Samstag, 18. Februar 2012

Die Handys

Die uniformierte Pflege hat merkwürdige Gerätschaften.
In der untersten Tasche der weissen Hosen links befindet sich etwas handyähnliches.
Ständig vibriert dies Ding und macht schnarrende Geräusche.
Die Pfleger sagen sie spüren das noch lange nach Dienstschluss.
Wenn dies Teil vibriert, dann sind die Pflegeroboter gezwungen, diesen Apparat aus der Hosentasche zu nehmen, sie müssen darauf starren und einen Knopf drücken.
Dann können sie ihre Arbeit kurzfristig weitermachen, bis die Maschine wieder vibriert.
Ein Marterinstrument ist das. Das Vibrieren verhindert, dass die Pflegeroboter einschlafen, vermute ich. Sie starren dann hypnotisiert auf den Bildschirm, damit sie die verinnerlichte Geschäftspolitik nicht vergessen und drücken eine Taste, dieser kurzfristige Kontakt reicht aus um ihnen Kraft für circa 2 - 3 Minuten zu geben, weiter Handgriffe zu verrichten. Dann vibriert das Teil wieder in der Hosentasche und alles beginnt von vorn. Wahrscheinlich vibriert das Handy auch noch, falls mal wer auf dem Klo ist...
Wirklich gesteuert werden die Pflegeroboter durch einen rechteckigen Kasten, den sie ständig bei sich haben müssen. Auch da drücken sie ständig Tasten und starren auf einen Bildschirm, der sie steuert. Auf Tastendruck bekommen sie angezeigt, wo sie welche Tätigkeit zu verrichten haben. Die Pflege ist ferngesteuert. Andere Handgriffe, als die einprogrammierten, sind ihnen bei Strafe nicht erlaubt. Nach den monotonen, stereotypen Handgriffen, welches sie unmenschlich erscheinen lässt, drücken sie wieder eine Taste, dies bedeutet: Big Brother Rückert lässt den Buchhaltungscomputer rattern und das Augustinum bucht ab. Welcher alte Bewohner kann die Rechnung noch überschauen? Einige bestimmt, aber ab, sagen wir, Pflegestufe 2 und etwa 90 Jahren geht das nicht mehr.
Dieses Computersystem wirkt so unmenschlich auf mich, wie müssen dies sehr alte Menschen empfinden? Es gab eine Dame, die schrie in Augustinum Treffpunkt wochenlang um Hilfe. Vielleicht hätte ihr eine andere Lebenssituation als die Computerpflege geholfen.
Ich war da mal bei den katholischen Christkönigsschwestern in Berlin im alten Theodosius-Krankenhaus zu Besuch, lang ist es her, dieses Pflegeheim gibt es nicht mehr, und fühlte mich wundersam geborgen...

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