Montag, 21. Oktober 2013

Alles auslagern, ist das die Lösung?

Man stelle sich mal vor, in einem Seniorenheim wohnen Senioren. Man nimmt an, die Leitung erbringt über Mitarbeiter die notwendigen Dienstleistungen für die Senioren. Das ist eine irrige Ansicht. Im Augustinum erbringen Mitarbeiter von Servicegesellschaften grosse Teile der Dienstleistungen. Das ist in vielen Seniorenresidenzen auch so geworden.
Wie sieht das denn nun in so einer 80 Bewohner Einrichtung aus?
Nun, da ist der Chef nicht etwa Heimleiter, nein er ist Ökonom. Und so ein Betrieb wird dann ökonomisch geführt. So ein Chef ist nicht oft im Haus, nur so viel Anwesenheit, wie ökonomisch vertretbar, weil man hat auch noch anderere Jobs.
Man lagert so viel aus wie irgend möglich. Die Wäsche geht in eine Wäscherei, ein Caterer übernimmt die Küche, das Essen wird fast fertig angeliefert, der Caterer übernimmt auch die Reinigung. Man lagert die Haustechnik aus und ein grosser Teil der Pflegeleistungen wird von Arbeitern mehrerer Leasingfirmen übernommen. Einfache Dienstleistungen übernehmen 1 Euro 50 Jobber vom Arbeitsamt, Hartz4ler. Nun braucht man noch wenige Ehrenamtliche für die perfekte Stimmung. Eine Ausnahme machen die wenigen Büroangestellten in diesem System. Perfekt. Fertig ist die Laube.
Wirklich? Was fehlt ist die Kontrolle. Die wurde ja ökonomisch eingespart. So kommt es, dass Leasingfirmen z. B. am Wochenende nur junge Leute schicken, die es toll finden zu flirten, Fahrstuhl zu fahren und rauchen zu gehen. Da bleiben dann die Alten tagsüber im Schlafanzug, oder liegen nachts im verschwitzen T Shirt ohne Abendtoilette im Bett.
Das geht ökonomisch so lange gut, bis es den Angehörigen auffällt und sie für ihre Verwandten ein besseres Plätzchen suchen.
Da ist man dann klüger und legt mehr Wert auf gute Pflege und gute Ernährung auch bei hohen Pflegestufen, das teure Designersofa im schicken Entrée beeindruckt nicht mehr. Ich kann schon meinen täglichen Aufwand kalkulieren, ich finde ihn reichlich hoch. Ich hab nämlich mal Betriebswirtschaft studiert. Das sag ich dem Herrn Ökonom, der das Heim leitet.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen