Mittwoch, 19. Juni 2013

Leasing am Abend

Ich musste lange arbeiten heute, kam erst um 20 Uhr in die Blindenwohnstätte. Mein Verwandter lag wach im Bett, ohne Radio. Ihm war heiss, draussen sind über 30 Grad, aber in der Blindenwohnstätte ist es angenehmer als im Augustinum, dort war es sehr stickig.
Ich fragte ihn, was er zum Abendbrot hatte. Er hatte ein Brot angebissen und eine Tasse verdünnten Pudding getrunken. Das ist zu wenig. Ich ging nach Essbarem suchen. Auf der Etage war kein Pfleger zu sehen, so ging ich ein Stockwerk höher. Die Pflegerin dort erklärte mir, auf der Etage meines Verwandten sei ein Mann. Ich wartete, endlich kam er. Gross, stabil, dunkel, ein Namensschild mit einem türkischen Namen, den ich mir nicht merken konnte. Ein Leiharbeiter, heute wieder. Ich fragte nach Joghurt, Pudding und Obst. Joghurt sei im Kühlschrank, aber Obst? Das hätte er wieder in die Küche zurückgeschickt.
Naja, alles dürftig mit den Leiharbeitern, dachte ich, gab meinem Verwandten noch eine Tasse voll Selters und fuhr dann nach Hause.
Eine Ärztin war da, fragte nach seinen Bauchmerzen, erzählte er. Er gab scherzhaft an. Bauchschmerzen? Die hat er nur wenn er lacht. Sie kann wohl nichts finden.
Wenn er zwei Stunden aufsitzt, dann jammert er regelmässig über massive Bauchschmerzen. Die Ärztin kam, als er gerade in den Rollstuhl gesetzt wurde. Da tut es noch nicht weh. Das ist ein Kreuz für mich. Ich bin nicht anwesend und er gibt leider keine korrekten Auskünfte. Würde er bei mir leben, hätte ich viel eher einen Arzt gerufen und korrekte Angaben über Zeit, Dauer etc. der Schmerzen gemacht. Aber so? Wie soll man ihm da helfen, wenn er nur Witze macht?

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