Mittwoch, 19. Juni 2013

Leasing und die Kassen

Gestern Abend kam schon wieder eine Leiharbeiterin, das ist stereotype Pflege ohne Bezug zum alten Menschen. Sie erklärte mir, dass heute Abend schon wieder jemand anderes käme.
Ich organisierte Abendbrot für meinen Verwandten, half ihm beim Essen, ich hatte richtig frische Milch mitgebracht, er ist den Anstaltskakao leid.
Als ich kam, sass er bei halbleerer Kakaotasse und ein paar Weissbrothäppchen, die er nicht essen wollte.
Mit meiner Hilfe aß und trank er dann wie immer gut. Ich schnitt ihm dann noch eine Birne klein, das hat ihm gefallen. Nach dem Obst und Joghurt für ihn musste ich, wie fast immer, extra fragen. Leiharbeiter sind herzlose Roboter. Sie sind in ganz Deutschland universell einsetzbar und austauschbar.
Die im Falle der Blindenwohnstätte zurzeit arbeitenden Firmen heissen dima, Rosinke, Akzent. Es gibt zig andere dieser Firmen.
Die Dame gestern Abend meinte: Solange die Kassen so wenig zahlen, wird sich nichts ändern. Vor einigen Jahren hatte sie 30 Minuten Zeit, jetzt müsse man die gleiche Arbeit in 10 Minuten leisten, mehr bewilligen die Kassen nicht. Und da bleibt keine Zeit für Zuwendung, nur für stereotype Handgriffe. Die Alten reagieren darauf allergisch. Die alte Dame, die auf dem gleichen Flur ein Apartment hat, sie schimpft wie ein Rohrspatz: Als sie vor 8 Jahren einzog, gab es auf der Etage 3 Pfleger, nun nur noch einen und das ist eine täglich wechselnde Person.
Mein Verwandter hat Beschwerden, kann nicht lange sitzen. Die Pfleger halten sich an den Mobilitätsplan, nehmen keine Rücksicht auf seine Beschwerden. Ich war im Büro, bat die Leitung um ärztliche Untersuchung, auch Vorsorge, auch Urologe, sagte: Das steht ihm doch von der Kasse zu. Nun darf er sich in kürzeren Abständen aufs Bett legen. Allein hat er nichts erreicht. Beschwert und gejammert hat er häufig genug.
Dieses Schleifen von alten Menschen, die nicht können, zwecks stereotypem Erfüllen des vom MDK vorgegebenen Plans, kenne ich noch aus dem Augustinum von meiner Verwandten. Ich bemerke es jetzt wieder.
Diese Kladden für den MDK werden vom Leasingpersonal nicht geführt. Sie sind unvollständig, Makulatur.
Bei Arbeitskräftemangel und Zeitdruck ist jedes Problemchen Sand im Getriebe des Systems.

Man erzählte mir im Bekanntenkreis, beim MDK und der Heimaufsicht erreiche man nichts, es sei alles verwoben.
Dafür möchte ich nicht in die Pflegekasse einzahlen. Ich möchte diese Pflegeroboter für mich nicht in Anspruch nehmen.
Zusatzversicherung bedeutet: Noch mehr von diesen herzlosen Monstern.
Ich zahle in diese Pflegekasse ein, helfe im Heim, wie damals im Augustinum dem Personal ein marodes, schlimmes System zu stützen, nur damit mein Verwandter es ein wenig besser hat.
Mir graust vor eigener Pflegebedürftigkeit, ich komme jetzt ins Rentenalter. Das ist nicht besser geworden in Deutschlands Pflege und es wird schlimmer.
Die Bekannten, die in diversen Pflegeheimen im Umkreis zu Besuch gehen, sie erzählen ähnliches. Es ist schlimm geworden. Man hofft einfach mal tot umzufallen und nicht diesen Altenpflegern in die Hände zu fallen.
Diesem Gesundheitsminister Bahr und seiner Politik im Herbst die Stimme zu geben erübrigt sich.

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