Montag, 9. Juli 2012

Auf dem Bürgeramt

Heute fahr ich zum Bürgeramt mit Ausweisen, Meldeformular, Urkunden, Vollmachten, Mietvertrag, nachdem ich vorher angerufen habe und ewig in der Warteschleife hing. Erstmal schreib ich mich in dem Volksbegehren für das Nachtflugverbot/Schönefeld ein, dann muss ich eine halbe Stunde warten.
Frau Bürokrat will noch eine Unterschrift mit Stempel vom Vermieter, also fahr ich in die Blindenwohnstätte und hab die Unterschrift und Stempel in 2 Minuten bekommen. Ich fahr schnell wieder zum Bürgeramt, die Zeit wird knapp. Ich schaff es vor Torschluss, muss dann wieder etwas warten. Man weist mir eine andere Bürokratin zu. Die bearbeitet den Antrag, die neue Anschrift wird in den Ausweis meines Verwandten geklebt. Man gibt mir eine Meldebescheinigung. Ich sag: Nö, das akzeptier ich nicht, so hiess mein Grossvater, Sie haben den falschen Vornamen unterstrichen. Die Bürokratin lässt den Computer wieder rattern und ich bekomme eine korrekte Bescheinigung. Ich sag an, ich möchte, dass das Landeseinwohneramt dem Sozialwesen Auskunft erteilt, damit der Bürgermeister und Stadtrat zum Geburtstag gratulieren können, weil mit Datenschutz geht das nicht und mein Verwandter möchte dies so gern.
Ich überleg mir: Schön als Berliner wieder Berliner zu sein. Und: Vielleicht gibt es für einen ollen Wessi jetzt endlich wieder Westrente?
Kleinmachnow als Wohnort hat viele Nachteile.
Der Bürgermeister von Kleinmachnow schreibt selbst zum 90. Geburtstag nur einen Computerbrief. Bei uns kommt ein Mitarbeiter persönlich vorbei mit Präsent!
Die Frau meines Verwandten war auch sehr enttäuscht als an ihrem 84. Geburtstag, das war ihr letzter, vom Amt in Kleinmachnow nur ein gelber Briefbogen mit aufgedruckter Blume kam. Aber am 90. Geburtstag nicht mal einen Mitarbeiter vorbeizuschicken bei so einem kleinen Ort wie Kleinmachnow, das ist reichlich unverfroren. Und sie haben auch niemand zu einer fröhlichen Nachfeier eingeladen, wie in meinem berliner Bezirk üblich.
Die Steuern gehen nun an ein berliner Finanzamt. Und CDU wählen, das war einmal.
Ausser dass die CDU und Junge Union im Altenheim Augustinum laute Parties bis in die Morgenstunden feiern und das Schliessfach meines Verwandten von dem Lärm betroffen ist, fällt mir zu der Partei nichts mehr ein. Adenauer wählen, das war einmal.
Wenn sie so mit ihren Bürgern umgehen, dann ist das gerecht für PM, das Land der Pudelmützen. Ich war da mal in Babelsberg auf dem PM Finanzamt in Angelegenheit meines Verwandten. Es ist in den alten Grenztruppenkasernen. Da kommt einem als ehemaligem Westberliner echt was hoch. Nämlich die unrühmliche Vergangenheit, wie sie uns filzten, an der Grenze. - "Sag mal einen Satz mit Gänsefleisch. Gennse fleisch ma n Gofferraum uff machen? Ach, hinten im Gäfer ham Se n Ersatzmotor? Schieben Sie den Sitz nach vorn, bauen Sie die Rückbank aus." Und dann fuhren sie noch mit einem Spiegel unter den Wagen.
Es ist nicht so gut im Land Brandenburg.
Es ist auch schöner, wenn für einen Berliner Berlin auf der Sterbeurkunde steht. Ich bin sentimental und heimatverbunden.

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