Samstag, 30. Juni 2012

Das System ist krank

Was ist schön an der Pflegeversicherung, MDK, ambulantem Pflegedienst?
Nichts. Es kostet nur Beiträge, die ständig erhöht werden.
Schon vor langen Jahren bekamen wir für Verwandte Blindengeld und pflegten unsere Verwandten selber, bis sie starben. Das war eine normale Aufgabe im Leben, genau wie Kinder grosszuziehen.
Gestern las ich im Augustinum einen Anschlag: Bei Prüfung wurden inzwischen 169 Pflegebedürftige festgestellt. Mündlich hörte ich: Es sollen schon 178 sein, der Demenztreffpunkt platze aus allen Nähten, es ist eine 2 Zimmerwohnung im Erdgeschoss, wo die Alten im Rollstuhl verwahrt werden. Da ist kein Platz für alle Pflegebedürftigen. Das Haus hat ca. 250 Bewohner. Ein Wohnstift für pensionierte Gouvernanten, mit Drops im Mund, die sich noch etwas gönnen wollen, ist es schon lange nicht mehr.
Ein sehr grosses Haus mit weiten Wegen für das häufig wechselnde Pflegepersonal, die Pflegebedürftigen sitzen in den teuren Behausungen, starren die Wand an, so sie noch sehen können, und warten, dass der Pfleger mal wieder kommt. Wird geklingelt, wird jeder neue Weg neu berechnet. Wünscht man mehr, ist das Wahlleistung zu knapp 20 Euro die Stunde. Jeder Weg, auch das Essen bringen, kostet extra.
Die PER Pflegekostenzusatzversicherung ist keine wirkliche Hilfe, sie zahlt erst nach Jahren. Und da vieles nicht darunter fällt, sondern Wahlleistung ist, wie zum Beispiel das Bügeln der Wäsche, läppert sich das schnell auf etliche zusätzliche Hundert Euro im Monat. Einkaufen im Lädchen ist fast dreimal so teuer wie in einem normalen Geschäft.
Die Bedingungen, auch die gesetzlichen Regelungen, beim Einzug meiner Verwandten vor 14 Jahren ins Augustinum waren ganz andere als heute, vieles hat sich so verschlechtert, dass man dort nicht gepflegt werden möchte.
Bei uns in der etwas überalterten Nachbarschaft in Berlin lernen wir. Eine verwitwete Nachbarin hatte jetzt einen Schlaganfall, ein Nachbar wird dement, ein Nachbar hat Krebs und plant in ein Hospiz zu gehen.
Es ist wie im/nach dem Krieg. Die Menschen öffnen sich, sehen die Nöte und werden hilfsbereit. Der, der dement wird, sagte: In den Pflegeheimen sind das alles Gauner. Ich musste grinsen.
Wir suchen Lösungen ausserhalb der Pflegeversicherung und MDK. Da gibt es die nette, hilfsbereite Nachbarin, da gibt es die polnischen Putzfrauen, da gibt es zwei Hausärzte, die ins Haus kommen. Und keine Heimaufsicht kann es uns verbieten einen alten und kranken Menschen bei sich aufzunehmen.

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