Freitag, 5. Juli 2013

Es bleibt schwierig

Am Wochenende kamen zwei Tage lang die selben Leiharbeiter, dann kam zwei Tage eine junge Anfängerin von der Leasingfirma, unerfahren, aber bemüht. Dann war wieder der junge festangestellte Pfleger da, gestern stellte ich fest, dass das Verfalldatum der Augentropfen seit dem 1. 7. überschritten war, mein Verwandter sagte, dass die Tropfen im Auge brennen, ich verlangte auch Hilfe bei der Altenpflegerin bezüglich der Schmerzen im Kopf, über die mein Verwandter seit einigen Tagen klagt.
Als ich heute eine Stunde früher als üblich zu meinem Verwandten kam, da sass er am Tisch im Rollstuhl und jammerte kläglich, er wolle dringlich aufs Klo. Die Klingel hing über dem Galgen am Bett, er konnte sich nicht bemerkbar machen.
Ich nahm die Klingel, ging sofort zur Pflegedienstleitung im Erdgeschoss, man war sehr bemüht die Dinge zu richten. Der junge Pfleger wurde zum zweiten Mal belehrt, dass er meinem Verwandten die Klingel lassen muss und man sagte ihm, falls dies wieder vorkommt, dann bekommt er eine Abmahnung.
Das bleibt schwierig, Altenpflegehelfer ist eine kurze Ausbildung und man benötigt dafür wirklich kein Abitur.
Ja, man könnte darüber debattieren, was gesunder Menschenverstand ist, aber das führt zu nichts.
Manche Pfleger sehen vorrangig ihr Arbeitspensum und erst nachrangig den Bewohner.
Jedenfalls fährt mein Verwandter morgen zum HNO Arzt wegen der Kopfschmerzen und dann irgendwann zur Sonographie des Bauches.
Frische Augentropfen hat er nun auch.
Ich finde es geht meinem Verwandten nach der Untersuchung im Krankenhaus mit den Antibiotika schon besser.
Das System der Altenpflege hat so viele Macken, dass ich bestimmt nicht von Altenpflegern und Altenpflegehelfern gepflegt werden möchte. Krankenpfleger haben eine bessere Einstellung, sie pflegen aufwärts, Altenpfleger pflegen stoisch in den Abgrund.
Und viele Hausfrauen mit etwas Herz und Verstand treffen bessere Entscheidungen als die Altenpflegerin, die meinte: Ich streichle Ihrem Verwandten bei seinen Klagen übers Haar, er klagt jeden Tag über andere Schmerzen und belasse es dabei, er ist doch total dement.
Vergesslich ist er, aber wo es ihn drückt, das erzählt er genau. Hilfe zu finden ist schwierig für ihn.
So helfe ich ihm, wissend: Ich habe niemand, der mir täglich in einem Heim helfend zur Seite stehen würde.
Nach den Erfahrungen, die ich zum bitteren Ende meiner Verwandten im Augustinum machen musste, verstehe ich nun, wenn man sich nicht mehr selber durchdringend artikulieren kann, Angst vor Ärzten und Krankenhaus bekommt, dann helfen Altenpfleger und Altenpflegehelfer kein bisschen. Sie haben Schwielen auf der Seele, können unbegrenzt Leid sehen.
Heime und Stifte bräuchten so etwas wie einen Patientenfürsprecher, an den sich alleinstehende Bewohner wenden könnten.
Wer im Heim nicht ständig besucht wird, jemanden hat, der sich für ihn stark macht, der könnte es schlecht haben. Dabei ist es egal ob ambulanter Pflegedienst im Stift oder stationäre Pflege im Heim.

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