediensten.

Die Rockopas kommen

Nun sind sie schon 70 Jahre alt, die Freunde der Rolling Stones und des Hard Rocks und sie fahren schwere Harleys und Kawasakis. Sie passen nicht in das vorgefertigte Schema der Pflege. Sie ecken im Seniorenbereich an. Sie wissen noch, wer Rudi Dutschke war und was Studentenrevolten und Hausbesetzungen sind. Dabei sind sie durchaus arriviert und leben im Wohlstand.
Während die wirklich Alten immer später ins Pflegeheim gehen, frühstens bei Pflegestufe 2, so mit weit über 80 und manchmal auch 90 Jahren, fehlt irgendwie der Nachschub fürs Seniorenheim.
Die Seniorenwohnungen sind recht beliebt, aber wer von den Rockopas will schon in so ein richtiges, Anpassung forderndes Heim?
Da sagt der 70jährige Rockopa aus dem Seniorenwohnhaus zu mir: "Ich kauf jetzt eine Tüte Tomatensamen für meinen Balkon und dann schlepp ich meinen Kadaver nach Hause. Tschüss" und eilt flugen Schrittes nach Hause.
So entsteht nun ein Vakuum, ist mein Eindruck. Ich merke es in den berliner Seniorenfreizeitstätten, aber auch das Theater im Augustinum ist selten voll besetzt. Die jungen Alten haben ganz einfach einen anderen Geschmack.
Der Durchschnittsopi trägt Basecap, Rucksack, fährt Roller oder E-Bike und liebt Country und Western Musik.
Es ist ein himmelweiter Unterschied zu meinem 90jährigen Verwandten im Augustinum.
Irgendwann fehlt dem Augustinum der Nachschub für sein Programm/Angebot/Theater. Für diese Prognose braucht man nicht Meinungsforscher zu sein.

MDK - Heimaufsicht

Vor einem Jahr wurde ich beruflich mit zwei Vertretern von MDK und Heimaufsicht und ihren Meinungen konfrontiert. Sie bedauerten zutiefst, dass sie nicht in WGs kommen können, wo auch gepflegt wird, es sei denn - vielleicht - über einen ambulanten Pflegedienst, der dort Kranke aufsucht.
Tja, das Hausrecht gibt es also noch, wie erstaunlich.
Ich finde den Gedanken mir z. B. mit einem Lebenspartner, seiner Schwester und einer Freundschaft das Haus im Alter zu teilen und eine Haushaltshilfe einwohnen zu lassen nicht abartig, sondern völlig ok.
Das kann sehr nett sein, ich bin ein geselliger Mensch.
Und der Gedanke gefällt mir besser, als in einer Wohnung im Augustinum zu versauern mit Pflegepersonal, das nur ein paar Mal am Tag nach mir sieht.
So gehen die Meinungen und Vorstellungen über die gepriesene Selbständigkeit im Alter wohl weit auseinander.
Jedenfalls würd ich MDK und Heimaufsicht, wenn sie bei mir in meinem Haus vorsprechen, die rote Karte zeigen.
Es geht auch ohne dies "Gewerbe". 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt.
Und die katholische Christkönigsschwester sagte vor Jahren zu mir: Wir sind nur noch ein paar alte Nonnen hier, die sich gegenseitig pflegen...

Erinnerung an Pflege vor 50 Jahren

So lange ist es her, dass die Mutter meines Onkels, der in Hamburg lebte, sterbenskrank und bettlägrig wurde. Sie lebte in ihrem Haus an der Nahe, ein tolles Weinbaugebiet und weit weg von Hamburg. Was machte mein Onkel? Er schickte eine seiner Töchter zur Pflege seiner Mutter in die Nähe von Bad Kreuznach. In den Sommerferien wurde ich, noch Schulkind, eingeladen dort meine Sommerferien zu verbringen. Ich erinnere mich noch gut an die sterbenskranke alte Dame, die hingebungsvoll gepflegt wurde. Die "Pflegekraft" war 18 oder 19 Jahre alt und sehr verantwortungsbewusst und auch kompetent. Wir Drei hatten es alle gut und gemütlich in dem alten Haus, es war ein sehr schöner Sommer. Die alte Dame verstarb im Herbst.
Und kein Mensch sprach von Pflegestufen, MDK, Pflegediensten usw. Das gab es einfach nicht.

Ostermarkt im Augustinum

Eigentlich fahr ich nur mit schlechten Gefühlen ins Augustinum, was denn nun schon wieder nicht im Lot ist. Nie fahr ich freudig hin, aber meist ängstlich. Aber heute war ich angenehm überrascht.
Es war Ostermarkt im Augustinum auf zwei Ebenen im Foyer heute nachmittags. Es gab viele Stände, die Ostersachen verkauften, auch Bücher und Trödel und Musik vom Keyboard dazu. So sind mein Verwandter im Rollstuhl und ich eine Runde über den Markt gelaufen, es war eine schöne Abwechslung.
Vieles, was das Augustinum für alle Bewohner macht, ist sehr nett.
Wenn es mit der Pflege auch klappen würde, dann wär ich zufrieden.
Später erschien jemand vom Pflegedienst um sich über die aufgelaufenen Probleme zu informieren.
Auf dem Nachhauseweg hab ich für das Wochenende eingekauft, ich nehm die Sachen dann morgen mit ins Augustinum. So war ich um 22 Uhr zu Hause, mehr als fünf Stunden unterwegs. Ich bin rechtschaffen müde.

Donnerstag, 29. März 2012

Diakonieschwester

Ja, die Diakonisse hier gibt es noch. Ich sah sie auf der Strasse, grau gekleidet, sie trägt feste schwarze Schnürschuhe. Früher sah ich sie mit Fahrrad, diesmal lief sie zu Fuss.
Die alte Frau ist immer auf dem Weg zu Kranken.
Und ich denk so bei mir: Es war besser vor der Pflegeversicherung und dieser scheusslichen Pflegeindustrie.
Man sollte selber seine Angehörigen pflegen. Das wenige Pflegegeld nehmen und selber für sich und die Familienangehörigen sorgen.
Familienwohngemeinschaften gründen, eine Haushaltshilfe engagieren und gut ists. Das war bei uns schon früher so und hat sich bewährt.

