Sonntag, 15. Juli 2012

Werbefilm Augustinum Kleinmachnow

Auf der Homepage des Augustinums ist ein Werbevideo: Impressionen: Kleinmachnow bei Berlin. ich hab mir das mal angesehen, ich kenn von vielen Mitwirkenden nicht nur das Gesicht, sondern auch den Namen, hab öfters mit einigen geredet.
Die Dame, die Boule spielt und sagt: Die Gemeinschaft! Sie sitzt oft einsam mit Rollator in der Halle, wenn ich komme und schaut sich die Besucher an.
Man merkt: Diese Bewohner waren alle noch nicht pflegebedürftig. Die mit grösserem Handicap essen nicht im Restaurant, sondern in einem Speisezimmer über dem Restaurant, oder Abendbrot im Treffpunkt, oder in ihrem Schliessfach, es kostet 2 Euro sich das Mittagessen bringen zu lassen. Die Teller wieder abräumen lassen, das dauert Stunden.
Man beachte die Miniportionen auf dem Teller im Restaurant. Ich war so enttäuscht für 11 Euro nicht satt zu werden.
Auf der Speisekarte steht Strauss mit Mango. Den ganz alten Bewohnern schmeckt so was nicht. Ich bin noch nicht so alt und mir schmeckt das auch nicht. Meine Verwandte meldete sich monatelang vom Essen ab, sagte mir: Es schmeckt mir nicht. Sie ist verhungert.
Der Professor, der dort im Video die Klingel zeigt, der wohnt nicht 14 Jahre dort, sondern erst ein paar Jahre. Er glaubt, wenn man klingelt sind die Pflegekräfte nach 2 Minuten da. Weit gefehlt, sagt mein Verwandter mit jahrelanger Pflegestufe 2 wirklich pflegeerprobt in diesem Haus. Man wartet oft 30 Minuten bis 1 Stunde, wenn man klingelt. Das Personal hat dann zig Ausreden, z. B. Pflegenotstand, zu viele Bewohner haben Durchfall...
Als mein Verwandter stürzte und sich den Oberschenkel brach, da war das nicht in Nähe der Notrufstrippe und er lag unterkühlt die halbe Nacht und hat geklopft und stundenlang um Hilfe gerufen, bis man ihn endlich fand.
Die Frau des Professors sagt, man kann im Schliessfach verbleiben, wird dort gepflegt bis man stirbt. Mein Gott, ne, das kann ich doch in jeder gemieteten Wohnung oder in meinem Haus auch mit ambulantem Pflegedienst und Johanniter Notruf. Solch Hilfe dauert auch nicht länger.
Aber, die Realität des Sterbens ist doch anders, ist meine Erfahrung. Meine Verwandte glaubte das auch, toll bis zum Tod in der eigenen Wohnung gepflegt zu werden. Sie wurde enttäuscht. Sie wurde aus ihrem Zimmer in ihrer Wohnung ausquartiert, kam tagelang in ein unbequemes Gästeapartment namens "Fläming" in der Nähe des Demenztreffpunkts und röchelte dann nur noch "Krankenhaus". Erst am nächsten Tag bequemte sich die Pflege sie ins Krankenhaus bringen zu lassen, sie wurde ihnen "zu ruhig" sagte man mir. Dort im Krankenhaus verstarb sie dann am 11. Tag. Ich hab sie täglich lange besucht.
Soviel zu dem märchenhaften Werbefilm und meine Erlebnisse dazu.

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