Montag, 15. Oktober 2012

Meinung des Leiharbeiters

Es hält an in der Blindenwohnstätte mit dem ständig wechselnden Personal. So sprach ich jetzt mit den Leiharbeitern, mehrere sagten, sie arbeiten lieber für diesen Leiharbeitgeber als für Betreiber von Seniorenheimen, die Konditionen die ihnen bei regulärer Festanstellung geboten würden, die seien zu schlecht, indiskutabel.
Ausserdem sind sie der Meinung, man braucht nicht lange Zeit zum Einarbeiten bei einem alten Menschen.
Die alten Damen auf dem Flur klagen über die Leiharbeiter, die ständig wechselnden Kräfte bei Personalmangel seien schrecklich. Drei Damen wünschten gleichzeitig zum Klo geführt zu werden, der Leiharbeitspfleger war nirgends zu sehen. Die Damen schimpften jeder gleichzeitig wie ein Rohrspatz.
Das fanden wir schon im Augustinum. Auch da muss man lange bei wechselnden Pflegekräften warten.
Mein Verwandter sagt, es verlohnt sich nicht einen Namen zu merken, sie sind doch gleich wieder für immer weg. Er wünscht sich sehr eine feste Kraft, eine echte Bezugsperson, jemand, dem er vertrauen kann, mit dem er reden kann.
Es gibt auch einen Personalschlüssel der laut Gesetz erfüllt sein muss, das heisst wieviele Beschäftigte auf wieviele Pflegebedürftige bei welchem Pflegebedarf bei welcher Pflegestufe kommen. Dazu eignen sich Leiharbeiter prima. Das ist wohl auch schön und gut, der Wohnbereich meines Verwandten hat zur Zeit überproportional viele Pflegebedürftige, auch Stufe 3. Ein anderer Wohnbereich hat weniger Pflegebedürftige, daher haben die Pflegekräfte dort mehr Zeit.
Im Augustinum nannten sich die Gruppen nicht Wohnbereich sondern Touren, die auch in Schichten arbeiteten. Das war halt ambulant. Und es war auch da nicht die feste Bezugsperson, sondern Menschen, die halt ihre Arbeit machten.
Da nützt auch zusätzliche Pflege bei zusätzlichen Mitteln für echte oder angebliche Demenz nichts, es sind nur sozusagen verschärfte Haftbedingungen, es ist nicht schön die verbleibende restliche Lebenszeit unter Bekloppten zubringen zu müssen. Da geht es hoch her und es ist unangenehm. Früher hinterm Ofen auf dem Altenteil war es besser.
Es war ein netter Abend heute mit meinem Verwandten. Ich war zerstreut, dachte immer: Wie verhelfe ich ihm zu der festen Bezugsperson, die er sich seit Jahren wünscht?
Das ist doch eigentlich das Normalste von der Welt, dass man seinen Pfleger gut kennt.

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