Freitag, 16. August 2013

Vom Urologen hinzitert

Der Urologe bestand darauf, dass mein Verwandter ihn am Dienstag um 15 Uhr 15 aufsuchte, ich sollte auch dazu kommen. Die Blindenwohnstätte arrangierte einen Krankentransport sitzend. Ich erschien pünktlich 15 Uhr 15 von der Arbeit mit meinem Wagen.
In der Praxis fragte ich: Wo ist mein Verwandter? Antwort: Der ist schon weg. Ich musste kurz im Wartezimmer Platz nehmen, dann hatte der Urologe etwas Zeit für mich. Er war sauer. Er sagte, dass er meinen Verwandten früher drangenommen habe. Er sagte ein Gespräch war nicht möglich. Der alte Mann hat immer nur gesagt: Bitte wenden Sie sich an meine Verwandte, fragen Sie meine Verwandte, die ist zuständig. Ja, Blinde haben das Recht auf eine Begleitperson, auch beim Arzt. Und ich habe Vollmacht.
Nun, er erklärte mir mein Verwandter habe einen sehr hohen PSA-Wert, deshalb wolle er ihm eine Hormontherapie, sowas wie eine Chemo machen. Ich fragte nach den Nebenwirkungen. Der Arzt erschien mir wie ein Vertreter der Pharmachemiebranche. Plötzlich dachte ich: Ich habe wenig Lust ihm einen Z3 Roadster zu finanzieren.
Ich wies auf Krankheiten, schlecht vertragene Medikamente hin. Ich fragte den Arzt, ob er meinen Verwandten untersucht habe, der wollte ja den suprapubischen Katheter loswerden. Nein, hat er nicht. Ich fragte nach der Entfernung des wilden Fleisches an der Öffnung des Bauches, wies darauf hin, dass die Desinfektion der Stelle jedesmal höllisch brennt. Fragte nach zig anderen Problemen.
Der Arzt hatte sich um nichts gekümmert. Mein Verwandter hat sämtliche Beschwerden über Monate und wurde unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt.
Ich erbat mir Bedenkzeit, habe am Montag erneut einen Termin dort in der Praxis. Dachte: Mein Verwandter ist inzwischen 91 1/2 Jahre alt, er hat blind mit zig Wehwehchen wenig Lebensfreude, er freut sich nur auf meinen täglichen Besuch, ich soll alles richten für ihn. Dachte: Die Behandlung entspricht nicht der Patientenverfügung meines Verwandten.
Ich fuhr in die Blindenwohnstätte, mein Verwandter lag deprimiert auf dem Bett. Er wollte sich an den Arztbesuch nicht erinnern, ihn verdrängen, nicht darüber sprechen. An den Fussknöcheln aussen hatte er grossflächige Hämatome über und unter dem Fussgelenk.
Es muss ein Transportschaden sein und das muss höllisch weh getan haben.
Wer dieser Urologe ist? Nun: Dr. Alexander Drunkenmölle in Berlin-Lichterfelde, in der Königsberger Strasse.

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