Sonntag, 19. Februar 2012

Gemischter Tag

Ich fahr ins Augustinum, in einem Zimmer sind die Rollläden komplett runter. Merkwürdig, das Wäschepaket ist nicht mehr im Servicefach, dafür ein Beutel mit Schmutzwäsche. Bisher lag mehrfach die Dreckwäsche ohne Beutel auf dem dünn in Plastik eingewickelten Wäschepaket. Das fand ich eklig. In der Hauswirtschaft lernte ich: Schmutzwäsche ist strikt von sauberer Wäsche zu trennen. Und: Qualitätskontrolle ist Chefsache. Aber städtische Hauswirtschaft (Oekotrophologie) hat nur bedingt etwas mit Pflege zu tun. Einen Kurs in häuslicher Krankenpflege hab ich auch.
Ich hol leckeren Erdbeerkuchen aus dem Cafe-Restaurant. Es ist eine grosse Musikveranstaltung im Haus mit Sektempfang im Foyer. Das Augustinum gibt sich Mühe mit den nicht Pflegebedürftigen. Das muss man ihm lassen.
Ich mach meine Arbeit, wie immer. Einige Etiketten sind schon nicht mehr zu lesen.
Die Pflegekraft kommt: Guten Tag, ich heisse Frau Sowieso... Nanu, gibt es noch Wunder? Sie will meinen Angehörigen ausziehen, aber da klingelt ihr Vibrator, sie wird woanders benötigt und ist weg, will später kommen. Aber: Weder mein Verwandter noch ich kennen die Dame in lila-weiss. Ständig wechselt das Personal. Augen träufeln war auch niemand da, bis 20 Uhr. Ich erledige die Post, bitte um Arzt und Zahnarztbesuch, schreib: Bitte mit Begleitung. Auch das ist im Augustinum nicht selbstverständlich. Man hat den Blinden schon ohne Begleitung im Krankenwagen losgeschickt, welches Angst verursacht.
Ich find die Wärmflasche an ihrem Platz und da liegen jetzt beide Handtücher.
Nach 20 Uhr verlasse ich das Haus. Bis dahin war noch niemand zum Augenträufeln da. Ich streck zum Abschied der Nashornstatue die Zunge raus.
Zuhause rechne ich: 6 Tage war ich im Augustinum, am 7. Tag hab ich mich telefonisch um die Belange meines Angehörigen gekümmert wie Arzt, Pflegedienstleitung usw. Das waren summasummarum 30 Stunden Zeitaufwand diese Woche fürs Augustinum neben meiner Arbeit und ich bin 60 Jahre alt.
Meine Verwandten zogen dorthin, weil sie keinem zur Last fallen wollten. Da gab es vor langen Jahren mal eine Rechnung für ein Pflegeheim von einem Amt, die ein Verwandter mittragen sollte. Das wollten meine Angehörigen nicht, sie wollten keinem zur Last fallen und im Alter gut versorgt sein. Nun ja.
Das war mein Tag im Heutejournal.

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