Sonntag, 18. August 2013

Ein bekanntes Gesicht

Heute Nachmittag traf ich einen festangestellten Pflegehelfer bei meinem Verwandten an, der lange nicht auf dieser Etage gearbeitet hat. Er arbeitet gut. Er nahm mich zur Seite: Ich bin sehr erstaunt, Ihr Verwandter hat mich sofort wieder erkannt! Er hat mir auch alles erzählt, was in der Zwischenzeit passiert ist. Der ist kein bisschen dement!
Ich dachte nanu? Fällt da noch jemand was auf? Mein Verwandter sagt, er gibt sich keine Blösse. Wenn ihn jemand nicht mag, dann schaltet er ab.
Ich hab generell wenig Probleme mit ihm, wir unterhalten uns über Hinz und Kunz und Gott und die Welt. Aber vergesslich bei täglich wiederkehrenden Dingen ist mein Verwandter mit 91 Jahren schon, wenn ich ihn frage, ob er schon seine Augentropfen bekommen hat, dann weiss er das selten.
Demenz sieht wohl anders aus. Ich sollte schon mal ein Gutachten anleiern, weil für Demenz bekommen die Pflegenden ja extra Geld von der Kasse. Ich lehnte das ab. Die Dame meinte, er sei total dement, weil zum Mittagessen müsse sie ihm einen Löffel in die Hand geben. Ich weiss: Er hat kaum Hunger, wenig Appetit und ist von der Fertigkost nicht begeistert.
Ich hab mir vorgestellt, wie diese Dame bei sich zu Hause ihren Besuch bekocht, der dann vor dem Essen sitzt. Einer sagt, ich hab keinen Hunger, der andere, das Essen mag ich nicht, der nächste sagt, ich mag kein Schweinefleisch. Ob sie denen wohl einen Löffel in die Hand drücken würde? Wer ist denn da dement? Manchmal denk ich, diese sogenannte Demenz ist ansteckend, befällt auch das Personal.

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