Samstag, 7. Juli 2012

Der Menüplan im Augustinum

Da gibt es so Sachen wie geschmorte Schweinebäckchen, Forelle blau, Gulasch mit Bandnudeln, Kalbsgeschnetzelte mit Spätzle. Immer gibt es Vorsuppe (Erbsensuppe mit Koriander, Koriander schmeckt eklig, sieht aber aus wie Petersilie), Kokos-Chilisuppe, igitt. Knoblauchcremesuppe, Karottencremesuppe, igitt. Es gibt Karibisches Limettenhuhn, schüttel, Rinderfilet mit Morchelsahne und Selleriepüree, igitt. Sie haben Fenchelgemüse pfui Deibel, Zucchinigemüse, naja. Aprikosen-Lammspiesse (da würde ich die Aprikosen rauspolken). Sie machen essbares Fleisch ungeniessbar. Fleisch ohne eklige Oliven, Basilikum, Kokos, Obst etc., welches nach Fleisch schmeckt, das gibt es kaum.
Spiegeleier gibt es nie. Bratkartoffeln sind immer weich und wabbelig, nie kross.
Die Frau von meinem Verwandten ist im Augustinum verhungert. Das Essen hat ihr nicht geschmeckt. In echt. Sie sagte, immer wenn der Koch nicht da ist und Frauen kochen, dann schmeckt es. Sie meldete sich monatelang permanent vom Essen ab. Der Koch fragte nach, was er ihr kochen dürfe. Sie lehnte dankend ab, bis sie tot war. Verhungert.
So ist das mit dem selbstbestimmten Leben im Alter.
In der Blindenwohnstätte isst mein Verwandter jetzt mit grossem Appetit wieder selbständig. Es gibt ordentliche Hausmannskost für einen 90jährigen Kerl. Im Augustinum haben sie ihm das Essen reingequält.
Und im Treffpunkt fragten sie: Möchten sie Streichwurst oder Griesssüppchen? Eklige Krankenkost. Er ist aber ein ganzer Kerl und ein Schinkenbrot hätte es getan.
Das Restaurant haben wir mehrfach abends bemüht, immer brachten sie einen riesigen Teller mit Camembertbrot. Ungeschnitten, blind mit falschen Zähnen nicht essbar, sie waren zu faul es in Stücke zu schneiden. Und: Wir mögen keinen Camembert, mein Verwandter hasst jeglichen Käse. So ging das ungegessen zurück, die blöde Käsestulle kostete jedesmal 6 Euro 50.
Das Mittagessen ins Schliessfach bringen zu lassen kostet 2 Euro = 60 Euro im Monat. Aber abräumen, das wird erst irgendwann Stunden später gemacht. In der Blindenwohnstätte jetzt sind sie fix.
Ja, und ich mag Kotelett mit schönem Fettrand, paniert, mit Erbsen und Möhren aus der Dose und Salzkartoffeln und Bratfett über den Kartoffeln. Das ist mein Leibgericht.
Falls jemand fragt: Nein es dürfen keine tiefgefrorenen Erbsen und Möhren sein!
Heute hab ich mir Schweinebraten mit Kruste und Speckkartoffelsalat gemacht.
Nachtisch gibt es im Augustinum auch, aber nicht richtig. Bircher Müsli (das ist doch schweizer Frühstück, das würd ich nicht zum Nachtisch wollen, Spritzkuchen (ok, aber das möcht ich zum Kaffee), Ananaskompott und Schokoladenmousse gibt es (Schokokochpudding mit Klümpchen mag ich lieber). Und es gibt Griessbrei mit Zimt-Zucker diese Woche im Augustinum. Das ist seit Kindertagen mein absolutes Brechmittel.
Sie können das Essen behalten, ich zieh da nicht hin.
Einmal im Restaurant, das Essen kam wohl so 11 Euro für mich als Besucher, gab es Putengulasch (das war eine Notlösung, das andere Gericht war war echt ekel). Das Gulasch war hart und der Reis gemischt mit Wildreis auch, es war eine ganz kleine Portion, was für einen hohlen Zahn auf einem grossen Teller. Ich hab lieber einen Teller knackevoll mit Leckereien, aber wenn das Essen so dürftig ist, was soll es. Zu trinken gab es Leitungsheimer aus einer Karaffe kredenzt.
Da war ich so 55 Jahre alt und gehörte wie heute zur körperlich arbeitenden Bevölkerung. Da wird man nicht satt, sagte ich mir und dachte, innerlich mit den Zähnen knirschend: So eine Neppbude. Ich hab im Augustinum nie wieder gegessen, dafür ist mir mein Geld zu schade.
Mein Onkel war auch da und hat knapp 11 Euro bezahlt. An dem Tag gab es Kartoffelsuppe (Eintopf), natürlich mit Leitungsheimer aus der Karaffe.
Die sind so geizig, man glaubt es kaum.
Im Pflegeheim nebenan kann Otto Normalverbraucher für 3 Euro 50 mitessen.
Es ist nicht leicht für 250 Menschen zu kochen, das ist eine Grossküche. Ich erinnere mich an den Mensafraass meiner Studentenzeit.
A b e r, ich zitiere aus der aktuellen "Woche":
"Fürsorglich wurde der Wunsch einiger Bewohner geäussert, dass man doch der Bedienung im Speisesaal an ganz heissen Sommertagen (Betonung auf ganz) erlauben möge, ihre "Fliege" abzulegen."
Und ich denk: Geht`s noch? Noch ein Käfig voller Narren.

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