Eklat

Gestern, wohl schon sehr spät, verlangte mein Verwandter seine Augentropfen. Endlich kam die Pflegerin, wollte ihn vertrösten, sie habe ca. 30 andere Bewohner auf ihrer Liste. Es kam zum Streit und nun verlangt mein Verwandter, ich soll ihm ein gutes Pflegeheim suchen.
Dies hab ich der Heimleitung und Pflegeleitung des Augustinums mitgeteilt.
Im Apartment war schon wieder Unordnung. Der einzige Lichtblick war, dass ich ihn im Rollstuhl durch die Strassen fuhr. Es ist öde im Augustinum.

Mittwoch, 28. März 2012

Präsident des Deutschen Pflegerats fordert neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff

Der Präsident des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus, fordert einen neuen Pflegebedürftigkeitsbegriff bis zum Jahresende. "Es fehlt eine erkennbare Struktur, wie man mit der Herausforderung der Pflegebedürftigkeit umgeht. Bis Jahresende müssen der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff und die Finanzierung stehen. Andernfalls wird das Thema wegen der Bundestagswahl zerredet und verschoben", sagte Westerfellhaus weiter.

Die 1,1 Milliarden Euro durch die angekündigte Beitragserhöhung würden "in keinem Fall" ausreichen. "Eine auskömmliche Versorgungsstruktur würde fünf Milliarden Euro kosten", sagte Westerfellhaus.

Gesundheitsminister Daniel Bahr zur Pflegereform

Ich lese in einer dpa Meldung:
Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) sieht in der Pflegereform einen wichtigen Beitrag für eine finanzierbare und menschenwürdige Betreuung bedürftiger Menschen.
Der gesellschaftliche Zusammenhalt müsse erhalten bleiben und die häusliche Pflege verbessert werden, sagte Bahr in Berlin.
«Pflege ist ein ganz großes Thema für Familien und Angehörige.» 70 Prozent der Menschen würden zu Hause gepflegt. Hier gebe es die drängendsten Probleme. «Die Menschen wollen so lange wie möglich zu Hause bleiben.» Mit dem Gesetz werde dem Rechnung getragen.
Es ist die zweite Reform seit Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995. Danach soll zum 1. Januar 2013 der Beitragssatz von 1,95 auf 2,05 Prozent steigen. Das bedeutet Mehreinnahmen von 1,1 Milliarden Euro. Leistungen sollen teils verbessert und flexibler gehandhabt sowie Pflege-Wohngemeinschaften gefördert werden.

Ulrich Kienzle im Augustinum zu Gast

teltOwkanal berichtet:



Im Wohnstift Augustinum in Kleinmachnow las Ulrich Kienzle aus seinem neuen Buch „Abschied von 1001 Nacht".

Langeweile pur. Im Augustinum Kleinmachnow fliegen n i e die Löcher aus dem Käse. Ich schwörs!

Montag, 26. März 2012

Sonnenschein

Heut nachmittags kam ich ins Augustinum, bepackt mit vielen notwendigen Sachen. Das Wetter war so schön frühlingshaft. Ich setzte meinen Verwandten in den Rollstuhl, wir verliessen das Haus und auch das Grundstück, liefen etwas durch Kleinmachnow. Es war das erste Mal seit Monaten, dass mein Verwandter etwas frische Luft bekam. Er hat sich so gefreut. Und ich hab ihm alles erklärt, was ich gesehen habe. Zurück im Schliessfach tranken wir Kaffee und ich machte Abendbrot.
Später lief ich am Demenztreffpunkt vorbei, nein, sie spielen jetzt nicht nur Stadt, Land, Fluss. Sie spielen ABC der Blumen. Das probten wir mal und mein Verwandter war im Nu mit allen richtigen Antworten durchs Alphabet.
Im Treffpunkt verbieten sie ihm dann den Mund. Aber Beschäftigung für nicht Demente, die bieten sie nicht.
Er wartete dann 30 Minuten auf die Pflege zum Augen träufeln, es kann ja mal etwas dazwischen kommen...
Und warum wieder jemand den benötigten Essensplan vom Kühlschrank gerissen hat und vernichtet hat, das begreife ich nicht.

Eheleute in einer Wohnung, das geht oft nicht gut.

Ich hatte steinalte Freunde, der Mann, weit über 90 Jahre alt, sehr lieb und lustig, war absolut dement, verlegte alles, durchwühlte ständig alle Schränke, ging auf Trebe, Taxis oder Polizei brachten ihn nach Hause. Als seine liebe alte Frau, ein kleines Persönchen, der Dinge absolut nicht mehr Herr wurde, da kamen beide in ein Heim. Auf unterschiedlichen Etagen, beide in 2 Bettzimmer. Sie verstand sich prächtig mit der Bettnachbarin, blühte wieder auf, und er hatte einen neuen Kameraden. Täglich liess er sich zu "Muttichen" bringen und unterhielt sich mit ihr und so war beiden gedient.
In einem Apartment im Augustinum wäre nichts gebessert gewesen, für keinen der beiden. Eheleute in einer Wohnung, das geht oft nicht gut.

Das Schliessfach gegenüber

Das Schliessfach gegenüber ist ein etwa 40 qm grosses 1 Zimmerapartment, schlecht geschnitten und kostet wohl ca. 2300 Euro monatlich, wenn es von einer Person bewohnt wird, der Zuschlag für die zweite Person beträgt wohl 600 Euro. Das Apartment war mal Ausweichquartier für meinen Verwandten und seine Frau, als im Augustinum neue Rohre eingezogen wurden und die eigene Wohnung wegen Handwerkern unbewohnbar war. Mein Verwandter findet sich dort blind nicht zurecht, es ist seitenverkehrt. Es hat eine Terrasse, an der jeder, der dort in den Garten möchte, vorbei läuft, also ist der Mieter gezwungen den ganzen Tag von der Terrasse Hinz und Kunz zu grüssen, wenn er sich dort aufhält. Da kommt keine Freude auf und das Apartment ist ansonsten recht dunkel.
Dort lebte etwa ein Jahr lang ein Ehepaar recht beengt, die Frau war schwerstpflegebedürftig. Es war sehr laut im Flur, als sie eines nachts verstarb und man die Leiche wegschaffte, sagt mein Verwandter. Kurz darauf kam der Ehemann ins Krankenhaus und verstarb auch sehr schnell.
Wer zahlt schon 2300 oder 2900 Euro Miete für eine bemackte Wohnung mit zig Nebenkosten in einem berliner Vorort, der schwer ohne Auto zu erreichen ist? Eheleute, die Angst haben der Pflege des Partners nicht gerecht zu werden z. B..
Dabei sind 2 Einzelzimmer in einem guten Pflegeheim besser und bei uns im Seniorenzentrum zieht man ohne Wohndarlehn in eine nur halb so teure 1 1/2 Zimmerwohnung. Wird ein Partner pflegebedürftig, dann zieht er in die Pflegestation und der andere bleibt im Apartment und kann seinen Partner jederzeit besuchen.
Ich find das besser als im Augustinum auf engem Raum 24 Stunden am Tag dem Partner beim Sterben zu zusehen.
Und ist die Wohnung grösser, dann kommt der Hinterbliebene aufgrund der extrem hohen Miete mit seiner Rente nicht aus. So ist das bei meinem Verwandten.

