Sonntag, 24. Juni 2012

Blindenwohnstätte

Die Blindenwohnstätte in Berlin wirkt sehr attraktiv. Der Fahrstuhl spricht. "Tür zu. Aufwärts. Zweite Etage, Dritte Etage. Tür auf." Das Haus ist gediegen, vorzüglich blindengerecht eingerichtet. Gleich greift eine Mitarbeiterin mich am Ellenbogen, will mich führen. Ich muss lächeln. Ein Pfleger geht auf mich zu: "Ich bin der Ulli." Ich fühle mich wohl. An den Wegen im Garten gibt es Handläufe, damit man sich zurecht findet. Und viele lauschige Plätze zum Sitzen. Der grosse Wintergarten ist wunderschön, ein Vogel zwitschert dort in einer Voliere. Überall steht Selterswasser, richtige Selter! Im Augustinum gibt es mittags nur aufbereiten stillen Leitungsheimer.
Es gibt vier Mahlzeiten am Tag, mittags vier Gerichte zur Auswahl. Alles, wie auch Wäsche und Apartmentreinigung zum Inklusivpreis.
Auf jeder Etage ist auch ein Aufenthaltsraum. Und ein richtiges Pflegebad. Mein Verwandter wollte so gern mal wieder baden und nicht nur duschen, wie im Augustinum. Eine Dusche haben sie natürlich auch.
Oh Wunder, es ist ein Apartment frei. Frisch renoviert, mit kleiner Kochnische und einer ganz modernen Sanitärzelle. Das Apartment hat eine Loggia über die ganze Breite.
Davon träumte mein Verwandter all die Jahre im Augustinum, sein Schliessfach hat nur Fenster.
Morgens und nachmittags gibt es auch im Preis inklusive Programm, die Pfleger fragen und holen die Bewohner ab. Das ist toll.
Ich entscheide mich für das Apartment und fahr zu meinem Verwandten ins Krankenhaus. Er freut sich über sein neues Zuhause mit Balkon, das er bald beziehen darf.
Ich fahr ins Augustinum und sortiere Sachen und schreib die Kündigung.

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