Freitag, 11. Oktober 2013

Abendbrot

Gestern kam ich vor dem Abendbrot zu meinem Verwandten. Kaffee hatte er getrunken, das halbe Stück Butter- oder Zuckerkuchen aber nicht gegessen. Die Klingel hing unerreichbar hoch am Bett. Er meinte: Die Zähne sitzen nicht. Ich holte Haftcreme.
Das Abendbrot kam, ich half wie immer, erklärte, was er bekam. Ich gab zusätzlich bilanzierte Trinknahrung, die ich mitgebracht hatte. Die gibt es in der Apotheke. Das ist besser als warmer Pudding, den die Küche täglich abliefert. Wir hörten Nachrichten im Radio, ich las meinem Verwandten aus einem Buch vor... So machen wir das fast jeden Abend. Dann kam eine mir unbekannte Pflegerin von einer anderen Etage mit den Augentropfen. Sie war 6 Monate krank, das sagte sie. Eines muss man der Blindenwohnstätte zugute halten, sie sind arbeitnehmerfreundlich. Diese Pflegerin versorgte an dem Abend mehrere Etagen mit Medikamenten. Der Altenpfleger, selber alt, der früher auf der Etage meines Verwandten arbeitete, er erlitt vor Monaten einen Herzinfarkt. Nun war er kurzfristig wieder da, aber er stellte fest: Die Arbeit ist nun zu schwer für ihn. So kam gestern diese Pflegerin.
Wir unterhielten uns über Krankengeld, das beträgt 65 % des Lohnes. Das reicht nicht zum Leben. Auch mögliche Arbeitszeitverkürzung z. B. von 40 auf 30 Wochenstunden aus Gesundheitsgründen geht für viele aus finanziellen Gründen nicht. Als Altenpfleger hat man seine fixen Kosten. Ich stelle fest: Von den älteren Pflegern, die dort vor einem Jahr arbeiteten, sind etliche nicht mehr da. Altenpfleger, die sich lange Jahre um gebrechliche Alte kümmerten, sie kommen in Finanznöte, wenn sie die körperlich schwere Tätigkeit nicht mehr voll ausüben können. Ob sie alle das normale Rentenalter erreichen, das wage ich zu bezweifeln.
Altenpfleger lernt man und nach einigen Jahren sattelt man um. Ich glaub die Personalknappheit wird bleiben.
Diese Pflegerin und ich waren in der Misere der Altenpflege einer Meinung. Sie meinte auch: es hätte an der SPD gelegen, an Schröders Gesundheitsreform. Wir waren uns einig, davor war es einige Jahre etwas besser in der Altenpflege. Nun, in der letzten Legislaturperiode wurde nichts zum Besseren geändert von CDU und FDP. Unter Frau Merkel und Herrn Bahr ist die Altenpflege so schlecht wie 1960 - 1970 in städtischen Häusern geworden.

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