Same procedure as every day...

Nachmittags auf ins Augustinum, bepackt mit Lebensmitteln wie ein Esel. Ich räum auf, mein Verwandter ist guter Dinge. Wir unterhalten uns nett bei Kaffee und Keksen. Ich entsorge den Müll. Das Schliessfach gegenüber steht jetzt monatelang leer, die beiden Mieter sind verstorben. In der Kapelle ist ein Kondolenzbuch, es ist wieder jemand verstorben. Es ist ein Herr, jünger als mein Verwandter. Ich trag mich im Namen meines Verwandten ins Buch ein. Eine Danksagung für erwiesene Anteilnahme für eine schon vorher Verstorbene hängt noch am schwarzen Brett. Ansonsten ist nichts los im Augustinum, auch nicht am Empfang.
Ich mach uns Abendbrot im Schliessfach. Es gibt Cornedbeefbrot. Das isst mein Verwandter gern. Ich mach den Abwasch. Ich bin froh, wenigstens passiert nichts Negatives. Gutes widerfährt einem im Augustinum sowieso nicht.
Heut geh ich zeitig und bin schon um 20 Uhr 30 zu Hause.

Sonntag, 25. März 2012

Augustinum, Pflegeheim - Vergleich im hohen Alter

Ich entnehme einem Artikel der Zeitung "die Welt" mit Titel "So ersetzen Pillen die Pflege": 32,19 % der Versicherten über 90 Jahre haben eine Demenzdiagnose. Dies bedeutet aber auch: 2/3 der sehr alten Menschen sind nicht dement.
Was macht das Augustinum mit diesen sehr alten Menschen? Sie empfehlen ihnen den Demenztreffpunkt. Da wird dann nicht gefördert, nein dahin wird abgeschoben und aufbewahrt.
Wem dies nicht gefällt, der kann ja in seinem Apartment bleiben, allein. Und die Pflege schaut morgens, mittags, abends mal rein...
Das Augustinum hat keinen Aufenthaltsraum zum Klönen, keinen Fernsehraum mit z. B. Kaffee und Selters gratis...
Wer den Grossveranstaltungen für die jüngeren Alten nicht mehr gewachsen ist, der fällt in ein Loch. Ausser: Er ist dement und bevorzugt weiblich.
Das Pflegeheim bei mir um die Ecke hat auf jeder Etage nette Aufenthaltsräume und das Personal umsorgt die Alten den ganzen Tag sehr freundlich. Dort gibt es überall ständig Gelegenheiten zur Unterhaltung und Getränke. Einige Alte bleiben in ihren Zimmern, aber sehr viele nutzen die Aufenthaltsräume. Dort ins Pflegeheim kommt manchmal ein Akkordeonspieler und auch ein Keyboardalleinunterhalter. Das ist sehr nett und gemütlich.
Dort fühl ich mich, wenn ich zu Besuch bin, wohler als im Augustinum.
Ein weiterer gewichtiger Unterschied ist für mich: Im Augustinum gibt es nur das Mittagessen. Wer nicht im Demenztreffpunkt mit Griessüppchen konfrontiert werden möchte, der muss sich selbst versorgen.
Das 6 Euro 50 Abendbrot aus dem Restaurant hat uns diverse Male enttäuscht. Es ging ungegessen zurück.
Im Pflegeheim gibt es 5 Mahlzeiten, schmackhafte Hausmannskost und das Personal kontrolliert die Essensaufnahme.
Das entlastet die Angehörigen.
Den Leuten im Augustinum ist es egal, ob der Apfel wg. Gebiss und Blindheit nicht zerteilt oder gegessen werden kann. Der bleibt dann einfach liegen...
Im Augustinum gibt es mittags eine kleine Karaffe stilles Wasser. Das schmeckt nicht. Leitungsheimer aufbereitet.
Und so schlepp ich immer wieder Selterswasser, Milch, Kaffee, Kaffeesahne ins Augustinum nach Kleinmachnow.
Mein Verwandter wollte mir nie zur Last fallen. Aber dies tut er nun seit Jahren über Gebühr, dank dem Augustinum Kleinmachnow.

Freitag, 23. März 2012

Keine Lust auf Peter Weck

Heute war im Foyer alles vollgestellt, ein Empfang anlässlich der Dichterlesung vom Schauspieler Peter Weck. Man sagt er ist klug, er will nicht ins Augustinum ziehen. Peter Weck ist schon recht betagt.
Was soll es, mein Verwandter und ich haben in seinem Schliessfach gemütlich zu Abend gegessen.

