Mittwoch, 22. Februar 2012

Wie Ersatzkaffee

Augustinum verhält sich zum richtigen Leben wie Muckefuck zu Kaffee. Im Augustinum ist die Küche keine richtige Küche, der Herd nur ein Kocher, das Bad nur ein Duschbad, das Lädchen kein Laden und im Cappuchino ist keine Sahne.
Viele die dort hinziehen denken erst, toll, so viel los und so ein gutes Programm. Oft stimmt das sogar, aber nach einer Weile werden die dort Lebenden dessen überdrüssig. Wenn sie tatsächlich mal feingemacht das Theater nutzen, dann verschwinden sie hinterher schnellstens in ihren Schliessfächern.
Sie mieten sündhaft teure Apartments und sitzen vor der Glotze, genau wie vorher in ihren Häusern. Und die Fernseher dröhnen in Überlautstärke aus den Wohnungen. Kleinmachnow und Teltow sind weit und Berlin erst recht. Das reduziert die Kontakte und Erlebnisse. Sie werden nicht mehr gefordert, die Bewohner. Wo ich lebe bleiben die Alten länger jung. Sie mühen sich, sind aktiv und geben nicht auf.
Im Augustinum sind die Bewohner fast nur unter alten Menschen. Manchmal kommen Verwandte zu Besuch. Die jungen Familien, die das Babyschwimmen nutzen, gehen durch einen Nebeneingang ohne Kontakt zu den Bewohnern.
Nur einige nutzen die Bibliothek und so gut wie keiner ausser uns den Computer.
Manchmal sitzt wer im Foyer und im Sommer werden die Bänke vor dem Haus genutzt. Aber das ist bei uns im Park auch so. Dafür braucht man nicht nach Kleinmachnow ins Augustinum zu ziehen.
Zuerst merkt man das dort nicht, besonders wenn man noch sein Auto in der Tiefgarage abstellt. Aber dann wenn z. B. die Beine nicht mehr so wollen...
Man hat dann Telefon, regelt auch vieles mit dem Empfang und draussen ist ein Briefkasten.
Haare geschnitten bekommt man dort auch und Fusspflege, aber das ist mir der Mietpreis nicht wert.
Auch bei uns gibt es mobilen Service.
Also: Ich hab mich für einen Lebensabend ohne Ersatzkaffee und mit richtigem, guten Milchkaffee entschieden. Zu Hause ist es am Schönsten.

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