Samstag, 20. Oktober 2012

Neue Leiharbeiter

So war die Woche in der Blindenwohnstätte oberflächlich betrachtet akzeptabel und besser als im Augustinum. Mein Verwandter war zum Singen, zum Sport und zum Kegeln. Das Essen war akzeptabel. Da ich ihm ein Kissen für den Rollstuhl mitbrachte - vom Heim wurde das Problem in etlichen Wochen nicht gelöst -, sitzt er jetzt bequemer, möchte sich weniger oft hinlegen.
Aber: Die spanische neue Krankenschwester hab ich nicht mehr gesehen.
Dafür kam schon wieder eine neue Zeitarbeiterin. Sehr freundlich, aber sie gab ihm seinen Stock nicht, sie zog im nur das Pyjamaoberteil an, dachte wohl, die Hose braucht er nicht. Und ich war sehr erstaunt. Er, der er keinen Käse mag, hat zum Abendbrot ein Käsebrot gegessen. Er meinte: Die Schwester hat mir das Käsebrot wärmstens empfohlen.
Mein Verwandter meint täglich: Ich wünsch mir eine feste Bezugsperson.
Altenpflege, egal ob im Augustinum oder im Heim ist Fliessbandarbeit mit täglich wechselnder Besetzung.
Die Leute könnten auch bei VW Schrauben in einen neuen Golf drehen.
Altenpflege ist als monotone, stupide Arbeit organisiert.
Und dafür soll man der Pflegeversicherung danken?
Ausserdem hörte ich zufällig wie die sehr behinderte und bescheidene Zimmernachbarin einen Pfleger fragte: Könnte ich vielleicht bitte wieder einmal duschen? Das letzte Duschen ist doch schon zwei Wochen her?
Fazit: Verdreckt im Altenheim lernt man täglich genau so viele unbekannte Menschen kennen wie ausserhalb. Diese kurzen Bekanntschaften sieht man dann nie wieder...

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