Donnerstag, 22. März 2012

Gefährlich

Ich komme ins Augustinum mit Wäsche und Essen und bekomme einen Schreck. Mein Verwandter hat den Notrufpieper nicht um, der liegt auf dem Nachttisch. Der Rollstuhl, den er für den Friseurbesuch benötigte, wurde nicht an seinen Platz zurückgerollt, sondern steht als Hindernis für den Blinden im Raum. Wegräumen, da war dem Personal der Weg von 3 m zu weit.
Im Bad fehlen Handtücher und Waschlappen und mein Verwandter möchte so gern sauber sein, die Wärmflasche liegt auf dem Duschstuhl. Mein Verwandter sagt, er hat es bemängelt, aber niemand kam und hat sich gekümmert. Das Augustinum meint wohl: Lerne zu leiden ohne zu klagen.
Ich fordere am Empfang Hilfe. Eine nette Kraft kommt, bringt aber gleich eine neue Pflegerin zum Einarbeiten mit. Ständig wechselt das Personal für den Blinden.
Später meint der Oberpfleger zu mir, sie hätten immer mehr Bedarf an Personal, immer mehr Pflegebedürftige. Das Augustinum ist ein Massenbetrieb. Ich finde es mangelhaft, sehr mangelhaft. Die Schliessfächer, ich denk da gerade an Käfighaltung.
Ich hab der neuen Kraft gesagt, mein Verwandter hat nur mehrmals am Tag Kontakt zum Pflegepersonal. Dann komm ich zu Besuch. Er hat keine Kontakte mehr im Haus. Und auf die im Demenztreffpunkt möchte er gern verzichten.
Zu Hause bin ich erst kurz vor 22 Uhr. Zeit zum ins Bett gehen für mich. Gute Nacht ihr lieben Sorgen.

Kaputte Wäsche

Merkwürdig, zur Zeit geht viel Leibwäsche kaputt, bevorzugt die Bündchen leiern extrem aus, auch bei den Pyjamas. Das geht jetzt bei teurer Helixunterwäsche sehr ins Geld.
Bis vor einem halben Jahr lief alles reibungslos, die Pflege wusch und räumte die Wäsche wieder in den Schrank.
Dann übernahm die hauseigene Firma Clarus die Wäsche und nun klappt nichts richtig und die Wäsche geht kaputt, Baumwolloberteile und Hosen werden auch löchrig.
Das kann, aber muss nicht mit der neuen Regelung zu tun haben.
Auch gibt es wohl nun neue Regelungen, wonach nach jeder Ladung die Maschine zu desinfizieren ist.
Vielleich ist es besser, dass ich die eine Hälfte der Wäsche bei mir wasche und die andere in die Reinigung gebe.
Das mit dem Wäscheservice klappt nicht.
Ich hab immer mehr Arbeit dadurch.

Mittwoch, 21. März 2012

Spartanisch

Die Pflegesituation ist spartanisch im Augustinum Kleinmachnow, egal was, viele Pflegeheime bieten mehr und besser für weniger Geld.
Wenn ich darauf hinwies, dann bekam ich mehrfach zu hören, wir könnten uns ja für Individualbetreuung entscheiden. Die kostet glaube ich ca. 20 Euro pro Stunde. Sie wird weder von der Kasse noch von der PER Pflegekostenzusatzversicherung getragen.
Bei 2750 Euro Miete, 250 Euro PER Eigenanteil, Kosten für Lebenshaltung etc. ist dieser zusätzliche Aufwand nicht machbar.
Und wenn man dies vorher gewusst hätte, so glaub ich, wären meine Verwandten nicht eingezogen.
Und: Auch bei Individualbetreuung ist blindengerechte Pflege dort nicht machbar. Dafür ausgebildetes Personal haben sie kaum.

Nur Rennereien

Ich besorg Boxershorts, kaufe Medikamente und Körperpflegemittel in 2 Drogeriemärkten, kaufe Lebensmittel und fahr nach der Arbeit ins Augustinum. Mein Verwandter ist sauer, er hat sich Kaffee bestellt und bekam Plürre. Sagt: Sie mobben mich.
Ich seh die Post durch, mach Abendbrot, sortier Schlafanzüge. Jemand hat alles im Kühlschrank odentlich hinterlassen. Gut, ich freu mich. Ich mach den Essensplan, hänge ihn an den Kühlschrank. Gegen 20 Uhr kommt die Pflege: Hallo Herr Sowieso... Ich sag: Er ist blind, würden Sie bitte erst Ihren Namen nennen? Die Pfleger lernen es nicht sich vorzustellen. Die Dame sagt: Entschuldigung, ich bin so selten hier. Ständig wechselt das Personal und ein blinder Mensch braucht feste Bezugspersonen.
Das Augustinum ist leider ein grosser Massenbetrieb.
Beim Gehen erkundige ich mich am Empfang nach der chemischen Reinigung, die ins Haus kommt.
21 Uhr 30 bin ich zu Hause, sehr müde. Freizeit kenn ich nicht mehr.

Dienstag, 20. März 2012

Wäsche

Da die Wäschversorgung seit Monaten nicht klappt, hab ich die Wäsche heute mitgenommen. Beschwerlich, da ich krank bin. Aber mein Verwandter war munter und wir haben nett zusammen Abendbrot gegessen.

Montag, 19. März 2012

"Sie lagen ja nur in den Betten"

Heute abends beim Gehen am Empfang kamen drei alte Damen und ein alter Herr aus dem Theater, da lief wohl heute ein Film, "Wolke 9" , Beschreibung: Inge geht auf die 70 zu, aber fühlt sich wie 17. Sie hat sich verliebt. Karl wird bald 80. Es ist Leidenschaft. Es ist Sex. Dass ihr das noch einmal passiert, hätte sie nicht gedacht. Inge ist mit Werner verheiratet. Seit 30 Jahren. Sie liebt ihren Mann. Er war immer gut zu ihr. Liebe braucht Zeit. Die haben alle drei nicht mehr.
Jedenfall beschwerte sich eine der Damen, Typ Gouvernante mit saurem Drops im Mund, lautstark und empört: Sie lagen ja nur in den Betten, wollte wissen, wo sie sich beschweren könne.
Der Herr am Empfang sagte: Beim Kulturreferat.
Die anderen Damen schauten auch empört, der Herr hielt sich verständlicherweise zurück.
Ich sagte: Vielleicht wär das doch eher etwas für einen Herrenabend gewesen...
Die Beschwerdeführerin sah mich fassungslos an.
Ich hatte den Eindruck sie beansprucht das Jugendschutzgesetz für das hohe Alter. Wahrscheinlich wählt sie noch immer Adenauer.
Im Augustinum sind zu viele Damen dieses Typs. Wie soll ein alter Haudegen wie mein Verwandter dort glücklich sein?
Das Augustinum - der Club der trüben Tassen.
Dort verlernt jeder, selbst ein lustiger Mensch wie ich, das Lachen.

