Mittwoch, 11. Juli 2012

Der Fahrstuhl macht, was er will

Ich ruf im Krankenhaus an, sie sagen mir mein Verwandter hat die OP prima gepackt, es geht ihm prima. Na, da freu ich mich und bin beruhigt, weil ich muss ins Augustinum, den Umzug vorbereiten.
Ich kauf Würstchen und Getränke, für die, die morgen schleppen werden. Im Augustinum hol ich dann einen Rollwagen, geh ins Apartment, die Haustechnik will mal gucken kommen, der Chef sagt mir, dass das Parkett abgeschliffen werden muss und das Apartment gestrichen. Das stimmt, es wurde 14 Jahre von meinen Verwandten bewohnt. Wir schauen in den leeren Tresor und in den Einbauschrank, den meine Verwandten einbauen liessen. Alles OK, den ca. Preis über den Daumen für die Renovierung kann ich akzeptieren. Der Chef der Haustechnik will die Papiere fertig machen, dann haben wir nochmal einen Termin und dann noch einen zur Schlüsselübergabe.
Es ist eine Freude mit diesem Herrn, den ich über Jahre kenne, zu arbeiten und zu verhandeln. Schwierigkeiten gab es kaum, er ist korrekt und versteht gut, was man braucht. Im Schliessfach liegt noch vieles rum, ich pack Umzugskartons voll, stopfe vieles in den Einbauschrank, will die Sachen später holen.
Der Umzug morgen betrifft nur Möbelstücke.
Ich will mit dem Rollwagen in den Keller, dort ausräumen.
Ich steh am Fahrstuhl im Erdgeschoss, bin ja auf Blindheit geeicht, und erleb mein blaues Wunder.
Eine Pflegerin kommt, schiebt einen "Herrn von und zu" im Rollstuhl, er hält eine Akte in den Händen. Zu Pflegende werden prinzipiell gerollt, laufen in Begleitung, das gibt es im Augustinum nicht, dazu hat das Personal keine Zeit. Die Pflegerin telefoniert über die nächsten zu Pflegenden auf ihrem Handy, nie läuft was ohne diese Unterbrechungen.
Ich betrete den Fahrstuhl, drücke als erste auf U, Untergeschoss, Keller. Das ist auch klein in Braille markiert. Die Pflegekraft drückt danach einen Knopf, der Fahrstuhl fährt los, ich staune, ich bin nicht im Keller, ich bin im dritten Stock. Hm, ein Paar steigt zu, sie drücken einen Knopf. Der Fahrstuhl fährt, ich bin wieder im Erdgeschoss, wo die Reise begann. Die beiden steigen aus. Dann bin ich endlich beim nächsten Halt im Keller und steige aus.
So: Blind oder stark sehbehindert, wo wär ich wohl ausgestiegen und hätte mich im Haus verlaufen? Das Augustinum ist blindenunfreundlich.
Was blindenfreundlich ist, kann man hier sehen: http://www.blindenwohnstaetten.de/barrierefrei.htm

Das Augustinum Kleinmachnow ist ein Haus voller Barrieren, schön, dort auszuziehen.
Nach einer Weile sind nur noch zwei Schränke morgen im Keller abzuholen.
Ich schufte im Apartment bis abends und bin um 22 Uhr zu Hause.

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