Donnerstag, 16. Februar 2012

Etiketten

Im Apartment ist alles schlimm, wie immer. Ein Pott fast kalter Kaffee steht auf dem Tisch. Da war wer, als ich auf dem Klo war und dann hat die Kaffeemaschine geblubbert, sagt mein blinder Verwandter. Tja, wenn er nicht weiss, dass es jetzt Kaffee gibt und er nicht weiss, wo die Tasse steht, und keiner seine Hand an die Tasse führt, dann wird der Kaffee halt kalt. Und ich hab keinen Kaffee bestellt. Das Computerprogramm der Pflege des Augustinums ist defekt und bleibt defekt. Programmiert auf grösstmöglichen abschöpfbaren Gewinn.
Die junge stellvertretende Pflegedienstleiterin kommt, sie hat mich hinbestellt. Dieser Pflegedienst entscheidet darüber, wann ich antanzen muss und wieviel Arbeit ich zu leisten habe. Unentgeltlich. Sie macht mit mir Etiketten, was wohin gehört. Damit das Personal es leichter hat. Hoffentlich können die auch deutsche Schreibschrift lesen. Ich hab umgekehrt meine liebe Not mit kyrillischer Schreibschrift, ich kann das auch nicht gut! Die Etiketten, naja, der Stift ist nicht wasserfest, das wird nichts auf Dauer.
Im Bad, wo die Waschlappen sein sollen, da ist wieder nichts. Die Waschlappen macht die Pflege in das Wäscheschliessfach. Neue hinhängen? Das macht doch Arbeit. Und so läuft mein Verwandter mit dreckigem Po rum, fühlt sich unwohl und wenn ich komm, dann soll ich ihm Waschlappen hinhängen, jammert er. Er möchte sauber sein.
Ich sag ihr: den nicht bestellten kalten Kaffee bezahle ich nicht. Sie sagt: OK, der Kaffee geht aufs Haus.
Der Pflegedienstleiter ist so von sich und seiner Arbeit überzeugt. Allein sein Anblick bewirkt, ich möcht vor ihm ausspeien. Ich, sein unentgeltlicher Dienstbote.

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