Sonntag, 18. März 2012

Samstag nachmittags

Samstag nachmittags bin ich im Augustinum mit nur ein paar Lebensmitteln, ich bin krank, kann nicht viel tragen.
Ich mach Kaffee, zieh die Rollläden hoch. Plötzlich kommt die stellvertretende Pflegedienstleitung. Sie ist jung, hübsch und nett; sie hat noch nicht verstanden: Auch sie wird mal so alt und klapprig und muss sterben. Auch sie wird es mal so beschwerlich haben, weil sie ist nicht der Typ sich früh selbst umzubringen, damit sie die Beschwerden und Nöte des Altwerdens nicht erlebt. Ich erklär ihr alles, woran es hakt. Zeig ihr auch die dreckige Küchenarbeitsplatte, obwohl jemand dort Tassen abgewaschen hat. Dies kann ich zur Zeit noch nicht wieder, ich bin krank. Sie meint, ich könne ja dafür Teilreinigung extra buchen. Das kostet dann wieder...
So ist der Moloch Augustinum, wer dort einzieht sollte wissen: Zu der sehr teuren Miete lassen sie sich jeden Handschlag teuer extra bezahlen. Wenn man Schwimmbad, Theater usw. nicht mehr benutzen kann, dann gibt es keinen Rabatt, nein, dann wird es erst richtig teuer. Und bei der PER Zusatzversicherung gewinnt immer die PER.
Ach, wie schön ist ein gutes Pflegeheim mit Festpreisen, ach, wie gut sind Seniorenwohnhäuser ohne teure Darlehn, wo es auch Service gibt. 10 km weiter, in Berlin gibt es das en gros.
Naja, um 21 Uhr 30 war ich endlich zu Hause. Es ist so schön vom Augustinum nach Hause zu kommen. Hier fühl ich mich wohl. Und mein vereinsamter Verwandter im Augustinum tut mir täglich leid.

Donnerstag, 15. März 2012

So mies

So mies war es heute im Augustinum: Ich bin krank, quäl mich ins Augustinum mit Lebensmitteln für meinen Angehörigen.
Im Kühlschrank ist nichts am ausgeschilderten Platz, alles Kraut und Rüben. Heute sollte die Wäsche abgeholt werden. Sie liegt noch immer in dem dafür nicht vorgesehenen Wäschekorb im Bad. Aber wo ist die Wärmflasche? Ich suche ewig, sie ist in der Küchenspüle, wo sich das dreckige Geschirr stapelt. Das Handtuch für die Flasche ist noch immer im Bett. In einem Raum sind die Fensterläden nicht hochgezogen.
Im Wohnzimmer, auf dem Tisch liegt ein Apfel und 2 Kiwis. Das haben wir nicht bestellt, das kann meine blinder Verwandter nicht essen. Aber der Essensplan - die Bestellung -, die hat die Pflege ja schon vor Tagen vom Kühlschrank abgerissen und weggeworfen.
Ich mach meinem Verwandten Abendbrot und lese diese Pflegedokumentation, die vor Selbstbeweihräucherung stinkt. Ich schreib dann in diese Kladde die Zustände und beschwere mich.
Ich bestell beim Empfang die diensthabende Schwester, sie ist ok, kommt und sieht sich die miserable Arbeit an und meint auch: Das geht so nicht.
Ich sag dem Empfang: ich bitte die Pflege morgen meinem Verwandten nachmittags Kaffee zu machen und später Abendbrot. Ich bin krank.
Um 20 Uhr 30 bin ich endlich zu Hause, ich bin so kuriert vom miesen Augustinum, das glaubt keiner.

Dienstag, 13. März 2012

So ist das Augustinum

Ich komm heut mit Medikament und Lebensmitteln nachmittags ins Augustinum. Die Essenspläne wurden vom Kühlschrank entfernt, verschwunden, kann man nicht kontrollieren, die Wärmflasche liegt in der Küchenspüle und nicht im Bad am Schildchen, dafür fehlt dort ein Waschlappen, ich hänge einen neuen hin, im Servicefach liegt ein Plastiksack und ein Zettel: Wäsche bitte gleich in den Sack tun. Die Dreckwäsche liegt daneben...
Ich mach den neuen Essensplan mit Fotokopie am Empfang, häng ihn an den Kühlschrank, zahl die Rechnungen, hol den Kontoauszug, erledige die Post, mach Abendbrot, wir lesen die Woche, nichts was gefällt bei, ich mach mir die Mühe, geh zum Treffpunkt, nur solch Mist wie Stadt, Land, Fluss; Fernsehgottesdienst etc.
Ich mach den Abwasch, trag Müll raus.
20 Uhr 15 kommt eine Pflegekraft, sagt ihren Namen nicht (wie fast immer), gibt Augentropfen ohne einen einzigen Tupfer, meine Verwandter nimmt ein Taschentuch, wischt von einen Auge ins andere...
Ich mach die Wärmflasche, die Pflegerin war sowas von sich überzeugt und ich denk bei mir: Manche Pfleger hier sind ein faules Pack. Schnauze voll, ich fühl mich krank, sag das auch der Dame am Empfang. Man macht sich völlig fertig über die Jahre mit diesem schlechten Etablissement.
21 Uhr 30 bin ich zu Hause, völlig fertig nach einem kompletten Arbeitstag. 14 Stunden Arbeit und Fahrtzeit und das mit 60 Jahren.
Es tut mir leid, nichts ist gebessert. Alles wieder so schlecht wie vorher. Die Pflege taugt nicht.

Einkäufe

Einkaufen war ich heut für meinen Verwandten und für ihn in der Apotheke, sie hatten das verschreibungspflichtige Medikament sogar vorrätig.
Es vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht für ihn unterwegs bin.

Montag, 12. März 2012

Forum

Wieder ein Tag im Augustinum. Ja, die Wärmflasche liegt wieder den ganzen Tag noch im Bett, ja die Rollläden in einem Zimmer sind wieder nicht hochgezogen worden...
Die Hauszeitung "Forum" ist da. Hübsch bunt und von vorn bis hinten langweilig. Sie schreiben viel über Ostern und Herzklappen und auch eine Menge Eigenlob, besonders über die Pflegequalität im Augustinum. Noten vom Pflege TÜV, das Augustinum kombiniere die Vorteile von ambulanter und stationärer Pflege...
Das finde ich trifft gar nicht zu. Was soll es. Papierkorb.
Dafür war das Abendbrot mit meinem Verwandten sehr nett, wir haben uns gut unterhalten.

