Samstag, 11. Februar 2012

Prospekt

Da lag ein Reiseprospekt in meinem Briefkasten. 6 Tage Österreich - mit dem Bus 299 Euro. 8 Tage Italienische Adria 299 Euro. Es muss 6 oder 7 Jahre her sein, dass ich auf ein Wochenende einmal in Dresden war.
Früher bin ich so gern mal verreist.
Seit Jahren fast täglich Arbeit, Augustinum, Schlaf. Das ist alles.
Das ist mein Leben. Nichts weiter.
Blinde brauchen eine Bezugsperson, eine Vertrauensperson, ich ersetz einem Blinden die Augen, sehe für ihn. Erledige alles für ihn.
Das Augustinum erkennt Blindheit nicht so an, wie der Gesetzgeber. Sie kennen Pflegebedarf etc. Pflege nach SGZ.
Aber sie verlangen bei Veranstaltungen Eintritt von der Begleitperson.
Freifahrt für Blinde, Begleitperson oder Hund in der BVG, Bahn etc. so geht das ausserhalb des Augustinums. Ich finde kaum etwas Blindengerechtes im Augustinum. Mein Verwandter nimmt im Augustinum kaum jemals an Veranstaltungen teil, er war noch nie im Schwimmbad, obwohl er gut schwimmen kann. Im Fahrstuhl sind die Knöpfe auch in Braille. Aber was nützt das? Sagt mein Verwandter: Bis ich das gefühlt habe, hat in dem grossen Haus längst wer woanders die Knöpfe gedrückt und der Fahrstuhl fährt mich hin, wo ich nicht hin will. Dann steig ich in der falschen Etage aus und hab Mühe zurück zu finden.
Ein Zivi ging damals mit ihm. Stufe hat er zu meinem Verwandten gesagt. Antwort meines Verwandten: Damit kann ich nichts anfangen, nehm ich den Fuss hoch und es geht runter, dann tut es mir im Rücken weh, weil ich auf zwei Stufen runter nicht gefasst bin. Stufe hoch oder Stufe runter?
Es gab vor Jahren Ärger mit einer Bewohnerin im Foyer, er kam mit Pendelstock und grosser gelber Blindenbinde am Sakkoärmel, die mit den drei Punkten, und verlangte, sie soll die 5 Meter lange Hundeleine (Flexileine), total ausgerollt von ihrem Dackel, einrollen. Verlangte von ihr die Beseitigung der rücksichtslosen Stolperfalle. Sie war darüber beleidigt, wie konnte er nur. Das Augustinum ist nicht blindengeeignet, nicht wirklich.
Mein Verwandter sagt eine beständige Pflegekraft wäre besser als die wechselnden Pflegekräfte morgens, mittags, nachmittags, abends die die erledigte Tätigkeit unterwegs in ihren Computer tippen.
Hier ein kleiner Einblick in den Umgang mit Blinden.
http://www.dbsv.org/fileadmin/publikationen/20_265_Testwarenkorb/DBSV_Brosch_NichtSo.pdf
Dieser Herr Rückert, Chef des Augustinum sagte, so las ich es, er sei dagegen, dass 50 % der Pflegekräfte gelerntes Personal sein müssen. Ich widerspreche! Die gelernten Kräfte im Augustinum verhalten sich ein wenig besser einem Blinden gegenüber, als die ungelernten Kräfte. Die verstehen von Blindheit nichts. Da ist dann ein Apartment, wo für einen Blinden alles an seinem Platz sein muss, ein Chaos. Das lähmt, dann hat ein Blinder Angst Dinge zu zerbrechen.
Sozialkontakte, Freunde hab ich auch keine mehr. Mir fehlt die Zeit. Mir fehlt die Kraft. Ich werd alt, möcht auf Rente.
Ich hab meine Oma versorgt bis sie starb. Das war vor der blödsinnigen Pflegeversicherung. Mein Grossvater wurde zu Hause versorgt von Onkel und Tante. Vor der Pflegeversicherung. Auch er war blind.
Blindengeld war um etliches besser als die jetzige Pflegesituation.
Augustinum ist schlimm, Augustinum kostet mich meine Lebenszeit. Das Augustinum frisst mich auf.
Ich hätt meinen Verwandten gern in einem guten Blindenheim in Berlin, zu mir ziehen will er nicht gern. Aber einen 90jährigen, der 14 Jahre im Augustinum lebt, trau ich mich nicht umzusetzen. Er wollt dort im Augustinum nicht einziehen, seine Frau wollte dort hin, wegen ihrer Pflegebedürftigkeit. Damals war er noch sehend.

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