Mittwoch, 17. Oktober 2012

Beratung

Ich rief bei einem kirchlichen Träger an, bat um Auskunft bezüglich Senioren WGs. Der Herr war kompetent. Ich wusste, dass ambulante Pflegedienste sich rund um die Uhr um die WGs kümmern. Der Herr meinte, ich erhalte dort erstmal Beratung von einem Sozialarbeiter, aber Vorsicht, diese sehr netten Menschen seien sehr um Einnahmen bemüht. Oh, das kenne ich schon vom Augustinum, das nennt sich dort doppeldeutig "Wertschätzung der Bewohner", dachte ich. Nun gut, ständig wird bei ambulanten Pflegediensten der Wert geschätzt. Darf es ein halbes Pfund Pflege mehr sein?
Es ist halt kein Inklusivpreis in ambulanter Pflege.
Auch haben Pflegedienstleiter stets die selben Floskeln parat. Vorsicht! "Ich habe Herrn Sowieso ... Tage lang begleitet und meine, er braucht zusätzliche Hilfe... Dann folgt: Demenztreffpunkt, oder zusätzliche Arbeiten, Erhöhung der Pflegestufe etc."
Das längere Begleiten ist eine Aufforderung permanent der Pflege mehr Geld zu überweisen. Darauf muss man nicht eingehen.
Nachmittags, auf dem Weg zu meinem Verwandten, machte ich halt bei einem Seniorenheim. Alle Pflegeheime machen einen super Eindruck am Empfang, so auch dieses.
Sie werben alle mit Ambiente. Mediterranes Ambiente ist dann meist etwas teurer. So auch ein hübsches Entrée, natürlich mit Designersofas.
Aber wer nimmt schon später täglich darauf Platz?
Mich interessiert eher: Wie wird gepflegt, wie ist das Essen, wie ist der Alltag der Bewohner? Grinsen die Bewohner alle fröhlich, dann erhalten sie wohl Psychopillen? Haben sie einen Tisch oder Gurt über den Rollstuhl, dann sind sie fixiert, können nicht aufstehen. Moderne Betten sind niedrig, mindern die Sturzgefahr. Alte Gitterbetten sollen verhindern, dass sich der Bewohner verselbständigt, sind aber nicht gut für die Psyche der alten Bewohner.
Ich lerne ständig über die Pflege.
Ich erhielt dort im Heim die Auskunft: Es seien Einzel- und Doppelzimmer frei, morgen Vormittag könne ich mich erkundigen. Ich nahm mir einen Prospekt, sprach die nächste Bewohnerin an, sie lief mit Rollator. Sie war auskunftsfreudig. Sie wohne seit Jahren gern in diesem Haus, ihre Freundin auch. Vor Jahren hatte sie mehrere Schläuche, auch eine PEG Sonde, man habe sich sehr und erfolgreich um ihre Wiederherstellung in diesem Haus einer Pflegekette bemüht. Nein, das Essen sei nicht frisch gekocht, würde aber in der Küche gut aufbereitet, es sei gut und es gäbe mehrere Gerichte zur Auswahl.
Leasingkräfte? Ja, die gäbe es, aber nur sehr selten. Die Pflegebedürftigen bekommen eine feste Bezugsperson.
Dann ging ich zu meinem Verwandten. Es geht ihm gut. Er und ich waren enttäuscht, man hat wieder versucht ihn zur Kreuzworträtselgruppe abzuholen, aber der Pfleger - ein anderer als vorige Woche - hatte ihn wieder nicht rechtzeitig fertig gemacht.
Aber später haben sie meinen Verwandten dann etwas im Rollstuhl an der frischen Luft bewegt. Na das ist doch auch schon was. Jedenfalls besser als im Augustinum nur im Apartment.

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