Sonntag, 11. März 2012

Party

Es gab eine Abschiedsparty für die Bankangestellte, die in Rente geht. Mein Verwandter war eingeladen, aber solch Veranstaltungen sind inzwischen zu anstrengend für ihn. Ich sah die grosse Menge älterer Herrschaften im Speisesaal und dachte: Um Gottes willen, hier möchtest du nicht leben, nur unter alten Menschen sein, wie schrecklich. Das Augustinum ist eine Enklave am Rand von Kleinmachnow, fast nur alte Menschen.
Wie gut hab ich es doch in meiner Strasse mit allen Generationen.

Gestern

Gestern kam ich ins Augustinum, in einem Zimmer waren die Rollläden komplett herunter, die Wärmflasche lag vom vorigen Abend noch im Bett. Abends kam die Schwester zum Augen träufeln, sie nannte wie immer ihren Namen nicht.
Ich hab ihr beigebracht: Sie darf nicht nur einen Tupfer nehmen, sondern braucht für jedes Auge einen, damit es keine Augenentzündung gibt. Und sie muss eine halbe Stunde warten, bis sie das nächste Medikament geben darf. So kam sie später wieder um die Antibiotikatropfen zu geben und sie sagte dann sogar ihren Namen beim Eintreten.

Freitag, 9. März 2012

Arztbesuch

Es war ein sehr arbeitsreicher Tag heute. Es gab viel Post zu erledigen, Leistungsnachweis für die Pflege zu unterzeichnen, ohne mich läuft nichts.
Heute war auch endlich der Urologe da. Es gab sowohl einen Blut- als auch einen Urintest für meinen Angehörigen.
Ich sag endlich, weil mein Verwandter lange klagte, Blasentee verlangte, aber der Pflege ist das egal. Auch die Ärztin kümmert sich um dererlei Dinge nur nach Aufforderung. Das klappt für alte Leute nicht. Um den Termin beim Urologen habe ich gebeten.
Beim Abendbrot kam die Pflege zum Augenträufeln, sagte wie immer ihren Namen nicht an, obwohl mein Verwandter doch blind ist und wissen möchte mit wem er es zu tun hat.
Obwohl nun auch die Antibiotikabehandlung vor zwei Tagen begonnen wurde, wusste sie davon nichts und wollte nur das drucksenkende Medikament verabreichen. Ich hab ihr das erklärt und gezeigt. Ob die Kraft morgen früh das dann weiss? Es bringt doch nichts nur ab und an Antibiotikatropfen zu geben. Einige Pfleger nehmen nur einen Tupfer zum Augenwischen und nicht, wie es sein soll zwei. Wer von einem Auge ins andere wischt, der riskiert eine Augenentzündung. Genau dies war mal wieder passiert.
Ich finde mein Verwandter hat ungenügende ärztliche Versorgung im Augustinum, bei seiner verstorbenen Frau war das ähnlich. Sie kam mit einer schlimmen Blasenentzündung, unerkannt und unbehandelt vom Augustinum ins Krankenhaus.
Und ich würd dort nicht zum Arzt gehen, es ist eine normale Arztpraxis, die jedermann aufsuchen kann.
So, und morgen schaut dann die Augenärztin zum Druckmessen vorbei. Sie ist aus Zehlendorf und zuverlässig über Jahre.
Und ich war wieder über vier Stunden unterwegs.

Mittwoch, 7. März 2012

Wie immer

Nachmittags auf ins Augustinum, diesmal mit Augentropfen. Im Schliessfach ist wieder vieles nicht an seinem Platz. Jemand von der Pflegeleitung schaut vorbei und ich bitte Sachen im Kühlschrank und Apartment an dem dafür ausgeschilderten Platz abzulegen.
Ich mach Abendbrot, den Haushalt und bearbeite die Post. Und bin alles in allem wieder über 4 Stunden unterwegs, da ich auf dem Heimweg noch tanke.
Selbstbestimmt und gut betreut, damit wirbt das Augustinum. Mein Verwandter lebt seinen langweiligen Alltag, er hat frisch geschnittene Fingernägel, ich hatte die Maniküre zu ihm bestellt. Aber ansonsten ist nichts passiert.
Was soll ein 90jähriger blinder Mann auch selbst bestimmen? Ach ja, den Essensplan für nächste Woche mit Auswahlmöglichkeit haben wir auch besprochen. Das hat er selbst bestimmt.

Montag, 5. März 2012

Geburtstagsnachfeier

Heute war Geburtstagsnachfeier für alle im Februar geborenen im Augustinum. Mein Verwandter war dort und es hat ihm gut gefallen und er hat es mir am Telefon geschildert. Sie geben sich im Augustinum Mühe mit allem, was alle Bewohner betrifft.
Ich war heute in der Apotheke für ihn, ein Medikament hab ich gleich mitnehmen können, ein anderes wurde bestellt und wird erst morgen geliefert. So muss ich dort nochmal hin.

Über 100 Jahre alt

Ich hab einige über 100jährige Menschen kennengelernt, die älteste Frau war 105 Jahre alt. Viele lebten bei ihrer Familie, umsorgt, verhätschelt. Einige über Hundert waren im Pflegeheim, ein Heim in meiner Nähe hat meist drei Menschen über hundert Jahre, jahrelang.
Im Augustinum Kleinmachnow hab ich einige Menschen über 90 Jahre getroffen, aber noch keinen über hundert Jahre. Dort sind die meisten Menschen keine 90 Jahre alt, glaub ich.
Die ambulante Pflege gibt das einfach nicht her dort 100 Jahre alt zu werden und ich finde die ärztliche Versorgung im Haus nicht gut. Aber das kann man sehen, wie man will.

Was braucht man im Alter?

Was braucht ein sehr alter Mensch von über 90 Jahren?
Materiell:
1 Bett, 1 Schrank, 1 Tisch, 1 Stuhl, 1 Fernsehsessel, 1 Radio, 1 Fernseher. Toilette, Waschgelegenheit, Pflegebad.
Immateriell:
Sehr viel Zuwendung, Liebe, Geduld, Zuhören, Hilfe im Alltag, gute ärztliche Betreuung, altersgerechte Ernährung.

