Freitag, 25. Oktober 2013

Über das Laufen

Mein Verwandter läuft sehr gern. Er war ein sportlicher Mann. Im Augustinum lief er blind allein mit Krückstock in seinem Apartment oder draussen an der Ballettstange entlang, ausser, er bekam in seltenen Fällen Physiotherapie verordnet. Mehrmals wöchentlich ging ich zusätzlich mit ihm mit seinem Rollator durch das Haus. Pflegekräfte im Augustinum laufen nie mit den Bewohnern. Sie sind immer im Laufschritt, in Eile und knören die Bewohner in den Rollstuhl, dann laufen sie mit dem Bewohner im Rollstuhl durch das Haus und ab geht die Luzie!
Da ist es in der Blindenwohnstätte doch besser. Dort laufen auch die Pflegekräfte mit meinem Verwandten. Aber nun, da sein Parkinson schlimmer wird, da läuft er gebeugt mit Trippelschritten. Ich meinte, das bringt nicht viel für seine Parkinsonerkrankung. Ich sah mehrfach zu, als er mit der Krankengymnastin lief, da lief er, korrigiert von ihr, viel besser. Die Pfleger meinten prophylaktisch dürfen sie mit den Bewohnern laufen, therapeutisch aber nicht. Ich verlangte nach der Krankengymnastin. Man meinte das Kontingent sei erschöpft. Nun versuchte ich zu verstehen, was ein Kontingent ist, fand einen Ansatz hier:

http://drgeldgier.wordpress.com/tag/altenheim/

Neue Krankengymnastik könne man erst im neuen Jahr verordnen. Das letzte therapeutische Laufen war im Juni.
Ich ging zur Pflegedienstleitung, sie meinte vielleicht könne ein Neurologe Gangschule verschreiben.
Ich sagte, ich bin dafür, dass sich endlich ein Neurologe um den Parkinson kümmert.
Ich nenn diese ärztliche/medizinische Versorgung mickerig.
Sie ist im Augustinum genau so mickerig.

So, nun werde ich, so gut es geht aus der Erinnerung, mit meinem Verwandten therapeutisch laufen. Die Pfleger dürfen das nicht, mit ihnen muss mein Verwandter krumm wie ein Flitzbogen mit Trippelschritten dahinschlurfen.

Wenn ich das als Verwandte mache, dann lass ich ihn am Rollator aufstehen, sage ihm er soll sich aufrichten, den Kopf hochnehmen, die Augen geradeaus, dann fass ich ihm in den Rücken, drücke sanft, sag lauf los, dann läuft er, dann sag ich ihm, er soll grosse Schritte machen, korrigieren den Schritt und dann sag ich ihm er soll laut seine Schritte zählen. Und dann läuft er recht gut.

Dies alles ist der Grund warum Altenpflege versagt. Wenn nämlich Verwandte mehr erreichen als professionelle Altenpfleger oder diese Altenpflegehelferlinge, dann stimmt was nicht in dem Gewerbe. Dann ist man nämlich privat besser untergekommen als bei den Profis.

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