Samstag, 25. Februar 2012

So war das damals...

Ich geb den Zettel für morgen für die Pflege beim Empfang ab. Zufälligerweise erscheint dort auf einem Monitor ein adliger Name. Auf dem Weg zum Auto fällt es mir ein: Das war eine Familie, die zu Kaisers Zeiten zig tausende Menschen kujoniert und ausgebeutet hat. Es gab in der Mark Brandenburg zwei Adelsgeschlechter, denen die meisten Rittergüter gehörten. Dieser Name gehört zu einer dieser Familien. Die Rittergüter wurden von Verwaltern geleitet, die Adligen kassierten ab. Die Arbeiter erhielten Kost und Logis und einen ganz minimalen Lohn. Das nannte sich Deputat. Mein Urgrossvater war auf einem Rittergut Kornbodenmeister. Meine Grossmutter erhielt pro Jahr 1914: Kost, Logis, eine Schürze, ein Paar Holzpantinen und eine 20 Goldmarkmünze mit Kaiser Wilhelms Gesicht drauf. Das war alles. Für 6 1/2 Tage in der Woche arbeiten bei 12 Stunden Arbeit pro Tag. Sonntags war Kirchgang erlaubt.
Die Konsequenz war: Diese Landarbeiter waren links, sehr links und nicht für Kaiserreich und Adel.
Und eine Nachfahrin dieser Familie lebt nun im Augustinum. Naja, es gibt keine Sippenhaft, vielleicht stammt ihre Mietzahlung nicht vom krummen Rücken meiner Vorfahren.
Und ich überleg, ob sowas im Erbgut ist, wie die von Thilo Sarrazin besungene mindere Intelligenz der Kopftuchmädchen.
Die Vergangenheit holt einen immer wieder ein. Und im Vergleich zu damals geht es mir bonfortionös.
Die Grossmutter mit dem geringen Lohn schrieb mir ins Poesiealbum:
Geniesse, was Dir Gott beschieden,
entbehre gern, was Du nicht hast,
ein jeder Stand hat seinen Frieden,
ein jeder Stand hat seine Last.

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