Freitag, 29. Juni 2012

Mobilisieren, was ist das?

In der Blindenwohnstätte mobilisieren sie meinen Verwandten erfolgreich. So nennt man das heutzutage, wenn jemand nach einer Erkrankung wieder auf die Füsse kommt. Im REHA Krankenhaus ging das ja schlecht, weil sie ständig Quarantäne wegen unterschiedlicher Bazillen hatten.
Er ist wieder chic gekleidet, sauber, Haare gewaschen, im Bad steht Olivenöl, Eucerin etc. , alles macht dies Haus, ich brauche für nichts zu sorgen, gute Bettwäsche und Handtücher hat er, alles prima. Sie helfen ihm beim Laufen und er läuft schon viel besser und weiter als zuvor, führen ihn.
Dass man Blinde führen muss, das weiss die Pflege im Augustinum nicht, in der Blindenwohnstätte machen die Pfleger alles aus dem FF.
Der Pfleger sagt: Überall überwachen sie alles mit Videokameras, aber einem Blinden zum Sehen verhelfen, das können sie nicht. Und ich denk an die Videokamera am Augustinum....
Das Apartment ist gut durchlüftet, relativ kühl. Die Loggia ist toll, ich bring bald rote Geranien mit, wie sich das für einen berliner Balkon gehört. Aber erst kommt der Umzug!
Und das Essen ist sehr gut. Zum Abendbrot sah ich diversen guten Aufschnitt, Buletten und Bratkartoffeln, schön kross, und nachmittags genoss mein Verwandter Kaffee und Streuselkuchen. Drei Flaschen Selters standen im Apartment. Der Pfleger ist sehr nett, er hat nicht so viel zu tun wie die Pfleger im Augustinum und: er hat nicht die weiten Wege wie im Augustinum. Die kosten bei ambulantem Pflegedienst ständig "kleine Wegepauschale". Im Augustinum schubbert der Pfleger mit monotonen Handgriffen Akkord. Ein Pfleger zieht aus, ein Pfleger gibt Medikamente... Die alten Pflegebedürftigen im Augustinum laufen nicht, sie werden schnell im Rollstuhl von einem Ort zum nächsten von den Pflegern geschoben.
In der Blindenwohnstätte hat man Zeit für den Blinden. Erstaunlich. Und menschlich.
Der Pfleger meint: Er liebt seinen Job. Bei ambulantem Dienst wechsele das Personal ständig. Genau, was ich im Augustinum beobachtet habe.

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