Donnerstag, 23. Februar 2012

Genug Post

Der Briefkasten meines Angehörigen ist voll. Im Schliessfach liegt die Wärmflasche auf einem Stuhl, Rollläden sind in einem Zimmer runtergelassen. Man hat die dreckige Wäsche abgeholt. Einiges läuft jetzt zur Zeit besser, aber nicht alles.
Ich koch Kaffee und wir besprechen die Post, die ich vorlese. Endlich habe ich eine Kostenübersicht über Posten der Pflege, welche die Kasse übernimmt, Posten, welche der Arzt beantragen muss und Wahlleistungen, die man selber bezahlen muss. Ich finde, darüber hätten sie uns vor Jahren, als der Pflegedienst des Augustinums mit der Pflege anfing, informieren müssen.
Einiges versteh ich jetzt besser, ich werde diese Auflistung noch mehrfach lesen, damit ich sie besser verstehe.
Das Gebiss meines Verwandten ist unterfüttert, das ging jetzt super schnell und ich erwarte die Rechnung für die Arbeit des Dentallabors. Aber ohne mein Intervenieren hätte das Haus sich noch lange nicht darum gekümmert.
Der Haustechniker kommt und baut eine Zeitschaltuhr in den Schaltkasten, der nun die Klingel automatisch ein- und abstellt. Ein guter, kompetenter Mann. Ich sag ihm: Sie könnten bei mir zu Hause weiter machen, aber ich weiss: das darf er ja nicht.
Mein Verwandter und ich lesen die Hauszeitung "die Woche" mit den Ankündigungen der kommenden Veranstaltungen. Wer was unternehmen möchte, der hat viel Auswahl und Abwechslung im Augustinum. Eine Bewohnerin ist verstorben, zwei neue ziehen ein. Eine Frau Professor Doktor Sowieso und eine Gräfin von und zu Hinundzurück-Raufundrunter. Ich denk mir so: Man bleibt halt standesgemäss unter sich, so wie früher üblich. Wie soll mein Verwandter mit 90 Jahren hier bloss eine neue Frau finden? Die Damen sind so wohlerzogen und etepetete. Man hat es schwer als alter Knacker im Augustinum. In meiner Nachbarschaft wohnt auch ein Professor, aber der ist meist nicht ganz nüchtern...
Ich mach Abendbrot, kümmere mich um den Haushalt, beim Gehen stoss ich beim Müll raustragen fast mit einem mir gut bekannten Pflegeroboter zusammen, der einen Bewohner im Rollstuhl schiebt. Wir erschrecken uns alle und lachen schallend danach.
Auf dem Nachhauseweg halt ich an, kauf Lebensmittel ein, die bring ich meinem Verwandten morgen mit und bin um 20 Uhr 30 zu Hause.

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