Dienstag, 10. Juli 2012

90 Jahre alt und OP?

Ich fahr mit dem Auto diesmal zu meinem Ortsteilrathaus, dort ist eine S-Bahnstation, von dort zum Krankenhaus. In der Innenstadt fährt die S-Bahn unterirdisch, ich kenn die Strecken seit meiner Kindheit. Es hat sich nicht viel verändert ausser den Wagen und vielleicht der Mode der Mitfahrenden.
Im Krankenhaus seh ich: Es geht meinem Verwandten mächtig bonfortionös Stunden nach der OP. Die Schwester kommt und sagt: Wir haben heute alles auf einmal gemacht, Katheter durch die Bauchdecke, Harnröhre und Prostataoperation, er hat prima durchgehalten.
Ich sag meinem Verwandten: Du wärst seit Mai inzwischen fast dreimal gestorben, jetzt wärst Du mit Sicherheit tot und so gut wie Du jetzt nach der OP aussiehst, wirst Du noch hundert Jahre alt.
Er sag: Das hab ich Dir zu verdanken.
Ich rasier ihn, besorg ihm eine Banane und geb ihm mitgebrachtes Milchmix.
Ich erzähl ihm, ich hab ihn polizeilich umgemeldet, er ist wieder Berliner.
Da sagt er doch gleich: Und jetzt krieg ich wieder Westrente.
Und diesen schlagfertigen Denker haben Sie im Augustinum in den Demenztreffpunkt verfrachtet.
Ich fahr mit der S-Bahn zu meinem Auto, von dort zum Augustinum, pack Sachen und bin kurz vor 22 Uhr zu Hause.

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