Montag, 13. Februar 2012

Das Schliessfach

Das Schliessfach war für zwei gedacht, jeweils mit ordentlicher Rente. Es ist, wie man früher in Kleinmachnow zu sagen pflegte, eine Zweiraumwohnung mit ca. 60 qm. Es liegt im Augustinum, das macht, dass das Schliessfach 2700 Euro Miete warm im Monat kostet. Strom kommt extra. 1998/99 zogen meine Verwandten dort ein. Seit mehr als einem Jahr lebt mein Verwandter nun allein dort, weil ich die Urne seiner Frau in die Erde senken liess, und er bisher mit 90 Jahren noch keine neue Frau gefunden hat... Logierbesuch darf er nur sehr kurzfristig haben, ansonsten muss der Besuch in ein kostenpflichtiges Gästeapartment im Haus. Nun, unsere Verwandtschaft hat nicht so viel Geld, um dort zu übernachten. Auch die anderen Konditionen des Mietverhältnisses sind nicht so günstig wie z. B. bei einer Genossenschaftsseniorenwohnung in Berlin. Dort gibt es eine 1 1/2 Zimmerwohnung mit Dachterrasse, Kochherd, Badewanne und allem Popapi und Fahrstuhl, Rollstuhlkeller, Seniorenclub im Haus für 650 Euro warm, ambulantem Pflegedienst um die Ecke und sämtliche Einkaufsmöglichkeiten mit Lieferservice auch um die Ecke und das Sozialamt beteiligt sich notfalls auch.

Zuerst muss für das Schliessfach eine stattliche Summe als Darlehn gegeben werden. Diese wird gut verzinst. Später zieht das Augustinum die teure Endrenovierung vom Darlehn ab. Die Summe ist so hoch, dass man davon mit Leichtigkeit ein bis zwei Drittel einer Neubaueigentumszweiraumwohnung anzahlen kann.
Was bietet das Schliessfach nun für diesen Mietpreis? 2 Räume, gross genug für 2 Personen. Leider keinen Balkon. Nur Fenster, aber mit elektrischen Rollläden. Der Blick geht auf den hauseigenen Garten und den dahinter liegenden Recyclinghof der Firma ALBA. Auch eine richtige Küche gibt es leider nicht. Es gibt im dunklen fensterlosen Flur hinter Falttüren eine Einlochspüle, und ein unbequemes Zweiplattencerankochfeld, welches prima und schnell aufheizt und einen kleinen Kühlschrank mit Gefrierfach innen. Diese Pantry ist nicht rollstuhlgeeignet. Mit Rolli kommt man nicht an die Spüle, die Teller und Tassen und nicht an den Kocher. Es gibt keinen Geschirrspüler und was ich als sehr negativ empfinde: es gibt keinen Backofen. Selbst im Wohnstift Otto Dibelius in Berlin, es gehört der ev. Kirche, gibt es richtige Küchen mit richtigen Herden. So, diese nicht vollwertige Küche ist im langen Korridor versteckt. Das Bad ist auch ohne Fenster, behindertengerecht, nicht sehr hübsch, aber etwas unpraktisch. Ein Duschstuhl passt in die Dusche. Eine Wanne gibt es nicht. Der Waschtisch ist gut. Das Klo hat eine Erhöhung, die ist aber nachträglich privat eingebaut.
Wenn ich meine Badewanne ausräumen lasse, mir einen Plaste-Stuhl auf die Fussbodenentwässerung stelle, mein altes Bad hat Terrazzo, und den Brauseschlauch des Durchlauferhitzers nehme, dann hab ich mehr Platz und es geht genauso gut und behindertengerecht.
Das Schliessfach hat Parkett, dies ist aber wohl ein Extra. Ansonsten hängt im Schliessfach Rauhfaser weiss. Telefon- und Radio/Fernsehdosen sind vorhanden. Ein Einbauschrank für Garderobe in Plaste/weiss wurde vom Mieter nachträglich im Flur eingebaut.
Es gibt einen Klingelzug zur Pflege und hässlich auf Putz im Flur etwas, was ich für einen Rauchmelder halte? Einen Briefkasten und ein auch von aussen zu öffnendes Fach für Schmutzwäsche, früher war das für Getränkeservice, der hat besser geklappt als die Wäsche. Die Klingel kann man nicht abstellen. Meine Klingel kann ich abstellen.
Das wars. Mehr hat das Schliessfach nicht zu bieten.
Mittagessen im Speisesaal inclusive, 1 Mal die Woche Staubsaugen, alle Vierteljahr Fensterputzen, wer will, darf morgens das Schwimmbad benutzen, aber nur morgens und der hotelmässige Empfang/Türsteherservice inbegriffen. Alles andere ist nicht inclusive. Und das läppert sich!

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