Eigenes Apartment hab ich da nicht auf meiner Liste und ambulanten Pflegedienst auch nicht.
Mein persönliches ideales Alter stell ich mir ganz anders vor, als sich das Augustinum das ausdenkt.

Sonntag, 4. März 2012

Aus Berlin Zehlendorf

Aus Berlin Zehlendorf mit PKW oder Rad ins Augustinum. Bei etwa 08:45 Min. muss man links abbiegen, dann ist es noch immer ca. 1 km Fahrt.

Augustinum in Richtung Berlin



So abgelegen ist die Lage des Augustinum Kleinmachnow.

Kosten

Eigene Kosten für das 1. Pflegeheim ca. 1800 Euro im Monat bei Vollverpflegung im modernen Einzelzimmer.
Eigene Kosten für das 2. Pflegeheim ca. 2100 Euro im Monat bei Vollverpflegung im modernen Einzelzimmer.

Eigene Kosten im Augustinum: 2700 Euro Miete für ein 2 Zimmerapartment, das zur Zeit nicht in ein 1800 Euro Einzimmerapartment getauscht werden kann, da kein geeignetes frei ist. Dazu 230 Euro Eigenanteil PER Pflegekostenzusatzversicherung (Altvertrag von 1998, die neueren Verträge beinhalten 500 Euro monatlichen Eigenanteil). Dazu Kosten Frühstück, Abendbrot. Nur das Mittagessen ist inklusive. Dazu Kosten sämtlicher besuchter Veranstaltungen, z. B. unergiebiger Demenztreffpunkt jeweils vor- und nachmittags mehr als je 7 Euro, ca. 15 Euro pro Tag bei schlechter Verpflegung. Dazu Kosten Reinigung des Apartments (mach zur Zeit ich) und Kosten der Wäsche, Reinigung.
Dazu meine Wegekosten (Benzingeld oder BVG), fast täglich, da mein blinder Angehöriger meine Hilfe dort bei nur ambulanter Pflege benötigt.
Und wenn ich dann noch die mindestens 4 Stunden Zeit täglich ansetze, die ich für die Besuche und Einkäufe benötige...
Kleinmachnow ist zu abgelegen.

Die beiden Pflegeheime könnte ich fussläufig erreichen. Ich finde Inklusivpreise gut, da weiss man, woran man ist. Vieles wäre für mich leichter, ich bräuchte auch nicht so viel einkaufen und schleppen und mein Verwandter wäre nicht den grössten Teil des Tages allein in der Wohnung, sondern besser betreut. Ich hab immer Angst, dass er stürzt.

Weiterer Preisvergleich

Ein anderes Pflegeheim ganz bei mir in der Nähe:
Preise
Pflegesätze vom 01.01. - 31.12.2012

Pflegestufe Pf 0 Pf 1 Pf 2 Pf 3 Pf H
Gesamtvergütungssatz
pro Monat 31 Tage 2037,94 2518,13 3079,23 3479,75 3800,60
Gesamtvergütungssatz
pro Monat 30 Tage 1972,20 2436,90 2979,90 3367,50 3678,00
abzüglich Betrag Pflegeversicherung 0,00 1023,00 1279,00 1.550,00 1918,00
Kostenübernahme
Bewohner 31 Tage 2037,94 1495,13 1800,23 1929,75 1882,60
Kostenübernahme
Bewohner 30 Tage 1972,20 1413,90 1700,90 1817,50 1760,00
(alle Beträge in EURO)
EZ-Zuschlag 5,00 - 10,00 Euro

Preisvergleich

Ich schau mir mal die Preise von einem Pflegeheim bei mir in der Nähe an.



Heimentgelte für die stationäre Pflege (Einzelzimmer)
Pflegestufe 0

Kosten pro Monat

2.087,42 €

abzügl. Pflegekassenanteil

0,00 €

Eigenanteil

2.087,42 €



Pflegestufe I

Kosten pro Monat

2.544,94 €

abzügl. Pflegekassenanteil

1.023,00 €

Eigenanteil

1.521,94 €



Pflegestufe II

Kosten pro Monat

3.079,11 €

abzügl. Pflegekassenanteil

1.279,00 €

Eigenanteil

1.800,11 €


Pflegestufe III

Kosten pro Monat

3.460,58 €

abzügl. Pflegekassenanteil

1.510,00 €

Eigenanteil

1.950,58 €


Pflegestufe III+

Kosten pro Monat

3.775,43 €

abzügl. Pflegekassenanteil

1.825,00 €

Eigenanteil

1.950,43 €


Heimentgelte für die stationäre Pflege (Doppelzimmer)
Pflegestufe 0
Kosten pro Monat

1.972,13 €

abzügl. Pflegekassenanteil

0,00 €

Eigenanteil

1.972,13 €


Pflegestufe I

Kosten pro Monat

2.429,65 €

abzügl. Pflegekassenanteil

1.023,00 €

Eigenanteil

1.406,65 €


Pflegestufe II

Kosten pro Monat

2.963,82 €

abzügl. Pflegekassenanteil

1.279,00 €

Eigenanteil

1.684,82 €


Pflegestufe III

Kosten pro Monat

3.345,29 €

abzügl. Pflegekassenanteil

1.510,00 €

Eigenanteil

1.835,29 €


Pflegestufe III+

Kosten pro Monat

3.660,13 €

abzügl. Pflegekassenanteil

1.825,00 €

Eigenanteil

1.835,13 €

Da kann man auch ganz normal mal zu Mittag essen, 2 Gerichte zur Auswahl und es kostet Besucher 3,50 Euro.
Das könnte ich mal ausprobieren.

Rückblick

Ich hab mal zurück gedacht. Wann war es mal schön im Augustinum? Die letzten unbeschwerten, netten Besuche waren Heilig Abend und Sylvester. Alle anderen waren mit Anspannung, Sorgen, Wut im Bauch, Überarbeitung usw. Das ist keine gute Quote, das ist keine Empfehlung für das Augustinum.

Samstag, 3. März 2012

Durchwachsen

Als ich heut nachmittags ins Schliessfach komme, da sind in einem Zimmer die Rolläden nur halb hochgezogen und im anderen Zimmer gar nicht, stockduster. Im Kühlschrank ist nichts an seinem Platz, trotz Beschriftung, im Bad liegt die Wärmflasche neben dem Waschbecken... Chaos, wie fast immer. So findet sich ein Blinder nicht zurecht und ich bin der Dienstbote der Pflege.
Ich pack die Lebensmittel weg, die ich mitgebracht hab, bearbeite die viele Post.
Wir gehen ins Cafe-Restaurant. Es ist dort schön, wie immer. Himbeertorte gibt es und Kaffee und alle sind super nett.
Im Schliessfach machen wir uns noch eine heisse Tasse, dann kommt der Pflegeroboter und tut meinem Verwandten beim Ausziehen weh.
Ich geh nach 20 Uhr und bin kurz vor 21 Uhr zu Hause.
Ständig muss ich ins Augustinum. "Pflege im eigenen Apartment" ist sehr teurer Mist, gelinde gesagt. Von "Selbständigkeit im Alter", die sie versprechen, keine Spur.
Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr bin ich der Dreckpussel und Dödel dieses miesen und sehr teuren Systems. Den Erfindern wünsch ich manchmal: In der Hölle sollen sie braten. Irgendwo gibt es doch Gerechtigkeit, das glaub ich fest. Sie vermanschen mir mein Leben.

Freitag, 2. März 2012

Der Computer

Um 16 Uhr 30 bin ich im Augustinum, bepackt mit Einkäufen für meinen Verwandten. Ich koch uns Kaffee und dann fahr ich meinen Verwandten im Rollstuhl zum Computer im ersten Stock. Er geniesst die Abwechslung. Wir lesen diverse Tageszeitungen im Internet.
Räuberpostillen, Artikel über den Bundespräsidenten und über Hertha BSC. Das mit dem Computer macht meinem Verwandten grossen Spass und wir reden auch jedesmal mit dem Empfang. Wenigstens kommt mein Angehöriger so mal aus seinem Schliessfach. Es kann recht einsam sein im Augustinum.
Im Apartment ist alles verstreut, im Kühlschrank auch. Da hat man nun Schilder angeklebt, wo alles hingehört, aber wer da gearbeitet hat, der kann offensichtlich nicht lesen.
Dann mach ich Abendbrot und er hat eine neue Druckstelle im Mund und das Gebiss ist lose und klappert.
Abends, endlich wieder zu Hause, schreib ich erstmal eine Mail, bitte um nochmalige Reparatur des Gebisses.

Donnerstag, 1. März 2012

Anruf

Ich ruf an, bekomme zu hören: Das Gebiss ist gewöhnungsbedürftig. Na, ob das was wird. Ich merk das ja dann am Wochenende.
Ausserdem soll mein Verwandter nachts den Empfang bemüht haben, man habe bei ihm geklingelt. Das ist technisch nicht mehr machbar, es wurde auch überprüft. Mein Angehöriger träumt in letzter Zeit einen Haufen Mist zusammen. Das erzählt er mir dann ab und an, wenn ich da bin. Ich erleb das dann morgen wieder, wenn ich ihn mit Lebensmitteln bepackt aufsuche. Heute ist Pause.

Vortrag: Rumänien: Zwischen gestern und heute

Am 1. März ist ein Vortrag im Theatersaal. Zu Gast ist die Rumänienhilfe der Evangelischen Auferstehungskirchengemeinde Kleinmachnow. Um Spenden wird gebeten.
Das ist nichts für mich. Ich hasse diese Scheibenputzer, diese schwarzen Bettler, diese aufdringlichen U Bahn Musikanten, diese Hütchenspieler. Sie verunsichern uns in Berlin.
Nö, da geh ich nicht hin und da geb ich nichts.
Ich möcht auch nicht, dass unsere Politik mit meinen Steuern den Strassenbau in Rumänien finanziert. Punktum.
Noch eine Tafel, eine Suppenküche, einen Kältebus, ja bitte. Da geb ich gerne. Nächstenliebe.
Wieso meinen die Kirchen bloss, dass mein Nächster in Afrika oder Rumänien ist?

Begehrteste Wohnlage?

Wer angibt hat mehr vom Leben. Das Augustinum preist das Haus als begehrteste Wohnlage an.
Also, das Land war mal der Todesstreifen, DDR Grenzgebiet, und war wahrscheinlich preisgünstig zu haben. Aus Berlin vom Bus gibt es einen längeren Fußweg zum und entlang des Augustinums, schön grün, an einem Pfuhl (Teich) entlang, recht einsam und nichts für ängstliche Menschen bei Dunkelheit. Die vordere Seite, Zufahrt zum Augustinum ist tatsächlich kleinmachnower Villenlage. Das ist aber nur ein ganz kleiner Teil des Augustinums. Dann grenzt eine niedliche Laubenkolonie an den Augustinum Komplex und dann der Teltowkanal, gegenüber am Kanal ist teltower Gewerbegebiet, áuch mit Verbrauchermärkten und Autoreparaturwerkstätten und hinten, an einem kleinen Hafenbecken des Kanals ist die ganze Rückfront ein Recyclinghof von ALBA.
Es ist das Ortsende von Kleinmachnow und nur mit dem PKW oder Taxe wirklich bequem zu erreichen. Auf teltower und berliner angrenzenden Seiten ist Gewerbegebiet.
Mein Verwandter hat früher in besserer Wohnlage gelebt.
Natürlich ist die Lage toll, wenn man früher aus seiner Wohnung auf eine Hinterhofbrandmauer in Berlin gesehen hat. Aber dies trifft wohl auf die Bewohner kaum zu.

Es schlaucht

Es ist anstrengend jeden Tag nach der Arbeit ins Augustinum zu fahren.
Heute war ich wieder 4 Stunden unterwegs.
Jedenfalls wurden heute nachmittags die ausgebesserten Zähne am Empfang abgegeben, mal sehen, ob es diesmal besser ist.
Und ich hab zwischen Nachmittagskaffee und Abendbrot den Beihilfeantrag bearbeitet.
Ganz allein im hohen Alter im Augustinum, das geht einfach nicht. Die dort arbeiten machen ihre Arbeit. Aber sich kümmern, das tun sie nicht.
Der Notrufpieper wurde inzwischen in Ordnung gebracht. Ansonsten war vieles im Schliessfach nach wie vor "langes Fädchen, faules Mädchen".
Aber morgen mach ich mal Pause vom Augustinum, ich fühl mich schlapp. Ich hoffe es reicht aus meinen Verwandten anzurufen.